US-RFID-Pässe und -Führerscheine sind unsicher

Uhr | Aktualisiert
von christian.walter@netzwoche.ch
Seit kurzem gibt das US-Aussenministerium neue Passport Cards für US-Bürger aus. Jetzt wurde bekannt, dass diese neuen Ausweisdokumente erhebliche Sicherheitslücken haben, berichtet der IT-Newsdienst Heise Online. Diese Erkenntnis beruht auf Forschungen von Wissenschaftlern der University of Washington und der in Bedford (Massachusetts) ansässigen RSA Laboratories. Ari Juels, der Direktor der RSA Laboratories, erklärt auf seiner Website, dass sich die auf RFID-Chips integrierten Passdaten auf bis zu 50 Metern Entfernung ohne große Probleme heimlich abgreifen, klonen und für die Anfertigung von gefälschten ID-Karten nutzen lassen. Eine Investition von 2000 Dollar genügten, um die entsprechende Technik zu erwerben. Noch grössere Sicherheitslücken fanden die Wissenschaftler ausserdem bei den neuen Karten-Führerscheinen (Enhanced Drivers License, EDL), die ebenfalls mit RFID-Chips versehen sind. Hier konnten sie sich Zugriff auf eine sogenanntee KILL PIN verschaffen. Damit lassen sich sämtliche Daten per Funk ins virtuelle Nirwana schicken. Die Passport Card soll als kostengünstige Alternative zum herkömmlichen Reisepass der USA fungieren, der zurzeit 100 Dollar kostet. Die Passport Card kostet 45 Dollar. Der Reisepass ist vor allem für Flugreisen ins US-Ausland nötig. Wobei der ebenfalls mit RFID-Chips versehene Reisepass auch bereits unter Kritik gekommen ist. Laut einem Bericht der Washington Post hat die für die Herstellung zuständige Behörde, GPO, weite Teile der Produktion der Pässe an ausländische Firmen vergeben, die ihre Produktion in Schwellenländern wie Thailand haben. Eine der involvierten Firmen, die niederländische Smartrac Technology Ltd., musste gemäss Times erst im Oktober 2007 zugeben, dass ihre Technologie für Ausweiss-Chips von den Chinesen gestohlen worden war. Desweiteren soll der Transport der Ausweis-Rohlinge weitgehend ungeschützt sein. Der Bericht der Times wirft nicht nur Fragen der nationalen Sicherheit auf. Es wurde auch bekannt, dass die Pässe viel zu teuer verkauft wurden. Die GPO steht unter dem Mandat nicht mehr einzunehmen als die Produktion kostet. Dennoch soll der aktuelle Preis des neuen Ausweises 85 Prozent über den Herstellungskosten liegen. Experten warnen bereits seit langem vor der Einführung von mit RFID-Chips ausgestatteten biometrischen Pässen. Sie seien für den Bürger nicht nur teurer, sondern würden in keinster Weise die Sicherheit erhöhen. In der Schweiz kam vor kurzem ein überparteiliches Referendum gegen die Einführung eines mit RFID-Chips versehenen biometrischen Passes zustande. Eine Sprecherin von Smartrac Technology Ltd. stellte gegenüber dem Netzticker klar, dass es nie einen Fall von chinesischer Spionage gegeben habe, vielmehr gehe es um Patentstreitigkeiten.
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