Wild Card von Urs Bucher

Everything Everywhere All at Once

Uhr

Ja, das ist eine Filmreferenz. Leicht quergedacht lässt sich so zusammenfassen, was man sich so zur aktuellen ­Entwicklung in Sachen künstliche Intelligenz vorstellt und daherfantasiert.

Urs Bucher ist CMO bei Cognizant Netcentric, Mitgründer von TEDxZurich, Dozent und Zünfter. (Source. zVg)
Urs Bucher ist CMO bei Cognizant Netcentric, Mitgründer von TEDxZurich, Dozent und Zünfter. (Source. zVg)

Die Metaverse-Sau wurde ja wenig erfolgreich durchs poshe Marketing-Quartier des globalen Dorfs getrieben. Dann setzte eine Stampede aus dem Quartier Technique ein, überrollte das gesamte Dorf mit wahnwitziger Geschwindigkeit und breitbildfüllend; wirklich «Everything Everywhere».
«All at Once» – das muss man dann doch etwas differenzierter beurteilen. Geht die Entwicklung schnell? Sie rennt! Der diesen März verstorbene Herr Moore (mit seinem «Law») wäre ob der schieren Geschwindigkeit, in der sich die Technologie entwickelt, kaum mehr mitgekommen. Wie üblich in diesen frühen Zeiten geht’s zu wie im Wilden Westen. Unkontrolliert, unreguliert, es wird in alle Richtungen aus der Hüfte geschossen.

Was lässt sich schon mit etwas Sicherheit feststellen?

Wir erleben (schon wieder) einer Technologierevolution. Wie in den späten 90ern, als das Internet massentauglich wurde. Bei künstlicher Intelligenz (KI) nur von einem «iPhone»-Moment zu sprechen, greift für mich klar zu kurz.

Wir werden mitnichten wegen KI & Co. arbeitslos. Aber wir werden uns von langweiligen Routinearbeiten befreien und in dieser Zeit etwas Sinnvolleres tun können. Natürlich wird es Berufe geben, die überflüssig werden, aber das war schon immer so (wann haben Sie das letzte Mal einen Kutscher bei der Arbeit gesehen? Eben), und es werden neue Berufe entstehen.

Probieren Sie’s aus; lassen Sie sich von KI-Assistenten unterstützen! Der Einstieg ist so einfach, dass man nicht mal von einer Lernkurve sprechen kann. Werfen Sie dem Tool ein paar Worte hin, sagen Sie ihm, wie Sie’s gerne hätten; et voilà – schon haben Sie 95 Prozent Ihrer nächsten Rede vor sich. Oder lassen Sie sich mit Midjourney oder Dall-E Bilder generieren. Experimentieren Sie! So wissen Sie mehr als 95 Prozent aller Leute, die über das Thema schwadronieren. Selbstmachen war schon immer hilfreich.

Was machen die Anbieter?

Microsoft hat sich überraschenderweise gut positioniert. 2019 in OpenAI zu investieren und 2022 nochmals richtig nachzulegen, zeugt von grosser Voraussicht; ebenso wie auch die rasante Integration in die aktuellen Produktversionen (hier, heute, nicht am Sankt-Nimmerleins-Tag).

Ähnlich lange und unter dem Radar unterwegs ist Adobe. Schon seit 2017 mit Sensei als Teil der Creative und der Experience Cloud. Seit dann ist man daran, diese KI-Komponenten stetig zu verbessern, aktuell mit Firefly in der Creative Cloud und Sensei GenAI in der Experience-Cloud-Infrastuktur. Google hat den Zug anfangs verpasst und muss nun schnellstens reagieren; ihr «BARD» kam als «Experiment» im März auf den Markt. Mal sehen, ob die schiere Marktmacht ausreicht, um relevant zu bleiben. Es könnte eng werden. Bei Amazon baut man gut, fleissig und zuverlässig an der Cloud-Infrastruktur für KI. Meta hängt in der Metaverse-Schlaufe fest, bei Apple fragt man Siri wie man denn auf die Herausforderung reagieren soll. Das waren dann alle der aktuellen Big 5 in der IT – plus Adobe. 

Last, but not least: Lassen Sie sich nicht vom Open in Open­AI täuschen, da ist gar nichts Open (Source). Dazu spielt man das «Wir sind ein Non-Profit»-Spiel bestens, natürlich existiert neben dem Non-Profit-Arm (OpenAI Inc.) noch ein kapitalistisch angehauchter Bruder namens OpenAI LP, der sich erfolgreich ums Finanzielle kümmert. Damit wird dann der Non-Profit-Arm gefüttert.

So schliessen wir mit einem Zitat aus dem Film «Everything Everywhere All at Once»: «The universe is so much bigger than you realize.»
 

Webcode
LZfSFRkD