Alpiq Digital Day 2017

Wie die Digitalisierung die Baubranche umkrempelt

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Die Digitalisierung macht auch vor der Bauindustrie nicht halt. Unternehmen in der Branche müssen aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren. Das hat der Alpiq Digital Day in Oberkirch bei Sursee gezeigt.

Wie sollen Unternehmen auf die digitale Transformation reagieren? Im schlechtesten Fall ignorieren sie die Entwicklung und werden von der Konkurrenz abgehängt. Im besten Fall nutzen sie die Chancen der Digitalisierung und verschaffen sich Wettbewerbsvorteile. Das ist auch in der Bauindustrie nicht anders. Die Digitalisierung rüttelt die Branche gerade kräftig durch. Das hat sich am Alpiq Digital Day gezeigt, der im Campus Seminarzentrum in Oberkirch bei Sursee stattfand.

Networking bei 33 Grad im Schatten. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Die Veranstaltung war mit 190 Leuten gut besucht. Ausser rund 60 Mitarbeiter von Alpiq Intec waren auch etwa 130 Partner und Kunden des Unternehmens vor Ort. Unter anderem von ABB, Astoris, BLS, Cisco, Migros, Lanz Oensingen und Swisscom. Sonja Hasler, bekannt vom Schweizer Fernsehen, moderierte gekonnt durch den Tag.

Networking am Alpiq Digital Day. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

IP-Netzwerke als Grundlage für Smart Buildings

"Jede Industrie muss sich mit der Digitalisierung beschäftigen", sagte Michael Ganser im ersten Referat. Ciscos Senior Vice President Central Europe involvierte das Publikum. Rund ein Drittel der Anwesenden im Saal war der Meinung, dass Firmen die Digitalisierung unterschätzen. Ein Beispiel für die Disruption seien selbstfahrende Autos, sagte Ganser. Sie hätten Auswirkungen auf mindestens 18 Industrien.

Michael Ganser, Cisco Senior Vice President Central Europe. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Vor allem zwei Dinge machen Unternehmen laut Ganser Mühe: IT-Sicherheit und die hohe Geschwindigkeit des Wandels. Das stelle er auch in der Baubranche fest. Gemäss Deloitte scheitern 20 Prozent aller Sanierungsprojekte. Etwa wegen Silo-Denken, unklarer Zielsetzung und schlechter Planung. Ganser präsentierte die für einen Cisco-Mann typische Lösung: IP-Netzwerke. Erst wenn das Netzwerk stehe, könne sich die Baubranche dem Bau smarter Gebäude widmen, sagte Ganser.

Michael Ganser, Cisco Senior Vice President Central Europe. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Michel Grandjean, Leiter des Cisco-Kompetenzzentrums bei Alpiq Intec, knüpfte an den Vortrag an. Auch er riet Baufirmen, sich mit konvergenten IP-Netzwerken zu beschäftigen. Sie könnten auch als Grundlage für Belüftung, Beleuchtung und Sensorik dienen. Früher habe man dafür noch viele Technologien von diversen Herstellern benötig. Das sei vorbei, sagte Grandjean.

Michel Grandjean, Leiter Cisco Kompetenzzentrum, Alpiq Intec. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Szenarien-Denken hilft gegen Unsicherheit

Nach Grandjean trat Stephan Sigrist, Gründer und Leiter des Think Tank Wire, auf die Bühne. "Wir sind keine Trendforscher und können die Zukunft nicht voraussehen", sagte Sigrist. Dafür sei die Welt zu komplex und es gebe viel zu viele Einflussfaktoren.

Stephan Sigrist, Gründer und Leiter Think Tank Wire. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Die hohe Komplexität habe dazu geführt, dass klassische Managementstrategien heute nicht mehr funktionieren würden. "Wir müssen breiter denken!", forderte Sigrist. Unternehmer würden oft meinen, dass es bei der Digitalisierung primär um Technologien gehe. Das sei falsch. Im Zentrum stehe der Mensch.

Die Mitarbeiter sollten darum lernen, in verschiedenen Szenarien zu denken - auch in der Baubranche. Flexibilität und agile Arbeitsmodelle seien ebenfalls wichtig. Teams sollten interdisziplinär sein, und Firmen sollten Ökosysteme mit vielen Partnern aufbauen. Wer Pilotprojekte fährt, sollte diese in der Praxis verankern.

Stephan Sigrist, Gründer und Leiter Think Tank Wire. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Und es gebe noch ein Irrtum: Mehr Daten führen zu mehr Erkenntnis. Es sei heute gar nicht mehr möglich, alle verfügbaren Daten zu verarbeiten. Auch nicht mit modernen Big-Data-Technologien. "Algorithmen und künstliche Intelligenzen können mit überkomplexen Fragestellungen nicht umgehen", sagte Sigrist. Stattdessen brauche die datenbasierte Wirtschaft mehr gesunden Menschenvestand. Oft helfe darum folgender Rat: "Computer ausschalten, Hirn einschalten."

Sensoren machen die Post smart

Spannend war das Referat von Stefan Dürig, Geschäftsleiter Post Immobilien. Auch er konstatierte, dass die Gebäudetechnik in Sachen Digitalisierung anderen Branchen hinterherhinke. Die Post habe reagiert und erste Projekte umgesetzt. Etwa eine Smart-Finder-App für die Mitarbeiter. Sie zeige an, wo sich die Angestellten der Post gerade befinden. Vorausgesetzt, die Mitarbeiter seien mit der Erfassung der Daten einverstanden. Die Post könne so etwa herausfinden, ob die Mitarbeiter im Gebäude A glücklicher seien als im Gebäude B - und warum.

Stefan Dürig, Geschäftsleiter Post Immobilien. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Sensoren in den Personalrestaurants würden helfen, Food Waste zu verhindern. Und eine Sitzungszimmer-App zeige an, welche Räume gerade frei seien. "Wir haben die App selbst entwickelt", sagte Dürig. "Alles auf dem Markt war uns zu kompliziert."

Wenn Häuser sehen, hören und fühlen

Auch Balz Halter, Präsident des Verwaltungsrats der Halter AG, sprach über smarte Gebäude. Er ist der Meinung, dass es in der Immobilienindustrie verglichen mit anderen Branchen in den letzten 100 Jahren kaum Innovationen gegeben habe. Dafür gebe es gleich mehrere Gründe, unter anderem das Silo-Denken in der Branche, die fragmentierte Ausrüsterindustrie und die Vernachlässigung des Bestandesbaus.

Balz Halter, Präsident des Verwaltungsrats Halter AG. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Digitalstrom biete einen Ausweg. Die Plattform bringe Häusern bei, zu fühlen, zu sehen, zu hören und zu verstehen. Der Nutzer könne über eine App mit der Wohnung kommunizieren und Geräte wie Amazon Echo oder Sonos-Lautsprecher nutzen. Die Intelligenz der Lösung stecke in der Software und in der Cloud, sagte Halter.

Lora und BIM

Am Nachmittag gab es weitere Vorträge. Adrian Fuchs sprach über das Lora-Netz und erste Pilotprojekte bei Swisscom. Und Daniel Baumann von Alpiq Intec zeigte auf, wie Unternehmen mit Sensoren ihre ganze Kühlkette überwachen können.

Adrian Fuchs, Business Development M2M/IoT, Swisscom. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Daniel Baumann, Bereichsleiter Kälte, Alpiq Intec. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Selbstverständlich war auch Building Information Modeling (BIM) ein Thema. Manfred Breit, Studiengangsleiter FHNW, Hochschule für Architektur, Bau, Geomatik, referierte über BIM. Vertieft wurde das Thema in einer Gesprächsrunde, an der ausser Halter und Breit auch Christian Appert, CEO von A+W, teilnahm.

Gesprächsrunde, von rechts nach links: Manfred Breit, FHNW; Balz Halter, Präsident des Verwaltungsrats Halter AG; Sonja Hasler, Moderatorin; Christian Appert, CEO A+W. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

Am Abend fand der Event seinen Ausklag mit Networking und einem Apéro.

Gesprächsrunde. Quelle: Stephan Bögli, Photo Boegli.

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