Interview mit Philippe Nicolas

Warum sich der Markt für Object Storage weiter konsolidieren wird

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Philippe Nicolas hat rund 5 Jahre beim Object-Storage-Spezialisten Scality gearbeitet. Nun berät er Firmen wie Solix Technologies und Guardtime. Im Gespräch mit der Redaktion verrät er, warum es im Markt für Object Storage wohl bald zu weiteren Übernahmen kommen wird – und wer als Käufer in Frage kommt.

Quelle: Fotolia
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Hinweis: Die Redaktion sprach mit Philippe Nicolas auch darüber, welche Speicherfirmen am besten positioniert sind. Er äusserte sich zudem zu Trends wie Software-defined, Container und NVMe.

Es gibt aktuell mehr als 45 Lösungen, die auf Object Storage setzen. Ist der Markt gross genug dafür oder wird es bald eine weitere Konsolidierung geben?

Der Markt ist zu klein für all diese Lösungen. Einige Firmen werden wohl eingehen, andere aufgekauft. Netapp akquirierte bereits Bycast, WD/HGST übernahm Amplidata, Red Hat schnappte sich Inktank/Ceph und IBM kaufte Cleversafe. Für eine weitere Konsolidierung spricht auch, dass einige der Grossen noch keine richtige Object-Storage-Lösung in ihrem Portfolio haben. Etwa Cisco, Seagate, Veritas und Oracle.

Wie schreitet die Entwicklung der Technologie voran?

Verhältnismässig langsam. Die meisten Innovationen in dem Bereich kommen von Spezialisten, die nur Object Storage machen und sonst nichts. Mit wenigen Ausnahmen wie DDN oder EMC. Werden die Start-ups übernommen, wird Object Storage Teil einer grösseren Produktlinie und der Fokus geht meist verloren.

Philippe Nicolas, Storage Industry Advisor

Wie meinen Sie das?

Ich erkläre es mit einem Vergleich: SAN ist eine Architektur, NAS eine Produktkategorie, Object Storage bloss eine Technologie. Sie hilft, Speichersysteme mit riesigen Kapazitäten zu entwickeln. Object Storage wird sich vor allem im Secondary Storage etablieren. Überall da, wo grosse Datenmengen und Cold Data im Spiel sind.

Als Object Storage neu aufkam, sagten alle, dass die Technologie nur bei Speichermengen von mehreren Hundert Terabytes oder gar Exabytes sinnvoll ist. Ist das immer noch so?

In kleineren Umgebungen kämpft Object Storage gegen NAS-Technologien. In grösseren Umgebungen sind die Vorteile von Object Storage hingegen offensichtlich. Object Storage skaliert dann grenzenlos, NAS nicht. Es gibt keine Minimal-Grenze, ab der Object Storage sinnvoll ist. Einige Lösungen verlangen aber ein Minimum an Nodes und sind darum für kleine Speicherumgebungen unnötig komplex. Man muss hier auch unterscheiden zwischen Object Storage als Architektur und Object Storage als Interface wie beim Industriestandard Amazon S3. Diesen gibt es ja auch für kleinere NAS für KMUs. Die Firmen entscheiden sich in diesem Fall aber meist für Object Storage, weil der Zugriff über das Web einfacher wird als mit den klassischen Filesharing-Protokollen.

Wie schätzen sie Object-Storage-Lösungen auf Open-Source-Basis ein?

Open-Source-Technologien rütteln immer wieder die Branche auf. Die grossen Anbieter müssen aufpassen, nicht plötzlich von ihnen überrollt zu werden. Ceph etwa baute sich eine riesige Community auf, ähnlich wie Gluster und einige andere. Offene Object-Storage-Lösungen sind bereits im Mainstream angekommen. Ein Beispiel sind die Server von HPE. Wer will, kann sie auch mit Swift oder Ceph ausrollen. Das ist auch sinnvoll. Wer Open-Source-Technologien nicht implementiert, vergibt bloss die Chance, mehr Hardware zu verkaufen.

Welches Object-Storage-Start-up ist eigentlich das vielversprechendste?

Richtige Start-ups gibt es in diesem Bereich nur wenige. Die vielversprechendsten sind aber wohl Hedvig, Igneous, Minio and Noobaa. Sie haben alle eine gesunde Corporate DNA, einen spannenden Hintergrund, eigene Patente und interessante Lösungen.

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