Focus: IT-Security

Produktsicherheit im Gesundheitswesen: der Schlüssel zur Regelkonformität

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von Hardy Schmidbauer, Senior Vice President IoT, Kudelski Group

Im digitalen Zeitalter sehen sich Hersteller medizinischer Geräte zunehmend mit komplexen Anforderungen konfrontiert. Während Netzwerksicherheit im Vordergrund steht, gerät Produktsicherheit oft in Vergessenheit. Für einen umfassenden Sicherheitsplan müssen Unternehmen beide Aspekte berücksichtigen.

Hardy Schmidbauer, Senior Vice President IoT, Kudelski Group. (Source: zVg)
Hardy Schmidbauer, Senior Vice President IoT, Kudelski Group. (Source: zVg)

Netzwerksicherheit und Produktsicherheit stehen nicht im Widerspruch zueinander. Vielmehr bilden sie die Grundlage für einen ganzheitlichen Sicherheitsansatz in Unternehmen: Produkt- und Netzwerksicherheit schützen gemeinsam sowohl die medizinischen Geräte als auch das Netzwerk, in dem sie betrieben werden. Wer sich strikt an die bewährten Methoden der Cybersicherheit hält und die Produktsicherheit vernachlässigt, öffnet potenziellen Sicherheitslücken Tür und Tor. 

Gleichwertigkeit von Produktsicherheit und Cybersicherheit

Eine wirksame Produktsicherheit ist der erste Schritt, der die Basis für eine solide Unternehmenssicherheit schafft. Die folgenden fünf Gründe zeigen, warum Unternehmen die Kombination von Produktsicherheit und Netzwerksicherheit als Grundlage einer robusten Cybersicherheits-Strategie sehen sollten:

  1. Der Trojanische-Pferd-Effekt: Medizinische Geräte, die oft als herkömmliche IT-Ausrüstung betrachtet werden, können unbeabsichtigt zu «Trojanischen Pferden» im Netzwerk werden. Durch oftmals geringe ­Sicherheitsvorkehrungen sind sie lukrative Ziele für Angriffe. Eine Schwachstelle in einem Gerät könnte ­einen Dominoeffekt auslösen und die gesamte Netzwerksicherheit gefährden.
  2. Technologischer Wettlauf: Die schnelle Entwicklung neuer Technologien bietet nicht nur Chancen, sondern birgt auch Risiken. Während Forschungsteams Technologien wie maschinelles Lernen für positive Zwecke einsetzen, verwenden Hacker sie bereits, um ihre Angriffsstrategien zu verfeinern und automatisierte Angriffe durchzuführen.
  3. Datenschutz: Der Verlust sensibler Gesundheitsdaten durch ein kompromittiertes medizinisches Gerät kann weitreichende Folgen haben. Ein einziges gefährdetes Gerät kann Angreifern Zugang zu zahlreichen Geräten verschaffen und die Vertraulichkeit der Patienten­daten gefährden.
  4. Geräteintegrität und Authentizität: Die Gewährleistung der Integrität und Authentizität der Software und Firmware in medizinischen Geräten ist unerlässlich. Bösartige oder nicht autorisierte Firmware kann ein lebensrettendes medizinisches Gerät in eine Bedrohung verwandeln und so die Sicherheit der Patientinnen und Patienten gefährden.
  5. Sicherheit als Alleinstellungsmerkmal: Unternehmen, die ihre Massnahmen zur Cybersicherheit mit einer umfassenden Produktsicherheit ergänzen, festigen ihren Ruf als vertrauenswürdige Anbieter. Fortgeschrittene Sicherheitsfunktionen wie drahtlose Firmware-Updates oder kontinuierliche Firmware-Überwachung bieten zusätzliche Schutzmechanismen für das Produkt und stärken das Vertrauen der Anwender.


Sicherheit als ethische Verpflichtung

Produktsicherheit und Cybersicherheit sind direkt miteinander verbunden und stellen eine gemeinsame ethische Verpflichtung dar. Angesichts der sensiblen Natur von medizinischen Geräten und Gesundheitsdaten ist es von höchster Bedeutung, einen umfassenden Ansatz zu verfolgen, der sowohl die physische Sicherheit der Geräte als auch Schutzmassnahmen gegen digitale Bedrohungen umfasst. Nur durch eine Priorisierung beider Aspekte können Hersteller sicherstellen, dass ihre Produkte den regulatorischen Anforderungen entsprechen und Patientinnen und Patienten gleichzeitig optimal geschützt werden.

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