Das erwartet das Publikum am Swiss Payment Forum 2023

Sie sind schon länger für Zahlungsdienstleister tätig. Welche Payment-Innovation hat Sie in den letzten Jahren besonders begeistert?

Santosh Ritter: Mich begeistern Lösungen, die nutzerfreundlich sind – also schnell, bequem und sicher. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das kontaktlose Bezahlen, das im Zuge der Pandemie eine massive Beschleunigung erfahren hat. Mehr als 9 von 10 Schweizern bezahlen so. Wer mit Smartphone oder Smartwatch zahlt, profitiert dabei von einem Meilenstein in Sachen Sicherheit: Der Token-Technologie. Bei jeder mobilen Zahlung mit Visa und bereits bei jeder dritten Online-Zahlung in Europa, ersetzen Tokens sensible Zahlungsdaten durch einen Platzhalter. Die ohnehin geringe Betrugsrate wird dadurch noch einmal um 50 Prozent reduziert. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die modernen E-Commerce-fähigen Debitkarten nennen, die gegenüber der alten Generation an Debitkarten ebenfalls in solchen digitalen Wallets hinterlegt werden können. Seit 2020 gibt es Visa Debit in der Schweiz. Inzwischen sind bereits 20 Anbieter am Markt, die diese Karten ausgeben und so den Zugang zum digitalen Bezahlen im Netz auch jenen Menschen erleichtern, die vielleicht keinen Zugang zu Kreditkarten haben. Gerade mit Blick auf die kommenden Jahre können solche zukunftsfähigen Produkte noch viele weitere Payment-Innovationen möglich machen.  Ebenfalls spannend sind natürlich die Entwicklungen im Bereich Web3 – Krypto-verknüpfte Karten sind nur ein Beispiel in diesem Kontext.

Seit dem letzten Swiss Payment Forum hat ein Thema die Tech-Branche massgeblich bestimmt: generative künstliche Intelligenz à la ChatGPT, Bard & Co. Was macht die Payment-Branche mit diesen Technologien?

Im Bereich Betrugsbekämpfung ist künstliche Intelligenz schon länger ein Thema, wie sich viele vorstellen können. Visa hat schon in den 1990er-Jahren KI eingesetzt, um Betrug in Echtzeit zu erkennen. Heute analysieren unsere Systeme mehr als 500 Risikoattribute in einer Millisekunde bei jeder einzelnen von mehr als 260 Milliarden Transaktionen pro Jahr, erkennen Muster und ermitteln Risk-Scores. Generative KI ist auf mehreren Ebenen interessant und es wird spannend sein, zu sehen, wie die Technologie das Zahlungsökosystem als Ganzes und die Customer Journey beeinflussen wird. Eine elementare Dimension ist der verantwortungsbewusste Umgang mit KI. Bei Visa arbeiten wir an mehreren Fronten mit generativer KI, stecken viele Ressourcen in diesen Bereich und haben eine Governance-Struktur geschaffen, welche die verantwortungsvolle Nutzung von Daten priorisiert. Unter anderem unterstützt generative KI bei Visa unsere Kolleginnen und Kollegen dabei, effizienter zu arbeiten, und kommt im Bereich der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen zum Einsatz.

Nicht zum ersten Mal steht das Thema Instant Payments auf der Agenda des SPF. Was hat sich in diesem Bereich in letzter Zeit getan?

Wir verfolgen das Thema mit Interesse. Es ist ja bekannt, dass viele Schweizer Banken, im Laufe des kommenden Jahres vor der verpflichtenden Einführung von Instant Payments stehen und den Empfang von Instant-Zahlungen ermöglichen werden. Aus meiner Sicht stellen sich den Anbietern mindestens zwei wichtige Fragen: Wie muss das Angebot gestaltet sein, dass sich Investitionen und Instandhaltung für sie tragen? Und welchen Mehrwert haben die Konsumenten? Insbesondere bei Themen wie Rückerstattung oder Betrug: Wie sind Kunden abgesichert, wenn beispielsweise eine Zahlung instant ungewollt bei einem Empfänger ankommt, der sich damit genauso instant «aus dem Staub macht»? Wir bei Visa haben mit Visa Direct eine schemenbasierte Lösung für Banken im Angebot, die Echtzeitzahlungen in den Bereichen P2P, B2C und B2B ermöglicht. Geldbewegungen sind so weltweit zwischen mehr als 5 Milliarden Konten und Karten möglich, und zwar grenzüberschreitend, sicher und einfach. Für den Schweizer Markt als eines der wichtigsten Länder, wenn es um das Thema Geldüberweisungen ins Ausland geht, ist dieser Faktor relevant. Entsprechend registrieren wir auch Interesse in der Branche.

Sie selbst sprechen dieses Jahr zum Thema «Zahlungsverkehr in der Schweiz – im Spannungsfeld zwischen Innovation und Sicherheit». Welche Message möchten Sie Ihrem Publikum mitgeben?

Ohne zu viel zu verraten: Bei uns soll beim diesjährigen Swiss Payment Forum unter anderem der Themenkomplex digitale Währungen im Fokus stehen. Eine wichtige Botschaft von meiner Seite: Jedes Finanzinstitut sollte eine DLT- beziehungsweise Blockchain-Strategie für die Zukunft haben! Erst kürzlich hat Visa Pilotprojekte zur Abwicklung von Zahlungen mittels eines Stablecoins über die Solana-Blockchain erweitert. Hier steckt grosses Potenzial, was Schnelligkeit und Komfort im Zahlungsverkehr angeht. Egal, ob Transaktionen über klassische Debit- oder Kreditkarten laufen oder über andere Schienen: Sicherheit und Zuverlässigkeit sind essenziell – auch bei den neuesten Innovationen. Auch darüber werden wir sprechen. 

Auf welches Referat am diesjährigen Swiss Payment Forum sind Sie am meisten gespannt?

Beim Swiss Payment Forum trifft sich ja das «Who’s Who» der Schweizer Payment-Branche und daher erwarte ich sehr viele hochwertige Referate und inspirierende Gespräche. Es würde den Kolleginnen und Kollegen aus der Branche nicht gerecht, einen Vortrag herauszuheben. Mit Blick auf die Themen werden zahlreiche Aspekte abgedeckt, die unsere Kunden und Partner beschäftigen und damit auch für uns in unserer täglichen Arbeit sehr wichtig sind. Aus persönlichem Interesse heraus freue ich mich besonders auf den Themenkomplex Web3, Blockchain und Krypto. 

Für wen lohnt sich die Teilnahme am Swiss Payment Forum besonders?

Für alle, die eine Leidenschaft für Payment pflegen und stets neugierig bleiben, was die neuesten Technologietrends in der Branche angeht!