"IT ist ein integrierender Bestandteil eines guten Geschäftsmodells"

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Sybille Sachs ist Professorin an der Hochschule für Wirtschaft Zürich und leitet das Institut für Strategisches Management. Zudem ist sie Titularprofessorin an der Universität Zürich. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Bereiche Strategisches Management, Stakeholder Management und Leadership.

Sybille Sachs, Professorin an der HWZ. (Quelle: Sybille Sachs)
Sybille Sachs, Professorin an der HWZ. (Quelle: Sybille Sachs)

Welche Anforderungen stellt die moderne Geschäftswelt an den CIO von heute?

Sybille Sachs: Eine erste wesentliche Herausforderung ist, dass wir alle privat und beruflich Anwender von IT sind, deren Bedeutung aber viel zu wenig erfassen. Fast jede und jeder besitzt beispielsweise ein mobiles Gerät, auf dem Apps installiert und wieder gelöscht werden können. Der Umgang mit IT ist in diesem Sinne heute zwar Alltag, wird aber oft nur sehr partiell wahrgenommen, zum Beispiel wenn sie nicht funktioniert. Dann fehlt aber den meisten Anwendern das Verständnis für die Komplexität, die hinter den Geschäftsapplikationen steckt. Eine zweite wesentliche Herausforderung ist die Schnelllebigkeit, der das Business in der globalisierten Welt ausgesetzt ist, und die sich auch auf die IT überträgt. Es fehlt oft im allgemeinen Zeitdruck die Musse, die für die Erarbeitung sauberer Spezifikationen und für die Klärung der Anforderungen einer Integration in die bestehende Architektur nötig wäre. Eine dritte wesentliche Herausforderung ist die hohe fachliche Spezialisierung der Berufsbilder.

Was meinen Sie damit genau?

Durch die Spezialisierung fehlt auf der Business-Seite das Verständnis für die Komplexität einer IT-Architektur und auf der IT-Seite das Verständnis für die Logiken des ­Geschäftsmodells. Die IT ist aber ein integraler Bestandteil eines guten Geschäftsmodells. Dies verlangt Verständnis von beiden Seiten. In der heutigen Zeit sind neue ­Businessmodelle gefordert, die von Anfang an die IT einbeziehen. Eine solche integrative Sicht ist bereits seit einigen Jahren ein Kernthema in der aktuellen Strategie­theoriedis­kussion.

Welche Managementfähigkeiten werden bei CIOs künftig gefragt sein?

Die Fähigkeit zur integrativen Sicht und damit die Fähigkeit, zwischen Business und IT Brücken zu schlagen, ist von primärer Bedeutung. Das war eigentlich schon immer ein Thema, ist es aber heute noch in verstärktem Masse. Die He­rausforderung liegt dabei darin, die Zusammenarbeit von Business und IT ganz bewusst so zu organisieren, dass ein Wissensverlust über die Prozesse bei zunehmender Automatisierung vermieden wird. Die IT kann nicht separiert werden, sie ist ein Unternehmensbestandteil wie die Produktion oder die Finanzen. Dies erfordert von den CIOs eine hohe Verhandlungs- und Kommunikationsfähigkeit. Auf der Businessseite muss die Bereitschaft vorhanden sein, sich in die IT-Welt hineinzudenken. Bei der Geschäftsleitung beispielsweise braucht es IT-Kompetenzen, um Mitverantwortung bei grossen IT-Projekten übernehmen zu können, und aufseiten der IT braucht es einen CIO, der als IT-Architekt ein fundiertes Verständnis des Geschäfts hat.

IT-Entscheider in Unternehmen werden immer mehr zum Dienstleister für das Business, wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Die CIOs sind gefordert, die Erwartungen des Business an die IT besser abzuholen und aufzuzeigen, welche IT-Projekte zu ihrer Erfüllung nötig sind. Sie müssen sich demzufolge aktiv in die Entwicklung und Festlegung der Unternehmensstrategie einbringen. Insbesondere müssen sie auch die Kommunikation und das Verständnis zwischen Business und Informatikabteilung aktiv mitgestalten. Für die Zukunft gilt, dass eine Firma dann wettbewerbsfähig ist, wenn sie ihre Kernprozesse kennt und analysiert, um sie zusammen mit der IT effizient zu gestalten.

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