Die Ruhe vor dem Sturm

Konsolidierung an Europas RZ-Markt

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Im Februar haben zwei Grossfusionen am Colocation-Markt die ICT-Branche aufhorchen lassen. Die Analysten von 451 Research prophezeien, dass dies erst der Auftakt zu einer Konsolidierungswelle ist, die den gesamten RZ-Markt transformieren wird.

Die Analysten von 451 Research prophezeien dem europäischen Colocation-Markt gewaltige Umwälzungen. Vor wenigen Wochen sorgten verschiedene Übernahmepläne grosser Player für Aufsehen.

Wie umkämpft der Markt derzeit ist, zeigt der Übernahmekrimi um Interxion. Vor wenigen Wochen veröffentlichte Telecity Pläne für die Akquisition von Interxion. Dadurch würde ein paneuropäischer Colocation-Riese entstehen. Doch nun schaltete sich Anfang Mai Equinix in den Bieterkampf ein und verhandelt mit Telecity über einen Zusammenschluss. Sollten die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss führen, wäre das Geschäft noch gewaltiger, als der 1,44 Milliarden-Pfund-Deal von Telecity und Interxion.

2,5 Millionen Quadratmeter nutzbare RZ-Fläche

Die Marktforscher schätzen, dass derzeit zirka 2,5 Millionen Quadratmeter Nutzfläche in Europa existieren. Davon gehören Equinix 5,3 Prozent, Telecity 3,7 Prozent und Interxion 3,5 Prozent. Sollten sich Equinix und Telecity zusammenschliessen, so hätte das neue Unternehmen 9 Prozent der operationellen RZ-Fläche in Europa. Eine Telecity-Interxion käme auf 7 Prozent der Nutzfläche.

Die Fusionen würden zu mehr Grösse führen und letztlich zu einem besseren Skaleneffekt. Dieser könnte sich für Kunden in attraktiveren Preisen bezahlt machen.

Marktverschiebend werten die Analysten auch den Abschluss der Übernahme von E-Shelter durch NTT. Der japanische Anbieter könnte auf diese Weise seine Reichweite um die wichtigen Datenknoten Frankfurt, Zürich, Wien und Berlin steigern. Die angekündigten Firmenzusammenschlüsse würden die Märke in verschiedenen Zentren Europas verändern, folgern die Analysten.

Die Marktforscher rechnen aber nicht nur mit weiteren Elefantenhochzeiten in der Branche. Sie sprechen in einer Studie gar von einer Transformation der gesamten Branche. Entwicklungen wie der Wunsch von Kunden nach hochqualitativen Rechenzentren, kurzer Latenzzeit und die Anbindungen an Services würden zu weiteren Übernahmen führen.

Markt differenziert sich

In Folge finde eine schärfere Trennung zwischen regionalen, internationalen und paneuropäischen Anbietern statt. Dadurch würden kleinere Marktteilnehmer sich stärker auf Services und bestimmte Kernkompetenzen konzentrieren. Man könnte auch sagen, dass sich der Markt in grosse Allgemeinanbieter und kleine Spezialisten auftrennt.

In Europa werden gemäss Daten von 451 Research 1616 Datacenter betrieben, was 42 Prozent des globalen Marktes entspricht. Das Gros besteht aus regional verankerten Anbietern, die Support anbieten können und auch ihre lokalen Kunden kennen. Allerdings könnten sie nicht auf einem globalen Level und auch nicht mit internationalen Riesen mithalten, die gewissermassen in "ihr" Territorium eindringen.

Eine Folge dieser Entwicklung könnte sein, dass neue Zentren in den Fokus rücken. Hierzu zählen etwa Städte wie Stockholm oder Mailand.

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