Software Development Report von SwissQ

Die Schweiz entwickelt vorwiegend agil

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Agile Methoden wie Scrum und Kanban sind in der Entwicklung auf dem Vormarsch. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass Schweizer Firmen agil sind. Das zeigt der neue Software Development Report von SwissQ.

Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017, Screenshot, swissq.it
Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017, Screenshot, swissq.it

Wer in der Schweiz Software entwickelt, geht immer öfters agil vor. Das zeigt die neunte Ausgabe von SwissQs Software Development Report. Das Unternehmen befragte Ende 2016 über 400 Personen in diversen Firmen, Branchen und Regionen.

22,5 Prozent der Befragten waren IT-Unternehmen, 18,2 Prozent Finanzdienstleister oder Banken und 10,1 Prozent Industriefirmen. Staatliche und staatsnahe Betriebe, Versicherungen und Beratungsfirmen machten je 9,4 Prozent aus. Der Rest verteilte sich auf das Transport-, Energie- und Medizinwesen, die Telkos und andere Branchen.

Agile Projektmanagementmethoden werden immer wichtiger. (Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017)

Die befragten Schweizer Unternehmen entwickeln 58,3 Prozent ihrer Softwareprojekte vorwiegend agil. "Wir sind an einem Punkt angekommen, wo man sich nicht mehr rechtfertigen muss, wenn man agil Projekte abwickeln will", schreibt SwissQ. Der Trend, traditionelle und agile Modelle gleichzeitig einzusetzen, halte an.

Kaum ein Unternehmen entwickelt 100 Prozent agil. (Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017)

Was treibt die Branche an? Laut SwissQ folgende Punkte:

  • Jedes Business wird zu einem digitalen Business

  • Anpassungsfähigkeit ist heute wichtiger als Effizienz

  • Wer erfolgreich sein will, fokussiert auf das Produkt

  • Die Mitarbeiter sind immer noch am wichtigsten für Unternehmen

2011 schlossen die befragten Unternehmen nur 23,7 Prozent aller Projekte erfolgreich ab. In der aktuellen Umfrage waren es 61,9 Prozent. Wer vorwiegend iterativ oder im Wasserfall-Modell entwickelt, hat zu 58,6 Prozent Erfolg. Mit agilen Vorgehen liegt die Quote bei 64,2 Prozent. Im Kontext der SwissQ-Studie heisst erfolgreich sein, dass Firmen die Zielvorgaben bezüglich Budget und Zeit vollständig erreichen.

Die befragten Firmen schliessen immer mehr Projekte erfolgreich ab. (Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017)

Kleine Projekte sind tendenziell erfolgreicher als grosse. In der aktuellen SwissQ-Umfrage schlossen die Firmen 88,2 Prozent der Projekte mit einem Budget unter 100'000 Franken erfolgreich ab. Bei Projekten mit einem Budget zwischen 5 und 20 Millionen Franken lag die Erfolgsquote nur noch bei 46,7 Prozent.

Kleine Projekte sind tendenziell erfolgreicher als grosse. (Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017)

Laut der Studie gibt es folgende Merkmale für agile Entwicklungsmethoden:

  • Sie sind interdisziplinär

  • Die IT und die Fachbereiche stimmen sich häufig ab

  • Teams arbeiten informell zusammen

  • Im ganzen Team herrscht Transparenz

  • Änderungen passieren flexibel

Fast 60 Prozent der befragten Firmen gaben also an, agil zu entwickeln. 29,5 Prozent davon sind laut Studie bei mindestens einem der genannten Merkmale nicht ganz fit.

Die Interdisziplinarität ist die grösste Herausforderungen für Unternehmen, die agil entwickeln. (Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017)

Wer agil entwickelt, erfüllt am ehesten die Anforderungen des Projekts. Firmen, die das Wasserfall-Modell einsetzen, sind in diesem Punkt allerdings nur wenig schlechter. Wer Aufgaben möglichst schnell abarbeiten will, sollte auf eine agile Methode setzen. Hier schnitt Wasserfall deutlich schlechter ab.

Vergleich der Wasserfall-Methode mit agilen Modellen (Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017)

Was hemmt die Entwicklung? Die Studie nennt folgende Punkte:

  • Die Unternehmenskultur

  • Bestehende Hierarchien

  • Firma stimmt Controlling nicht auf agile Vorhaben ab

  • Firma passt übergreifende Prozesse nicht an

  • Mangelndes Vertrauen und fehlende Entscheidungskompetenz

  • Kunde ist nicht genug engagiert oder ins Projekt involviert

Nicht alle Unternehmen, die agil entwickeln, sind zufrieden. 9,1 Prozent gaben an, dass ihr agiles Entwicklungsmodell die Erwartungen nicht erfülle. 35,5 Prozent der Firmen sind aber auch der Meinung, dass sie den erwarteten Nutzen erreichen.

Nicht alle Unternehmen sind mit der agilen Entwicklung zufrieden. (Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017)

Agil entwickeln heisst allerdings nicht unbedingt agil agieren. Laut Studie entwickeln zwar 72,4 Prozent aller Firmen vollständig oder grösstenteils agil. Im Management sind aber gleichzeitig über drei Viertel der Unternehmen nur teilweise oder gar nicht agil. Der unterschiedliche Agilitätsgrad sei einer der Gründe, warum IT-Organisationen Mühe haben, über Unternehmensbereiche hinweg zusammenzuarbeiten, schreiben die Autoren der Studie.

Wo sind Unternehmen agil, wo nicht? Agil entwickeln und agil sein sind zwei verschiedene Dinge. (Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017)

Was müssen Mitarbeiter im Requirements Engineering (RE) mitbringen? Laut Studie müssen sie kommunikativ und analytisch stark sein. Wichtig sind auch Methoden- und Fachwissen sowie die Sozialkompetenz. Ein RE-Profi sollte zudem Diskussionen moderieren und Anforderungen verständlich formulieren können.

Über die Hälfte der RE-Mitarbeiter sind Certified Scrum Master, Product Owner oder Developer. Die CPRE-FL-Diplome des International Requirements Engineering Boards sind mit 45,7 Prozent auch beliebt. Fast 30 Prozent haben ITIL-Zertifikate.

Was die Mitarbeiter im Requirements Engineering für Ausbildungen haben. (Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017)

Wie sieht es im Software-Testing aus? Hier sind die Zertifikate des International Software Testing Qualifications Board (ISTQB) weit verbreitet. 84,6 Prozent haben das ISTQB-Foundation-Level, 58,1 Prozent das Advanced-Level. Je 23,9 Prozent haben CPRE-FL-Diplome oder sind Certified Scrum Master, Product Owner oder Developer.

Was die Mitarbeiter im Testing für Ausbildungen haben. (Quelle: SwissQ, Software Development Report 2017)

SwissQs Studie macht noch weitere spannende Aussagen. Unter anderem über User Experience und Usability, die Erhebung von Anforderungen und Team-Zusammenarbeit. Wer den ganzen Bericht lesen will, kann ihn hier anfordern.

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