HSLU-Studie

Schweizer Insurtechs setzen aufs Ausland

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Innerhalb Europas hat die Schweiz das viertgrösste Insurtech-Ökosystem, wobei die meisten Insurtech-Firmen hierzulande in Zürich und Zug beheimatet sind. In Bezug auf ihre Kundschaft verfolgt mehr als die Hälfte von ihnen eine internationale B2B-Strategie.

(Source: WrightStudio / AdobeStock.com)
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Die Schweizer Insurtech-Landschaft gedeiht - doch nicht so sehr wie in anderen europäischen Ländern. Grossbritannien, Frankreich und Deutschland dominieren den europäischen Insurtech-Markt, wie eine Studie der Hochschule Luzern (HSLU) bilanziert. 

In der zweiten Ausgabe des IFZ Insurtech-Reports bieten die Studienautoren Thomas Ankenbrand, Levin Reichmuth und Florian Schreiber von der HSLU einen Überblick über die Insurtech-Ökosysteme in Europa. Insgesamt analysierten sie 598 aktive Insurtechs, was im Vergleich zum Vorjahr einem Zuwachs von rund 20 Prozent entspricht. 

Die Blockchain ist unter Insurtechs ein Randphänomen

Die Studienautoren klassifizierten die knapp 600 europäischen Insurtechs nach ihrer Positionierung in der Wertschöpfungskette (zum Beispiel Marketing, Underwriting oder Kundendienst) und bezüglich des Einsatzes von Technologien (beispielsweise Prozessautomatisierung, künstliche Intelligenz oder Internet of Things). Die Auswertung zeigt in technologischer Hinsicht, dass die Mehrheit der europäischen Insurtechs (62 Prozent) im Bereich Prozessdigitalisierung respektive Automatisierung und Robotik tätig sind. 

Die meisten Insurtechs in Europa sind im Bereich Prozessautomatisierung tätig. (Source: HSLU)

Die meisten Insurtechs in Europa sind im Bereich Prozessautomatisierung tätig. (Source: HSLU)

Am zweithäufigsten arbeiten die Insurtechs in Europa mit Analytics auf Basis von KI (31 Prozent). Weitere 4 Prozent bieten IoT-Lösungen an. Und 2 Prozent befassen sich mit der Distributed-Ledger-Technologie - in absoluten Zahlen ausgedrückt: Nur 13 der knapp 600 untersuchten Insurtechs entwickeln Blockchain-Lösungen. Davon sind vier in Grossbritannien und drei in der Schweiz domiziliert. 
 
Entlang der Wertschöpfungskette ist die Streuung breiter, wie die Studienautoren anmerken: Die meisten Insurtechs (43 Prozent) sind im Bereich der Infrastruktur tätig; 26 Prozent in Marketing und Distribution; 16 Prozent im Bereich Produktentwicklung, Preisgestaltung und Underwriting; 14 Prozent im Segment Claims Management und Kundendienst; und 1 Prozent im Bereich Asset Management.

Die Schweiz auf Platz vier

57 Prozent der knapp 600 analysierten Insurtechs haben ihren Sitz an einem der Top-3-Standorte, die meisten davon im Vereinigten Königreich (28 Prozent respektive 168 Firmen). Auf Platz zwei kommt Deutschland mit 103 (17 Prozent) und auf Platz drei Frankreich mit 72 (12 Prozent) Insurtechs. 

Innerhalb Europas hat die Schweiz das viertgrösste Insurtech-Ökosystem.

Innerhalb Europas hat die Schweiz das viertgrösste Insurtech-Ökosystem. (Source: HSLU)

Die Schweiz folgt auf Platz vier mit 58 Insurtechs, was einem Anteil von rund 10 Prozent am Sample entspricht. 86 Prozent der Schweizer Insurtechs sind in Zürich (38) und Zug (12) beheimatet. An dritter Stelle folgt Genf mit 2 Insurtechs. Die regionale Verteilung zeige, wie wichtig für die Insurtechs die Nähe zu einem Finanzzentrum sei, schreiben die Studienautoren. 

Die meisten der aktiven Insurtechs hierzulande wurden 2018 gegründet - seither ist die Anzahl Firmengründungen im Insurtech-Sektor rückläufig, wie aus den Ergebnissen der Studie hervorgeht. Das betrifft allerdings nicht nur die Schweiz: In ganz Europa gibt es bereits seit 2017 einen Rückgang der Neugründungen. Dennoch bleibe der Insurtech-Markt attraktiv, heisst es in den Schlussfolgerungen der Studie. 

Fokus auf internationales B2B-Geschäft

In Bezug auf ihre Kundschaft verfolgen Schweizer Insurtechs häufig eine internationale Strategie. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) konzentriert sich auf B2B International, was über dem europäischen Durchschnitt (46 Prozent) liegt, wie die Studienautoren anmerken. 
 
Die Segmente B2B National und B2B & B2C National erreichen jeweils einen Anteil von 12 Prozent. Ausschliesslich nationale B2C-Kunden haben hingegen nur 4 Start-ups respektive 7 Prozent der Schweizer Insurtechs im Fokus. 

Mehr als die Hälfte der Schweizer Insurtechs konzentriert sich auf internationale B2B-Kunden.

Mehr als die Hälfte der Schweizer Insurtechs konzentriert sich auf internationale B2B-Kunden. (Source: HSLU)

Den vollständigen Studienbericht finden Sie online

Übrigens: Die Schweizer Fintech-Branche ist nach einem Rückgang im Jahr 2021 wieder im Wachstumsmodus. Die Zahl der Firmen sowie die Finanzierungssummen steigen – und die Banken machen vorwärts mit Digitalisierungsprojekten und Open Finance, wie eine weitere Studie der HSLU zeigt

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