Interesse für ICT-Berufe wecken

Aktionstag "Girls in ICT"

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Das Bakom hat erstmals am internationalen Aktionstag "Girls in ICT" teilgenommen. Fast 30 Schülerinnen kamen zu einem Event in Biel. In einem Gespräch erklärte Silvio Rubli die Intentionen der Bundesbehörde.

Im Jahr 2010 hat die Internationale Fernmeldeunion (ITU) auf ihrer Vollversammlung den Aktionstag "Girls in ICT" ins Leben gerufen. Ziel der Veranstaltung ist es, Mädchen und junge Frauen für ICT-Berufe zu begeistern. Seit 2011 findet dieser Tag immer am 4. Donnerstag im April statt. Bisher heute nahmen über 140 Länder mit mehr als 3500 Anlässen an diesem Tag teil, wie das Bakom berichtet. Die Bundesbehörde schloss sich dieses am 23. April dieses Jahres der Initiative an, nachdem die ITU an ihrem Hauptsitz in Genf bereits vor einem Jahr die Veranstaltung erstmals in der Schweiz durchgeführt hatte.

Zu wenige Frauen in ICT-Berufen

In einem Hintergrundgespräch erklärte Silvio Rubli, verantwortlich im Bereich Radio Monitoring und Anlagen beim Bakom, warum sich die Bundesbehörde zu diesem Schritt entschloss und wie der Tag verlief. "Es gibt viel zu wenige Frauen in ICT-Berufen", sagte Rubli. Seiner Meinung nach stimmt die Balance zwischen den Geschlechtern nicht, weshalb gerade Wissen und Sozialkompetenzen der weiblichen Seite in den ICT-Berufen fehlen würden. Noch immer seien nur etwas mehr als 10 Prozent aller Personen in ICT-Berufen Frauen. Den Zahlen von Rubli zufolge waren es 2012 10,6 Prozent. Dabei lag die Zahl im Jahr 2003 mit über 12 Prozent schon einmal höher. Bis zu einem Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern scheint es also noch ein weiter Weg.

Rubli nannte vor allem geschlechterspezifische Zuschreibungen als Hauptgründe für den geringen Frauenanteil. Gerade in Westeuropa seien Stereotypen noch fest verankert. Beispielsweise würde häufig geäussert, dass Frauen nicht so gut in Mathematik und dafür besser in Sprachen seien. Dies könne aber nicht verallgemeinert werden.

In Ländern des ehemaligen Ostblocks seien hingegen viel mehr Frauen im ICT-Umfeld anzutreffen. Rubli habe auf internationalen Events häufig Frauen in ICT-Spitzenpositionen aus diesen Regionen angetroffen. Auch deshalb wollte das Bakom mit der Teilnahme am Aktionstag einen Impuls setzen, um mehr Frauen für ICT-Berufe zu begeistern.

Wie der Tag Verlief

Am Aktionstag kamen insgesamt 27 Schülerinnen der 7. und 8. Klasse in die Räumlichkeiten des Bakom nach Biel. Darunter jeweils die Hälfte aus der Romandie und der Deutschschweiz. Diese Altersgruppe sei sehr wichtig, da sich viele Schülerinnen in dieser Phase für eine Lehrausbildung oder ein Studium orientierten. Auf diesem Weg wollte das Bakom die Möglichkeiten von ICT-Berufen aufzeigen, wie Rubli erklärte.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch zwei Vorträge, jeweils einen für jede Sprachgruppe. Die deutsche Gruppe informierte Weltraumforscherin Kathrin Altwegg, Professorin an der Universität Bern. Sie wirkte massgeblich an Experimenten der Sonde Rosetta mit der Landung auf dem Kometen Tschuri mit. Zur französischen Klasse sprach Natalia Archinard, Leiterin der Sektion Bildung, Wissenschaft und Raumfahrt im EDA. In Anschluss informierten Mediamatiklernende und eine Informatikerin über ihre Erfahrungen in der Ausbildung und im Beruf.

Den Höhepunkt bildeten drei Workshops, für die sich die Schülerinnen entscheiden konnten. Im ersten Workshop konnten diese eine App für ihr Smartphone programmieren. Der zweite Workshop thematisierte die Steuerung eines Roboters und im dritten Workshop konnten die Schülerinnen einen kurzen Handyfilm drehen und schneiden.

Zudem konnten die Schülerinnen noch an einem Wettbewerb teilnehmen. Dazu mussten sie in acht Minuten erklären, wie ihre ICT-Welt aussieht. Als Preis lobte das Bakom ein iPad Mini aus.

Gemischte Resonanz

Auf die Frage nach der Resonanz der Veranstaltung konnte Rubli keine eindeutige Antwort geben. Seiner Meinung nach teilten sich die Teilnehmerinnen in zwei etwas gleichgrosse Gruppen auf. Die eine kam schon mit viel Vorwissen und Interesse zum Event und beteiligte sich entsprechend aktiv. Die andere Gruppe schien sich eher berieseln zu lassen und die neuen Eindrücke unkommentiert aufzunehmen.

Allgemein stellte Rubli fest, dass die Schülerinnen recht zurückhaltend waren. Bei den Vorträgen wurden nur wenige Fragen gestellt. Grösseres Interesse und mehr Interaktion gab es dann erst in den Workshops.

Es soll weitergehen

Im nächsten Jahr will sich das Bakom wieder am Aktionstag beteiligen, sagte Rubli. Er hofft, dann noch mehrere staatliche Behörden in das Projekt einbeziehen zu können. Auch bei der ersten Veranstaltung habe die Zusammenarbeit schon gut geklappt. Das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation stellte beispielsweise Laptops leihweise zur Verfügung, hob Rubli lobend hervor.

Auch aus der Wirtschaft kämen viele Initiativen, um Mädchen und Frauen für ICT-Berufe zu begeistern, sagte Rubli weiter. Beispielsweise führe die Swisscom schon mehrtätige Veranstaltungen für Mädchen durch. Auch auf politischer Ebene sei das Thema angekommen. So gebe es viele Informationsmaterialien für Lernende. Diese scheinen die Zielgruppe aber häufig nicht richtig zu erreichen, sagte Rubli weiter.

Generell hätten es Frauen heute noch immer schwer sich in ICT-Berufen gegen die Männerübermacht durchzusetzen. Es gebe aber positive Beispiele. Und diese könnten helfen. Denn erfolgreiche IT-Forscherinnen würden besonders Studentinnen und Jungforscherinnen anziehen. Diese fungierten als eine Art Kondensationskern aus dem ein Netzwerk erwachsen könne. Laut Rubli lässt diese Entwicklung hoffen, dass sich der Frauenanteil bald erhöhen wird. Ein Wert von über 30 Prozent wäre für ihn schon ein erster Erfolg. Langfristig strebt der Bund einen Frauenanteil in ICT-Berufen zwischen 44 bis 48 Prozent an.

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