Interxion Rechenzentrum

"Hybrid Cloud ist mehr als die Summe von Public und Private"

Uhr | Aktualisiert

Der Colocation-Anbieter Interxion hat in sein Rechenzentrum nach Opfikon geladen. Auf dem Programm stand eine Führung durch die Anlage mit anschliessenden Referaten rund ums Thema Hybrid Cloud.

Interxions Hochsicherheitstrakt für Daten steht in einem Industriegebiet und sieht von aussen aus wie eine Fabrik. Einzig die hohen Stahlgitter rund um das Gebäude lassen vermuten, dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Fabrik handelt. Der unscheinbare Auftritt ist gewollt. "Security by Obscurity" nannte das Konzept Sales Leader Martin Luchsinger von Interxion, während einer Führung durch das Rechenzentrum in Glattbrugg/Opfikon Ende April.

Dabei erzählte er auch warum sich sein Unternehmen für dieses Gebäude entschied. Ausschlaggebend sei vor allem gewesen, dass die Immobilie gut erschlossen ist. Dies gleich in doppelter Hinsicht: Einerseits verfügt das Gebäude über gute Anliefermöglichkeiten und Parkplätze und zudem liegt das Datacenter in einem Gebiet mit sehr vielen Glasfaserleitungen verschiedenster Provider. Das ganze Zentrum ist laut Luchsinger über vier Ausgänge durch je 4000 Glasfaserkabel mit der Aussenwelt verbunden.

Die Technik

Während der weiteren Führung informierte Luchsinger über die technische Ausstattung und die Sicherheitsvorkehrungen. Das Rechenzentrum ist in zwei voneinander unabhängige Systeme aufgeteilt. Einen grossen Stellenwert für einen reibungslosen Betrieb hat die Stromversorgung. Dafür stehen zwei Schiffsdieselnotstromaggregate bereit, die im Falle eines Stromausfalls für fünf Tage mit Treibstoff versorgt sind, wie Luchsinger erklärte. Im inneren des Gebäudes befinden sich zusätzlich Batterien für zwei mal zwei USV-Systeme für eine Überbrückungszeit von mindestens 12 Minuten in denen die Dieselgeneratoren anspringen können. Ein grösserer Notfall sei zum Glück noch nicht eingetreten, betonte Luchsinger.

Für den Normalbetrieb kommt der Strom vom Hochspannungsnetz, der von zwei Seiten her mit einer Spannung von je 16'000 Volt ins Gebäude geleitet wird. Damit kann auf eine Leistung von 17 Megawatt zugegriffen werden, wobei momentan nur die Hälfte davon benötigt wird, wie Luchsinger sagte. Im Brandfall erstickt ein Gaslöschsystem die Flammen. Bei einem Einsatz des Gases könnten Menschen noch atmen, das Feuer ersticke hingegen, versicherte Luchsinger.

Nach der Besichtigung der technischen Infrastruktur führte Luchsinger in das Herz der Anlage. Die Schleuse wird mit einem Fingerabdruckscanner gesichert, der auch misst, ob es sich um einen durchbluteten Finger handelt. Nach der Schleuse gelangt man zu den Serverracks. Trotz Kühlung durch insgesamt 450’000 Liter Kühlflüssigkeit war es innerhalb der Serverräume immer noch recht warm. Welche Server welchem Kunden gehören, wollte Luchsinger nicht sagen. Diskretion gehört zum Geschäft. Interxion betreibt nach eigenen Angaben europaweit 38 Rechenzentren und bedienen damit über 2000 Kunden. In Glattbrugg/Opfikon selbst vermietet das Unternehmen Rechenfläche an etwa 150 Kunden. Das Gebäude ist zurzeit zu zwei Drittel ausgelastet und verfügt noch über Ausbaumöglichkeiten.

Hybrid Cloud – eine Studie

Nach dem Rundgang durch das Rechenzentrum begrüsste Interxions Managing Director Peter Moebius die Gäste um das Wort an Stefan Züger zu übergeben, seines Zeichens Presales Manager bei EMC. Dieser führte als Moderator durch den weiteren Abend. Dieser war dem Thema Hybrid Cloud gewidmet. Hierfür hatten die Gastgeber Ian McVey, Director Enterprise & SI aus England eingeflogen. Er präsentierte die Ergebnisse einer Studie zum Thema Cloud. McVey verglich die Cloud-Adaption in der Schweiz mit jener in anderen europäischen Ländern. Für die Erhebung wurden 625 IT-Spezialisten befragt, davon 56 aus der Schweiz. Die Schweizer Unternehmen adaptierten Hybrid Clouds gemäss Studie vergleichsweise früh. Die Befragten erwarteten aber, dass die anderen Länder Europas nächstes Jahr an der Schweiz vorbeiziehen werden. Firmen in der Schweiz nutzten zudem mehr reine Cloudangebote als Unternehmen in anderen europäischen Staaten.

Datensicherheit im Vordergrund

Die Datensicherheit wurde als Hauptgrund genannt, warum Daten im Rechenzentrum gelagert werden. Schweizer Unternehmen legten im europäischen Vergleich etwas mehr Wert auf Sicherheit. Zudem würden sie stärker darauf achten, dass die Datenspeicher auch physisch lokalisiert und berührt werden könnten. Erst danach wurden die Kostenvorteile als Begründung für RZ-Lösungen angegeben.

Die Cloud aus juristischer Sicht

Die Cloud stellt Unternehmen allerdings auch vor juristische Herausforderungen. Was Firmen bei Cloud-Projekten beachten müssen, erläuterte im Anschluss an McVey die Juristin und Notarin Carmen de la Cruz. "Grundsätzlich ist der Daten-Upload in die Cloud juristisch gesehen machbar, man sollte jedoch situativ die beste Cloudlösung evaluieren", riet Cruz.

Die Sensibilität der Daten sei ausschlaggebend ob eher Private oder Public Clouds bevorzugt werden sollten. In der Schweiz würden vor allem Personendaten eine Grenze darstellen, da diese per Gesetzt gut geschützt werden müssen. Weiter gab de la Cruz den Tipp: "Gute Verträge sind wichtig, bringen jedoch gar nichts, wenn sie nicht eingehalten werden." Gerade bei Kooperationen im Ausland würden vertragliche Abmachungen bezüglich Datenschutz oft ignoriert. Grundsätzlich seien also nähere, bekanntere und zertifizierte Lösungen um der Sicherheit willen vorzuziehen.

Die Zukunft des Internets und die hybride Cloud

Sicherheit war auch Thema von Helmut Wahrmann, Senior Technology Consultant bei RSA. Aktuell seien allein wegen Apps 4,4 Zettabyte an Daten im Umlauf. Dieser Wert werde sich in den nächsten fünf Jahren mindestens verzehnfachen, sagte Wahrmann. Um die Sicherheit auch bei steigender Komplexität des Internets gewährleisten zu können, schlug Wahrmann deshalb "Intelligence Driven Security" vor. Dieser Begriff ist vergleichbar mit "Adaptive Security" wie es Sprenger CIO von Adnovum am Security Update nannte. Es geht kurz gesagt darum, Sicherheitsprobleme anhand von intelligenten Systemen frühzeitig erkennen zu können.

Im letzten Referat kam Sascha Meier, Field CTO bei EMC Schweiz, auf den technischen Aspekt der Hybrid Cloud zu sprechen. Meier sagt: "Hybrid ist nicht gleich Public plus Privat."

In einer Hybrid Cloud seien öffentliche und private Speicherplätze flexibel kombiniert, die Verschiebung der Daten ist jederzeit schnell und mit geringem Aufwand möglich. Diese Anpassungsfähigkeit seien die Vorzüge der Hybrid Cloud, sagte Meier.

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