Abacus und Swisscom spannen zusammen

Business Software aus der Cloud - Made in Switzerland

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis

Abacus bietet seine cloudbasierte Business-Software „AbaWeb“ neu auch aus der Swisscom Cloud an. Dafür sind Abacus und Swisscom eine strategische Allianz eingegangen, die KMU und Vertriebspartnern gleichermassen Vorteile bringen soll. Mit Swisscom-Exklusiv-Interview.

Vertrag unterzeichnet: Abacus und Swisscom
Vertrag unterzeichnet: Abacus und Swisscom

Abacus Research und Swisscom gehen im Bereich Cloud Services eine strategische Zusammenarbeit ein, melden die Unternehmen heute in einer gemeinsamen Mitteilung. Cloud-basierte Business Software soll KMU und Abacus-Vertriebspartnern gleichermassen Vorteile bringen. KMU bekämen damit einen bequemen Zugang zu frei skalierbaren Modulen der betriebswirtschaftlichen Software. Vertriebspartner könnten sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, während Swisscom den Betrieb der Infrastruktur gewährleiste.

Der Cloud Service von Swisscom stehe für hohe Sicherheit, Stabilität und Swissness heisst es in der Mitteilung weiter. Dank KMU-gerechter Datenhaltung in der Schweiz und dynamischer Software-Einführung würden KMU und Vertriebspartner einen Mehrwert erhalten.

Gleichzeitig müsse beim Anwender die bestehende Infrastruktur nicht angepasst werden. Kostenintensive Vor-Ort-Lösungen würden hinfällig, bisherige physische Limiten entfielen. „Swisscom und Abacus machen die Cloud real“, sagt Claudio Hintermann, CEO von Abacus Research. Die Zusammenarbeit von Abacus Research und Swisscom startet mit einer Pilotphase, die bis in die zweite Jahreshälfte andauert.

Im Interview erklären Marcel Meier, Head of ICT Partnermanagement und Olaf Würker, Partnermanager von Swisscom, was hinter dem Deal steckt.

Worum geht es bei der Partnerschaft zwischen Abacus und Swisscom?

Marcel Meier: Primär geht es darum, dass wir von Swisscom in Zusammenarbeit mit Abacus als Softwarepartner Finanzbuchhaltungs- und ERP-Software aus der Cloud anbieten können. Dabei stellt Swisscom die benötigte Infrastruktur bereit und zwar als Infrastructure as a Service. Abacus stellt die Software zur Verfügung.

Sie schreiben in Ihrer Mitteilung von einer „Pilotphase“, die in die zweite Jahreshälfte 2011 dauern soll. Wie muss man sich diese Pilotphase vorstellen?

Olaf Würker: Ab Mitte Februar werden wir die ersten friendly User aufschalten. In der Pilotphase werden wird das nötige Feintuning vornehmen, die technischen Spezifikazionen justieren. Danach gehen wir in den Regelbetrieb über und implementieren das Angebot in unser Portfolio.

Wie muss man sich das neue Angebot konkret vorstellen?

Würker: Seitens Swisscom bieten wir die notwendigen Infrastrukturelemente wie virtuelle Maschinen, Sicherheit, Verfügbarkeit, Netzwerkanbindung. Die Abacus-Partner installieren die Abacus-Softwarelösung, die dann über Internet vom Kunden als Software as a Service abgerufen werden können.
Meier: Eigentlich virtualisieren wir die On-premise-Infrastruktur bei den Kunden, so dass diese für den Betrieb einer ERP-Software, wie etwa der von Abacus, keine zusätzliche Hardwareinfrastruktur mehr brauchen.

Was haben die Systemintegratoren davon?

Meier: Die Systemintegratoren müssen sich nicht mehr mit Hardware-Konstellationen auseinandersetzen, und sparen damit Zeit und Ressourcen. Sie können sich voll auf die Integration der Softwarelösung beim Kunden konzentrieren, mit Aufsetzen, Customizing, Wartung. Wir haben von unseren Partnern in Umfragen erfahren, dass sie den Hardwareteil an ihrem Geschäft gerne abgeben würden. Und diese Möglichkeit bieten wir ihnen nun. Ansonsten macht der Systemintegrator immer noch den gleichen Job wie vorher, einfach nicht mehr auf einer lokalen Maschine, sondern auf einer virtuellen, die in einem unserer Rechenzentren läuft. Er schnürt aus dem Angebot von Swisscom und dem Angebot von Abacus eine SaaS-Lösung.

Und was haben die KMU-Kunden davon?

Meier: Der grosse Kundenvorteil ist der Investitionsschutz. Nach einigen Jahren Betriebsdauer ist der Rechner den Software-Anforderungen normalerweise nicht mehr gewachsen und muss ersetzt werden. Die Lebenszyklen von Workstations können mit IaaS, SaaS etc. deutlich verlängert werden. Denn die Rechenleistung wird nicht mehr auf den PCs benötigt, sondern wird von uns im Rechenzentrum zur Verfügung gestellt. Damit muss ein Computer nicht mehr so schnell ersetzt werden. Wenn man über einen Zeitraum von 15 Jahren die IT-Infrastruktur nur zwei oder drei Mal statt vier oder fünf Mal erneuern muss, ist das eine enorme Ersparnis. Für die Kunden bedeutet eine Business-Software-as-a-Service-Lösung bei richtiger Implementierung: weniger Kosten, schnelleres Arbeiten und bessere Verfügbarkeit.

Was entgegnen Sie dem Einwand, dass KMU-Kunden eigentlich gar keine SaaS-Lösung für ihre Buchhaltungssoftware brauchen oder wollen?

Würker: Cloud-Services sind ein Bedürfnis der KMU. Das belegen Umfragen, die wir bei unseren 1000 IT-Channelpartnern gemacht haben. Rund die Hälfte von ihnen hat schon virtuelle Maschinen für ihre KMU-Kunden aufgesetzt. Bis jetzt laufen etwa 10000 virtuelle Maschinen in Swisscom-Partner-Rechenzentren. Und viele unserer übrigen Channelpartner wollen damit anfangen, jetzt, da wir ihnen eine „pfannenfertige“, einfach zu installierende Lösung anbieten können.

Wie zerstreuen Sie Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit Cloud-Services? Unternehmer im KMU-Umfeld wollen wissen, ob ihre Daten sicher sind und wo ihre Daten physisch lagern…

Würker: Das ist überhaupt unser grösster Vorteil! Swisscom kann genau sagen, wo die Daten physisch liegen. Wir garantieren unseren Kunden, dass ihre Daten in einem von der Swisscom betriebenen Rechenzentrum in der Schweiz bleiben.

Und wie sieht es sicherheitstechnisch von Abacus-Seite aus?

Meier: Abacus verschlüsselt den Datenverkehr bei den Endkunden via Suisse-ID. Die Partner greifen für die Wartung verschlüsselt via SSL/128 Bit auf die virtuellen Maschinen zu. Gesichert wird zudem mit Firewalls.

Welche Anforderungen stellt IaaS, bzw. SaaS an die Netzwerkanbindung?

Würker: Die bestehende Anbindung ist, sei das ADSL oder VDSL, im Regelfall völlig ausreichend. Sogar eine UMTS-Datenverbindung kann für den Zugriff von unterwegs ausreichend sein.

Was sind mittel- bis langfristige Ziele der Zusammenarbeit mit Abacus?

Meier: Wir wollen mit Abacus eine gute Partnerschaft aufbauen, die vor allem auch den Vertriebspartnern und Endkunden echte Mehrwerte bietet. Bis 2015 möchten wir eine vierstellige Zahl virtueller Maschinen an die Abacus-Partner vertreiben. Schön wäre natürlich auch, wenn langfristig das gesamte Abacus-Netzwerk in der Swisscom-Cloud laufen würde. Wir haben dafür die stabile Connectivity und verfügen über sichere Rechenzentren.

Wie geht es weiter? Wollen Sie Partnerschaften mit weiteren Softwareanbietern schliessen?

Meier: Wir sehen die aktuelle Zusammenarbeit als Modell für weitere Kooperationen. Wir können uns gut vorstellen, das Modell zu vertikalisieren und Branchenlösungen anzubieten, etwa für das Baugewerbe.