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Update: Zürcher Kantonsrat untersucht Abraxas' Ausstieg aus Justizvollzugssoftware

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von René Jaun und dwa, tme

Abraxas hat seinen Geschäftsbereich Juris an Logobject verkauft. Das Zürcher Unternehmen entwickelt die Justizsoftware weiter, übernimmt jedoch nicht alle Juris-Angestellten von Abraxas. Die GPK des Zürcher Kantonsrates kündigt eine Untersuchung an.

(Source: Pressfoto / Freepik.com)
(Source: Pressfoto / Freepik.com)

Update vom 11.03.2024: Der Verkauf der Abraxas-Geschäftseinheit Juris ruft die Politik auf den Plan. In einer Mitteilung zu ihrem Tätigkeitsbericht 2023 kündigt die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Zürcher Kantonsrates an, die jüngsten Vorkommnisse, die zu diesem Ausstieg führten, untersuchen zu wollen. "Dass mit Abraxas eine Anbieterin, an welcher der Kanton Zürich als Miteigentümer zu 42 Prozent massgeblich beteiligt ist, ein für die Kantone so essenzielles Geschäftsfeld wie den Justizbereich gänzlich aufgeben kann, wirft grundsätzliche Fragen auf", schreibt die GPK.

In ihrer Mitteilung übt die Kommission auch scharfe Kritik bezüglich des Softwareprojektes "Juris X", dessen Vertrag Abraxas und die Zürcher Justizdirektion Ende 2023 auflösten. Sie spricht von einem "Scheitern mit Ansage" und findet, Regierungsrat und Justizdirektion hätten "bei dem seit Jahren kriselnden und nun gescheiterten Informatikprojekt" zu lange zugeschaut. Man habe in früheren Tätigkeitsberichten immer wieder auf erhebliche Missstände hingewiesen, schreibt die GPK weiter.

Originalmeldung vom 12.12.2023:

Abraxas verkauft Geschäftsbereich Juris an Logobject

Abraxas zieht sich aus dem Geschäft mit Justiz-IT-Lösungen zurück. In einer Mitteilung verkündet der Ostschweizer IT-Dienstleister den Verkauf seiner Produktsparte Juris, in welcher das Unternehmen Software für Gerichte entwickelte. Demnach übernehme per 1. Februar 2024 Logobject, ein IT-Dienstleister mit Sitz in Zürich, die produktiven Fachapplikationen Juris 4 und Juris 5 mit den laufenden Verträgen. Abraxas werde weiterhin für diejenigen Kunden den Betrieb sicherstellen, die den Applikationsbetrieb für Juris bei Abraxas ausgelagert haben.

Laut der Mitteilung ist Logobject auf die Entwicklung von Lösungen und Produkten im Umfeld von Field Service Management sowie Blaulichtorganisationen spezialisiert. "Mit der Übergabe unserer Produktsparte an LogObject haben wir eine Lösung gefunden, welche die Zukunft von Juris bestmöglich sichert", lässt sich Guido Schmidt, Bereichsleiter Digital Government und Fachlösungen DGF und Mitglied der Abraxas-Geschäftsleitung zitieren. Logobject beabsichtige, die Fachlösung Juris weiterzuentwickeln. "Abraxas als Betreiberin und Logobject als Produktentwicklerin hätten zudem eine strategische Partnerschaft vereinbart." Mit einer Übergangszeit nach der Transaktion wolle man eine reibungslose Übergabe und ununterbrochene Services für die Kunden sicherstellen.

Guido Schmidt, Bereichsleiter Digital Government und Fachlösungen DGF und Mitglied der Abraxas-Geschäftsleitung. (Source: zVg)

Guido Schmidt, Bereichsleiter Digital Government und Fachlösungen DGF und Mitglied der Abraxas-Geschäftsleitung. (Source: zVg)

Nicht alle Mitarbeitenden übernommen

Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, wie es heisst. Allerdings teilt Abraxas mit, dass man mit dem Verkauf des Bereichs Juris auch die zuständige Unternehmenseinheit auflöse. Viele – jedoch offenbar nicht alle – Mitarbeitende, die im Geschäftsbereich Juris tätig waren, können gemäss der Mitteilung zu Logobject wechseln. "Dass sich unser Entscheid für Einzelne nicht so positiv auswirkt, bedaure ich", lässt sich Abraxas-CEO Reto Gutmann zitieren. Man werde die betroffenen Kolleginnen und Kollegen bei der individuellen Suche einer Anschlusslösung unterstützen.

Reto Gutmann, CEO von Abraxas. (Source: zVg)

Reto Gutmann, CEO von Abraxas. (Source: zVg)

Der Juris-Verkauf von Abraxas habe auch Folgen für Elfa, eine Fachapplikation für den Justizvollzug, die Abraxas für die Zürcher Direktion der Justiz und des Innern realisieren sollte. Man habe mehrere Meilensteine nicht erreicht und vereinbarte Lieferergebnisse nicht erzielen können, räumt der IT-Dienstleister ein. Dies und Abraxas’ Ausstieg aus dem Fachbereich Justiz hätten zum Abbruch des Vorhabens geführt. Gemeinsam mit der Direktion der Justiz und des Innern klärt Abraxas nun die Aufhebung des Vertrags, wie es weiter heisst.

Seine letzten Jahreszahlen legte Abraxas im Mai 2023 vor. Der Jahreserlös von 214,5 Millionen Franken markiert den höchsten Wert seit der Fusion mit der VRSG vor fünf Jahren, wie Sie hier lesen können.

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