Studie der EPF Lausanne

Schweiz hinkt bei der Digitalisierung hinterher

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von Christoph Grau

In Fragen der Digitalisierung muss die Schweiz noch ihre Hausaufgaben machen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Six, Swisscom und der EPFL. Die Schweiz ist international oft nur im Mittelfeld zu finden.

Zusammen mit Six und Swisscom hat das EPFL College of Management of Technology eine umfassende Studie zum Stand der Digitalisierung in der Schweiz vorgelegt. Die Studie trägt den Namen "Switzerland’s Digital Future. Facts, Challenges, Recommendations".

Die Studienautoren sehen einen erheblichen Handlungsbedarf, damit die Schweiz die Digitalisierung meistern kann. Insbesondere in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) sowie bei der Förderung einer sogenannten digitalen Wirtschaft hinkt die Schweiz anderen Ländern hinterher.

Im Bereich ICT abgehängt

Beim Aspekt Infrastruktur rangiert die Schweiz weltweit mit Platz 15 auf den vordersten Plätzen. Vor allem ostasiatische Länder wie Singapur, Japan und Südkorea sind hier führend.

Eine deutliche Lücke tut sich aber im ICT-Feld auf. Hier landet die Schweiz mit Platz 41 deutlich hinter den meisten europäischen Ländern. Die Forscher sehen Grossbritannien, Frankreich und die Niederlande in Europa an der Spitze. Die Autoren begründen das schlechte Abschneiden mit den strengen regulatorischen Vorgaben in der Schweiz und die hohen Kosten, die damit verbunden sind.

Punkten konnte die Schweiz im internationalen Vergleich jedoch beim Datenschutz und der Sicherheit von Daten. Dadurch habe sie ein grosses Potenzial als Standort für internationale Rechenzentren, heisst es weiter.

Regulatorische Hemmnisse abbauen

Weiter bemängeln die Forscher den fehlenden Unternehmergeist in der Schweiz. Im Vergleich zu den USA sind die Schweizer Gründer auch recht alt. Positiv wirke sich aber aus, dass die Jungunternehmen hierzulande länger überleben und häufiger Erfolg haben. Positiv hoben die Forscher zudem die Entwicklung beim Aufbau eines Start-up-Ökosystems in der Schweiz hervor. Hier habe sich in den letzten Jahren viel getan.

Schwierigkeiten gebe es aber bei der Besteuerung von Start-ups. Die Steuerlast sei im Vergleich zum Ausland deutlich höher. Die Forscher fordern auch einen Abbau der Regulierungen in der Schweiz. Die vielen Regeln würden den Sprung ins digitale Zeitalter hemmen.

E-Government vernachlässigt

Als wenig entwickelt sehen die Studienautoren auch den Bereich E-Government an. Bei den Onlinedienstleistungen der Regierung landet die Schweiz weltweit nur auf Platz 64 und bei der Onlineteilhabe auf Platz 87. Auch im europäischen Vergleich steht die Schweiz weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Spitzenreiter sind in der Studie Frankreich und die Niederlande.

Dabei könnten laut den Autoren durch neue technologische Möglichkeiten sowohl Verwaltungen wie auch die Wirtschaft entlastet werden. Die Studie bemängelt auch eine wenig ausgeprägte Kultur für offene Daten in der Schweiz.

Weichen jetzt stellen

Ein weiterer Schwachpunkt der Schweiz ist laut der Studie die "digitale Bereitschaft" der Bevölkerung. Hier gebe es noch erhebliches Entwicklungspotenzial. Die Digitalisierung habe die Gesellschaft noch nicht durchdrungen. Die Autoren schlagen daher gezielte Programme zur Förderung der digitalen Kompetenzen vor.

Generell ist die Ausgangslage der Schweiz aber solide. Laut Swisscom-CEO Urs Schaeppi steht die Schweiz der Studie zufolge "gut", aber eben nicht "sehr gut" da. Seiner Meinung nach müssten jetzt die Weichen für die Digitalisierung gestellt werden, damit die Schweiz langfristig nicht den Anschluss verliert, lässt er sich in einer Mitteilung zitieren.

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