Wild Card von Christof Zogg

The Good, the Bad and the Ugly

Uhr

Immer wieder entdecke ich praktische Android-Features, die ich so auf meinem iPhone nicht kannte (etwa wenn auf Reisen automatisch die Uhren aus beiden Zeitzonen auf dem Homescreen angezeigt werden). Trägt Android auch in der Schweiz bald die Krone? Eine Einschätzung.

Von Berufs wegen nutze ich ein iOS- und ein Android-Smartphone. Und aus nostalgischen Gründen steht zuhause in meiner Auflade-Station mit einem Windows Mobile Phone auch noch der Dritte im Bunde. Doch nun kommt wieder Bewegung ins Machtgefüge: Der eine Player hat sich definitiv aus dem Staub gemacht, während der andere sich aufmacht, zusammen mit seiner Bande, den Sheriff aus der Stadt zu jagen. Wie geht’s weiter im Wilden Mobile-Westen?

The Good

Nach wie vor dominiert iOS in der Schweiz die Appconomy kommerziell. So wurden im September bei SBB Mobile mehr als doppelt so viele Billette auf iOS- wie auf Android-Geräten gekauft. Gleichzeitig ist spürbar, dass seit dem Tod des Qualitätsfanatikers Steve Jobs Apple das bisher einzigartige Level an Innovationskraft und Produktqualität nicht länger halten kann. Aktuell ist das Web voll von Beiträgen, die Apples neuester Betriebssystemversion Dutzende von Designinkonsistenzen nachweist. Nach wie vor der Benchmark ist die Plattform dagegen, wenn es um die Upgrade-Geschwindigkeit geht. Bereits zwei Tage nach dem Public Release waren 15 Prozent aller iPhones auf iOS 11 migriert.

Einschätzung: iOS bietet als proprietäres Ökosystem nach wie vor einige USPs, der Anteil wird aber auch in der Schweiz allmählich und kontinuierlich zurückgehen.

The Bad

Dank des offenen Ökosystems dominieren Android-Geräte den weltweiten Smartphone-Absatz praktisch nach Belieben (neben Leader Samsung finden sich in den Top 5 drei weitere Android-Hersteller nämlich Huawei, Oppo und Xiaomi). Dieser Trend manifestiert sich auch in der Schweiz. SBB Mobile wurde im September fast doppelt so häufig auf Android- wie auf iOS-Geräten heruntergeladen. Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist hoch (praktisch jedes Jahr erscheint ein Major-Release) und dank Material Design verfügt Android mittlerweile über eine moderne Benutzeroberfläche. Nur die Gerätefragmentierung und die langsame Upgrade-Geschwindigkeit stehen einem noch schnelleren Durchmarsch von Android im Weg.

Einschätzung: Wie einst beim Wettbewerb – proprietärer Mac gegen offenen PC – wird in der Smartphone-Welt der offene Standard siegen, nur dass diesmal der Gewinner nicht mehr Microsoft, sondern Google heissen wird.

The Ugly

So musste Microsoft vor einigen Wochen bekannt geben, dass Windows 10 Mobile nicht weiterentwickelt werde. Der Grund dafür ist der App-Gap – der grosse Rückstand in Sachen App-Angebot –, den Microsoft trotz hoher finanzieller Anreize und technischer Portierungshilfen nicht schliessen konnte. Zwar haben die Redmonder einen Vorsprung, wenn es darum geht, in naher Zukunft Smartphones zu entwickeln, die einen vollwertigen PC-Ersatz bieten können (Windows One Core, CShell, ARM-Kompatibilität und Continuum). Doch auch das wird wenig nützen, wenn die Lücke im App-Angebot nicht geschlossen werden kann.

Einschätzung: Falls Microsoft nicht bald mit einem (faltbaren) vollwertigen Hosensack-PC eine Unternehmens­nische findet, wird der PC-Marktführer in der mobilen Liga für lange Zeit als Zuschauer an die Seitenlinie verbannt und erst wieder ins Spiel eingreifen können, wenn die heute dominierenden Touch-Interfaces dereinst vollständig durch Sprachsteuerung ersetzt werden.

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