Dienstleister für Digital Marketing

Swisscom-Tochter Localsearch zockt Kunden mit gefälschten Verträgen ab

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von Maximilian Schenner und jor

Kundinnen und Kunden von Localsearch beklagen sich gegenüber "Kassensturz" über den Service des Digital-Marketing-Dienstleisters. Das Unternehmen, betrieben von der Swisscom-Tochter Swisscom Directories, habe falsche Versprechungen gemacht und sogar Unterschriften auf Verträgen gefälscht.

(Source: Andrey Popov / AdobeStock.com)
(Source: Andrey Popov / AdobeStock.com)

Localsearch bietet das Online-Telefonbuch "Local.ch" und weitere Dienste im Bereich des Digital Marketing an. Das Unternehmen verspricht potenziellen Kunden auf seiner Website, "ihr Geschäft und ihr Angebot auf dem digitalen Marktplatz professionell zu präsentieren und zu etablieren". Nun hagelt es aber Beschwerden gegen den Dienstleister, der von der Swisscom-Tochter Swisscom Directories betrieben wird. 

Unterschriften kopiert

Das SRF-Konsumentenformat "Kassensturz" berichtet unter anderem von einem Herrn, der mit seinen Bestattungsunternehmen seit Jahren Kunde von Localsearch ist. Er habe festgestellt, dass auf zwei Werbeverträgen im Gesamtwert von 110'000 Franken pro Jahr die Unterschriften identisch seien. Der Localsearch-Angestellte habe die Unterschrift scheinbar von einem Vertrag auf den anderen kopiert. Ein Mitarbeitender des betroffenen Unternehmens habe dem neuen Vertrag zugestimmt, der Geschäftsführer bestreite dies - die Unterschrift sei gefälscht. Localsearch sei ihm inzwischen bis auf einen Restbetrag von 13’000 Franken entgegengekommen. Die Firma halte aber daran fest, dass der Vertrag gültig sei. Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner bestreitet dies gegenüber "Kassensturz": "Ein gefälschter Vertrag kann nie ein gültiger Vertrag sein!"

Falsche Versprechungen

Auch ein zweiter Fall, bei dem die Unterschrift offensichtlich kopiert wurde, liege vor. Dazu kommt der Fall eines Gartenbauunternehmers. Localsearch habe ihm einen neuen Vertrag angeboten, mit dem Versprechen, den alten aufzulösen. Aufgelöst wurde jedoch nichts, der Mann soll für beide Verträge zahlen. Eine Schwimmlehrerin sollte wiederum bis zur Ende der Laufzeit für einen Vertrag zahlen, der bereits aufgelöst wurde. Zuvor war ihr versichert worden, sie könne vorzeitig aussteigen.

Druck auf Mitarbeitende

Ehemalige Mitarbeitende des Dienstleisters verrieten gegenüber "Kassensturz" ausserden, im Unternehmen werde immer wieder getrickst. So verkaufe man Kunden auch unnötige Produkte oder gehe neue Verträge ein, nachdem andere Details besprochen wurden. Gemäss Recherchen des Magazins herrscht innerhalb der Firma grosser Druck. Die Angestellten erhielten nur minimale Löhne und seien deshalb auf Provisionen angewiesen. "Kassensturz" habe insgesamt mehr als ein Dutzend negative Erfahrungsberichte zu Localsearch erhalten.

Localsearch hält in den oben beschriebenen Fällen daran fest, dass die Verträge ordnungsgemäss zustande gekommen seien. Der Dienstleister weist den Vorwurf unlauterer Verkaufsmethoden zurück. Man bedaure die "Einzelfälle", bei denen Kundenberater gegen Geschäfts-Prinzipien von Local verstossen haben, schreibt Localsearch auf Anfrage des "SRF". Den Angestellten drohe die Rückzahlung von Provisionen oder sogar die fristlose Kündigung.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Firma für negative Schlagzeilen sorgt. 2021 wurde etwa bekannt, dass Localsearch seine Mitarbeitenden aufgefordert hätte, das Unternehmen auf Google Rezensionen mit fünf Sternen zu bewerten. Schon 2019 beklagten Kunden aggressive Verkaufsmethoden, zudem gab es Knatsch mit dem Urheberrecht.

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