Milliardenschweres Investment

Fiat-Erben Agnelli steigen bei Philips ein

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von Joël Orizet und msc

Der angeschlagene Medizintechnikkonzern Philips bekommt einen neuen Ankerinvestor. Die Fiat-Gründerfamilie Agnelli übernimmt 15 Prozent am niederländischen Unternehmen - mit Option auf Aufstockung.

Der Philips-Hauptsitz in Amsterdam. (Source: philips.com)
Der Philips-Hauptsitz in Amsterdam. (Source: philips.com)

Die Holdinggesellschaft Exor der italienischen Agnelli-Familie kauft 15 Prozent der Aktien des niederländischen Medizintechnikkonzerns Philips. Der Deal hat gemäss der Nachrichtenagentur "Reuters" einen Wert von rund 2,6 Milliarden Euro. Exor wird somit zum grössten Philips-Aktionär. 

Die Vereinbarung sieht vor, dass Exor seinen Anteil bis auf 20 Prozent erhöhen kann. Aktuell sei eine Aufstockung jedoch nicht geplant, teilt die Holdinggesellschaft mit. Exor bekommt auch einen Sitz im Verwaltungsrat von Philips. 

Seit Jahren im Umbau

Der Medizintechnikkonzern mit Wurzeln in Eindhoven steckt allerdings seit Jahren in Schwierigkeiten. Der ehemalige Konzernchef Frans van Houten trat 2011 an, um den Konzern von einem Industriekonglomerat zu einem Medizintechnik-Anbieter umzubauen. Seit Juni 2021 kämpft Philips jedoch mit dem millionenfachen Rückruf von defekten Beatmungsgeräten der Tochterfirma Respironics. Die Produkte hätten insbesondere gegen Schlafapnoe zum Einsatz kommen sollen. Doch aus dem Schaumstoff innerhalb der Geräte konnten sich Partikel lösen, die beim Einatmen zu Übelkeit, Asthma und schlimmstenfalls zu Krebs führen könnten. Die teure Rückrufaktion belastete das Geschäftsergebnis und die Reputation des Unternehmens. 

Im vergangenen August leitete Philips einen CEO-Wechsel ein: Auf van Houten folgte Roy Jakobs, der vor 13 Jahren als Marketingchef zum Unternehmen stiess und auch das Krisenmanagement im Zusammenhang mit dem Rückruf verantwortete. Der neue Konzernchef leitete einen Sparkurs ein. Im Oktober wie auch im Februar gab Philips den Abbau von insgesamt 10'000 Stellen bekannt. Das entspricht 12,6 Prozent der rund 79'000 Angestellten.   

Autos, Fussball, Medien - und nun auch Medizintechnik

Der neue Ankerinvestor scheint an das Potenzial des Konzerns zu glauben. Exor ist eine der grössten familiengeführten Holdings in Italien. Die Familie Agnelli hält daran 53 Prozent, wie das "Handelsblatt" berichtet. Gegründet wurde das Unternehmen 1927 von Giovanni Agnelli, einer der Gründerväter des Autobauers Fiat. 

Exor ist unter anderem an Konzernen wie Stellantis beteiligt - der Autobauer ging aus Fiat und PSA (Peugeot, Citroën und Opel) hervor. Ausserdem hält die Holding Anteile an Ferrari, am Fussballclub Juventus Turin, an der britischen Wirtschaftszeitung "The Economist" und an der italienischen Tageszeitung "La Repubblica". 

Übrigens: Im vergangenen Juni hat Philips für seine Health-Systems-Abteilung einen neuen Chef für die DACH-Region ernannt: Der gebürtige Finne Mikko Vasama war zuvor für Hewlett-Packard und Pfizer tätig. Lesen Sie hier mehr dazu

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