"Web-Index 2014"

Überwachung und Ungleichheit im Netz nehmen zu

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von Christoph Grau

Im globalen "Web-Index 2014" landet die Schweiz auf Platz 18. Gemessen wurde der Beitrag des Internets für politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Insgesamt sei das Netz unfreier und ungleicher geworden.

Die von Tim Berners-Lee gegründete World Wide Web Foundation hat den "Web-Index 2014" vorgelegt. Berners-Lee ist der Erfinder von HTML und des World Wide Web (WWW). Der nun vorgelegte Index soll aufzeigen, welchen Beitrag das WWW für den sozialen, ökonomischen und politischen Fortschritt der Menschheit erbringt, heisst es auf der Webseite der Stiftung.

Insgesamt werden 86 Staaten nach den Indikatoren: Zugänglichkeit, Freiheit und Offenheit, Relevanz der verfügbaren Inhalte sowie Ermächtigung (empowerment) der Internetnutzer, bewertet. Daraus errechneten die Autoren einen länderspezifischen Index, mit dem Höchstwert 100. Der Index umfasst den Zeitraum von 2007 bis 2013. Für den Bericht bezogen die Autoren Daten von den Providern sowie die Ergebnisse einer eigenen internationalen Umfrage ein.

Zensur nimmt weiter zu

Dem Index zufolge gibt es in 84 Prozent der Länder keinen ausreichenden Schutz der Nutzer vor Massenüberwachung. In vielen Staaten seien entsprechende Gesetze sehr schwach oder überhaupt nicht existent. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 63 Prozent. Damit habe die Überwachung international deutlich zugenommen, schreiben die Autoren.

Ebenso sei die Zahl der Länder angestiegen, die direkte Web-Zensur betreiben. Der Wert kletterte von 32 auf 38 Prozent. Die Autoren des Indexes haben nur in einem Viertel der untersuchten Länder Regelungen für die Netzneutralität vorgefunden. Sie bezeichneten tatsächliche Netzneutralität daher als "Seltenheit".

Berners-Lee stellt auf Basis des Berichts folgende Forderungen: "Es ist an der Zeit, dass Internet als ein grundlegendes Menschenrecht anzuerkennen. Dies bedeutet, einen garantierten und preiswerten Zugriff für alle; die Sicherstellung, dass Internetpakete ohne kommerzielle oder politische Diskriminierung bereitgestellt werden und den Schutz der Privatsphäre sowie der Meinungsfreiheit aller Webbenutzer unabhängig von ihrem Wohnort."


Die Schweiz im europäischen Mittelfeld

Die Skandinavischen Länder und Grossbritannien führen den Web-Index 2014 an. Den Spitzenplatz hält Dänemark, dicht gefolgt von Finnland und Norwegen.

Die Schweiz landete auf dem 18. Platz. Sie liegt damit hinter Ländern wie den USA (6), den Niederlanden (9), Frankreich (11) oder auch Deutschland (14). Mit einem Indexwert von 84,73 Punkten liegt die Schweiz genau im europäischen Durchschnitt. Global liegt der Mittelwert hingegen nur bei 46,3 Punkten.

Besonders Afrika und Südasien schnitten in der Untersuchung schlecht ab. Oft würden die Behörden nicht genug unternehmen, um gegen Akte geschlechtsspezogener Online-Gewalt vorzugehen.