Kolumne

Im Spannungsfeld zwischen Stabilität, Compliance und Flexibilität

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von Hendrik Lang, CEO, Finnova

Die Finanzindustrie befindet sich an einem Scheideweg. Nicht nur infolge von Krisen und Skandalen, welche die Welt in ihren Bann ziehen. Wie bringt man Zuverlässigkeit und Integrität mit technologiegetriebener Innovation unter einen Hut und dies alles bei der zunehmenden Regulierungsflut? Was für die Finanzindustrie gilt, ist auch für die Softwareentwicklung Trumpf.

Hendrik Lang, CEO, Finnova. (Source: zVg)
Hendrik Lang, CEO, Finnova. (Source: zVg)

Missmanagement, Risikogeschäfte, Skandale – vielleicht auch Ignoranz und Inkompetenz – mit diesem toxischen Cocktail hat das Management die zweitgrösste Schweizer Grossbank über Jahre ausgelaugt und schliesslich an die Wand gefahren. Solche Schlagzeilen wünscht sich niemand. Der Schaden für das Image beziehungsweise in das Vertrauen des Schweizer Finanzplatzes und der Schweiz an sich ist hoch.

Dabei gäbe es so viele andere Möglichkeiten, wie die Schweizer Finanzindustrie Schlagzeilen machen könnte. In einem Land wie der Schweiz mit ihren Innovationszentren Zürich und Lausanne, ihren technischen Hochschulen und Wirtschaftsuniversitäten, die zu den Besten der Welt gehören, wäre es da nicht opportun, in Forschung und Entwicklung zu brillieren, statt das Image des gierigen Bankers in die Welt zu tragen?

Die Finanzindustrie, nicht nur in der Schweiz, steht vor einer tiefgreifenden Transformation und zwar durch Technologie: Blockchain, Hyperscaler Solutions, KI und Fintechs sind längst keine Schlagwörter mehr, sondern geben die Richtung vor, wie sich Finanzintermediäre in neuen Rollen und mit neuen Regeln zurechtfinden müssen. Die Geschäftsmodelle von Finanzdienstleistern wie Banken und Versicherungen werden sich an neue Realitäten anpassen müssen. Um diese Realitäten steuern zu können, beglückt der Regulator die Finanzinstitute in immer kürzerer Kadenz mit neuen Vorgaben, deren Umsetzung Zeit, Ressourcen und Kosten beanspruchen.

Auch wir als Entwickler von Kernbanken-Software und verwandten Lösungen müssen uns immer wieder neu erfinden. Um nachhaltig eine Innovation auf den Markt zu bringen, gleichzeitig die Effizienz intern wie auch bei den Kunden zu erhöhen und dabei noch die Regulationswelle erfolgreich zu managen, sind Fokussierung, Effizienz und Passion unabdingbare Treiber. In einer Welt, in der die (technologische) Vielfalt laufend zunimmt, können nicht mehr alle alles machen. Im Spannungsfeld zwischen Stabilität, Compliance und Flexibilität fliessen immer mehr neue Wahrheiten und Erkenntnisse in die Geschäftsmodelle ein. Flexibilität, gerade im Kontext von Softwarelösungen, hat ihren Preis. Stabilität und Konsistenz sind stets Teil der Güterabwägung, wenn es um die Frage der Flexibilität geht. Software-as-a-Service beziehungsweise Banking-as-a-Service sind dabei wichtige Teile unserer Strategie.

Es ist eine spannende Zeit, in der sich die Antworten nur gemeinsam mit den verschiedenen Communitys – intern und extern – finden lassen. Der Dialog und die gegenseitige Offenheit sind wohl die probaten Hilfsmittel, um gemeinsam zu den besten Lösungen zu kommen. Viele Entscheidungen werden Kompromisse sein. Oder sie erfordern bewusstes Weglassen, respektive Ausschlies­sen, Nichtmachen. Das braucht Mut und ein klares Bewusstsein für die eigenen Stärken. Gemeinsam Innovationen fördern bei gleichzeitiger Wahrung der Stabilität und Compliance. Dies hat Finnova schon immer ausgezeichnet und wird uns auch die nächsten Jahre ein wertvoller Ratgeber sein.

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