Umfrage

Was Schweizer Informatikentscheider dieses Jahr beschäftigt

Uhr | Aktualisiert
von Marcel Urech

Die Redaktion hat Informatikentscheider in der Deutsch- und Westschweiz zu ihren Prioritäten für das Jahr 2016 befragt. Die Stärkung der Digitalstrategie hat für sie allerhöchste Priorität.

Welche Technologien sind für Unternehmen wichtig? Wo liegen die Prioritäten der CIOs? Und für welche Veränderungen müssen die Informatikleiter gewappnet sein? Um diese Fragen zu beantworten, erkundigte sich die "Netzwoche" gemeinsam mit ihrem Westschweizer Schwestermagazin "ICTjournal" bei Schweizer CIOs zu deren Prioritäten für das Jahr 2016. An der Umfrage, die zwischen Dezember 2015 und Januar 2016 mit dem Onlinetool Surveymonkey durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 24 Informatikentscheider teil.

Geld für Innovationen

Eines gleich vorweg: Die Digitalisierung von Unternehmen, von der Marktbeobachter, Analysten und Consultants ständig sprechen, ist kein Märchen. Sie ist real und täglich spürbar. Der Einsatz von Technologien hat heute einen direkten Einfluss auf die Geschäftszahlen von Firmen, und die Beziehung zwischen IT, Marketing und Sales gewinnt an Bedeutung. Bei der letztjährigen Umfrage gaben die Firmen an, dass sie rund zwei Drittel der Gelder in bisherige Aktivitäten steckten. Das restliche Drittel sei in neue Initiativen geflossen. Das Budget für die Förderung von Innovation ist dieses Jahr leicht gestiegen.

Rund 37 Prozent der Gelder werden dafür genutzt, wie die Umfrage von "Netzwoche" und "ICTjournal" zeigt. Rund 54 Prozent der CIOs gab an, dass sie 2016 über mehr Budget verfügten als 2015. 25 Prozent der Befragten haben mehr Geld zur Verfügung, 21 Prozent müssen mit weniger auskommen.

Im Trend: Apps und Social Collaboration

Andere Technologien nutzen die Befragten hingegen intensiv. 10 von 24 setzen auf Mobile-Apps, 8 sind dabei, diese auszurollen, und 2 testen sie gerade. Die restlichen 4 beobachten zumindest die Entwicklungen im Markt. Kein einziges Unternehmen gab an, sich gar nicht für Mobile-Apps zu interessieren.

Im Trend liegen auch Social-Collaboration-Tools: 11 Unternehmen sind soeben dabei, solche zu testen. 5 rollen gerade eine Lösung aus und 2 nutzen sie bereits. Nur eine Firma gab an, gar kein Interesse an Social-Collaboration-Tools zu haben. 5 Firmen warten ab und beobachten erst einmal, wie sich der Markt entwickelt.

Experimente mit APIs und Big Data

Bemerkenswert ist auch, dass 7 Unternehmen dabei sind, Analytics-Technologien (Big Data, Realtime, Predictive) zu testen. Auch der Einsatz von Mashup-Applikationen, Microservices und APIs wird gerade von 7 Firmen geprüft. Entsprechende Pilotphasen laufen bereits.

Lediglich ein Unternehmen gab an, überhaupt nicht an Analytics-Technologien interessiert zu sein. 7 Firmen haben das Thema auf dem Radar. 5 Firmen gaben an, kein Interesse an Mashup-Applikationen, Microservices und APIs zu haben. 9 beobachten die Entwicklungen im Markt.

Clouds für alle

Bei den Public-Cloud-Angeboten sind die Ergebnisse gemischt. Am beliebtesten sind die Software-as-a-Service-Angebote (SaaS), die 9 Unternehmen nutzen. 3 rollen SaaS gerade aus, 2 fahren Piloten, 6 beobachten das Thema und 4 zeigen kein Interesse. Infrastructure-as-a-Service (IaaS) nutzen 7 Firmen. 9 weitere haben IaaS auf dem Radar. Platform-as-a-Service (PaaS) verwenden bloss 4 Unternehmen. 10 beobachten die aktuellen Entwicklungen rund um PaaS, 5 zeigen gar kein Interesse.

Beliebt ist auch die Private Cloud. Sie stösst nur bei 2 Firmen auf gar kein Interesse. 9 haben das Thema auf dem Radar, 3 sind in der Pilotphase und 2 rollen gerade eine Private Cloud aus.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es fast keine CIOs in der Schweiz gibt, die den Trend hin zum Cloud Computing ignorieren. Laut unserer Umfrage sind knapp 92 Prozent aller befragten CIOs in der Deutsch- und Westschweiz in irgendeiner Form an Public und Private Clouds interessiert. Entweder ist die Cloud auf dem Radar, wird gerade getestet oder ist bereits eingeführt.

Die Wichtigkeit der C-Levels

Wie bedeutsam ist die Beziehung mit den internen Stakeholdern, und wie entwickelt sie sich? Auf die erste Frage antworteten die CIOs unterschiedlich. 20 von 24 CIOs gaben an, dass für sie die Beziehung zum CEO von höchster oder gar allerhöchster Wichtigkeit sei. 17 sagten das über den Chief Financial Officer, 16 über den Chief Operations Officer und 14 über den Chief Marketing Officer.

Von den C-Level-Führungskräften scheint das Verhältnis zum Chief Human Resources Officer (CHRO) und zum Chief Procurement Officer (CPO) am wenigsten bedeutsam zu sein. 7 CIOs gaben an, dass die Beziehung zum CHRO irrelevant oder wenig wichtig sei. 6 sagten das Gleiche über den CPO.

Was die Entwicklung der Beziehungen betrifft, so haben sich diese im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Wenige sind für die CIOs allerdings wichtiger geworden. So zum Beispiel das Verhältnis zum Chief Marketing ­Officer, dessen Bedeutung für 8 von 24 Befragten zunahm. 9 der Informatikentscheider gaben an, dass es für sie immer wichtiger werde, ein gutes Verhältnis zum Head of Sales zu haben. Immerhin je 6 CIOs sind der Meinung, dass die Beziehungen zu den Chief Human Resources und Chief Operations Officers immer wichtiger würden.

Irrelevante IT-Analysten?

Die CIOs beantworteten auch Fragen zu externen Stakeholdern. Hier gab es im Unterschied zu internen Anspruchsgruppen zwei grosse Veränderungen. 13 der befragten Informatikentscheider gaben an, dass es für sie immer wichtiger werde, ein gutes Verhältnis zu den Shareholdern zu haben. 10 von 24 CIOs sagten das Gleiche über ihre Kunden. Kaum verändert haben sich hingegen die Beziehungen zu CIO-Networks, Regulatoren, IT-Analysten, Verkäufern und Lieferanten. Sie blieben im letzten Jahr fast stabil.

Nicht überraschend gaben 19 der 24 CIOs an, dass die Beziehung zu Kunden für sie von sehr hoher oder allerhöchster Wichtigkeit sei. Je 12 der Informatikentscheider messen den CIO-Networks und den Shareholdern eine hohe Wichtigkeit bei. Kaum von Bedeutung sind offenbar die IT-Analysten: 8 CIOs bewerteten sie als durchschnittlich wichtig, 5 als wenig wichtig und 9 sogar als irrelevant. Gerade mal 2 der 24 Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass IT-Analysten eine hohe Bedeutung hätten. Kein einziger der 24 befragten Informatikentscheider gab an, dass sie von allerhöchster Wichtigkeit seien.

Digitalstrategie im Mittelpunkt

Die Prioritäten von Schweizer CIOs für das Jahr 2016 sind dieses Jahr unterschiedlich. Ein eigentlicher Trend lässt sich hier nicht erkennen. Für 10 von 24 Informatikentscheider hat die Stärkung der Digitalstrategie die höchste Priorität. Im Gegensatz dazu messen 16 der Befragten der nahtlosen Integration von Zulieferern eine tiefe oder sogar gar keine Priorität bei.

Weitere wichtige Themen sind die Anpassung an neue geschäftliche Herausforderungen, die Erlangung von Agilität, die Verbesserung von Data Integration, Management & Analytics und die Verbesserung der Customer Experience. Sie wurden je von mindestens 14 CIOs mit einer hohen oder der höchsten Priorität eingestuft.

Doch nicht alle Technologien sind gleich wichtig. Das Internet der Dinge etwa nutzen erst 2 der 24 befragten Firmen. Wearables und künstliche Intelligenz sogar nur je ein Unternehmen. Das dürfte sich aber schon bald ändern. Einige Informatikabteilungen sind nämlich gerade dabei, Lösungen in diesen Bereichen auszurollen. 2 Firmen tun dies für das Internet der Dinge, 2 im Bereich Wearables und 4 in der künstlichen Intelligenz. Unter dem Strich fällt das Fazit trotzdem gleich aus wie im letzten Jahr: Die drei Technologien, die in letzter Zeit besonders gehypt wurden, sind im Schweizer Unternehmensalltag noch nicht angekommen.

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