Umstellung ab 2024

Berner Kantonsverwaltung zügelt in die Microsoft-Cloud

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von René Jaun und cka

Der Kanton Bern führt in seiner Verwaltung die Cloud-Office-Lösung Microsoft 365 ein. Die Umstellung startet 2024 und erfolgt gestaffelt. Aus Datenschutzgründen bleiben die meisten Daten der Verwaltung im Rechenzentrum des IT-Dienstleisters Bedag.

(Source: fullvector / Freepik)
(Source: fullvector / Freepik)

Auch der Kanton Bern setzt bald auf die Office-Cloud von Microsoft. Wie der Regierungsrat mitteilt, soll künftig Microsoft 365 in der Berner Kantonsverwaltung zum Einsatz kommen. Die Umstellung werde gestaffelt stattfinden. Losgehen soll es 2024 mit den Justizbehörden und dem grossen Rat.

Aktuell, so teilt das kantonale Amt für Informatik und Organisation (KAIO) auf Anfrage mit, nutzen Angestellte der Berner Verwaltung Microsoft Office 2016. Als Telefon- und Videokonferenzsoftware kommt Skype for Business zum Einsatz. Die Umstellung auf die Cloud-Lösung dauere voraussichtlich länger als ein Jahr, schreibt die Behörde weiter. Und: Insgesamt bediene das KAIO rund 12'000 Personen in der Kantonsverwaltung, in der Justiz und in weiteren kantonalen Behörden mit der ICT-Grundversorgung, zu der auch der umzustellende kantonale Arbeitsplatz BE-KWP gehöre.

Den Wechsel auf Microsoft 365 begründet der Regierungsrat damit, dass Microsoft die lokal installierten Office-Versionen nicht mehr weiter entwickeln wolle. Die neue Lösung aus der Cloud biete erweiterte Funktionen für die mobile Arbeit und organisationsübergreifende Zusammenarbeit. Namentlich hebt der Kanton die Kollaborationslösung Teams hervor. Sie erleichtere die behördenübergreifende Zusammenarbeit per Chat, Telefon und Video.

Ausserdem weist der Regierungsrat darauf hin, dass die Bundesverwaltung, mehrere Kantone (wie etwa Zürich) und verschiedene andere öffentliche Verwaltungen ebenfalls den Umstieg in die Microsoft-Cloud beschlossen hätten.

Ein paar Restrisiken bleiben

Wie in diesen Fällen, spricht auch der Kanton Bern das Thema Datenschutz an und spricht von "umfassenden Sicherheitsmassnahmen". So dürfen, wie in der Bundesverwaltung, vorerst keine vertraulichen Informationen oder besonders schützenswerten Personendaten in der Microsoft-365-Cloud bearbeitet werden. Über diese Cloud erfolge die verwaltungsinterne Zusammenarbeit (Chat, Telefonie, Videokonferenz, Datenaustausch) verschlüsselt. Aufbewahrt werden die Cloud-Daten in Schweizer Rechenzentren von Microsoft, und einige Dienstleistungen werden aus Rechenzentren in europäischen Ländern mit einer gleichwertigen Datenschutzgesetzgebung erbracht, wie es weiter heisst.

Die allermeisten Daten der Verwaltung sollen jedoch im kantonseigenen Rechenzentrum des IT-Dienstleisters Bedag bleiben. Dazu gehören die grossen Datensammlungen mit Steuer-, Bevölkerungs- und Gesundheitsdaten sowie die E-Mails der Verwaltung.

In einem Bericht zuhanden des Regierungsrates räumt das kantonale Amt für Informatik und Organisation (KAIO) ein, dass "Restrisiken" mit dem Wechsel in den Microsoft Cloud verbunden sind. Diese seien jedoch tragbar, weil der Kanton "in enger Abstimmung mit der Datenschutzaufsichtsstelle eine Reihe von sich gegenseitig verstärkenden technischen, organisatorischen und rechtlichen Massnahmen vorsieht, welche die Risiken deutlich reduzieren". Viele der übrig bleibenden Restrisiken haben mit Microsoft zu tun: Es bestehe eine Abhängigkeit von und ein Kontrollverlust gegenüber dem Unternehmen. Zudem sei es "nur schwierig möglich, zu überprüfen, ob Microsoft die vertraglichen Verpflichtungen z.B. hinsichtlich des Zwecks und des Orts von Datenbearbeitungen einhält". Ein Kontrollverlust besteht auch gegenüber ausländischen Behörden: "Es ist möglich, dass in voraussichtlich sehr seltenen Einzelfällen kantonale Informationen in M365 durch US-Strafverfolgungsbehörden oder Nachrichtendienste eingesehen werden", heisst es dazu.

Der Zürcher Regierungsrat beschloss im Frühling 2022, die Nutzung des Cloud-Dienstes Microsoft 365 für die Verwaltung zuzulassen. Bei der Konferenz der Datenschutzbeauftragten stiess dies auf Kritik. Der Entscheid sei kein Freipass für die Einführung von Microsoft 365, schrieb Privatim. Mehr dazu lesen Sie hier.

 

 

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