Extrawurst für Zattoo und Spotify

Orange: Vereinfachte Angebote, neue IT und 4G für (fast) alle

Uhr | Aktualisiert
von Marcel Urech und Rodolphe Koller

Orange sieht sich als Marktführer für die vierte Generation (4G) im Schweizer Mobilfunk und geht mit neuen Angeboten und mehr Service auf Kundenfang. Eine Reorganisation der internen IT soll dabei mithelfen.

Orange hat heute in Zürich sein erstes Quartal des Fiskaljahres 2013 bilanziert: Der Telco konnte das operative Ergebnis gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Prozent auf 286 Millionen Franken anheben. 2012 gewann Orange 61'000 Abokunden und verlor 13'000 Prepay-Kunden. 64,7 Prozent der 1,668 Millionen Kunden zahlen laut Orange nun für ein Abo.

Investitionen in 4G

Johan Andsjö, seit Oktober 2012 CEO von Orange Schweiz, verkündete in Zürich ein hohes Ziel: Orange wolle Schweizer Marktführer für 4G (die vierte Generation im Mobilfunk) werden. Noch nie in der Geschichte des Unternehmens habe der Telco den Netzausbau so stark vorangetrieben. Orange starte sein 4G-Netz mit einer Abdeckung von 35 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Zum Vergleich: Swisscom erreicht mit 4G aktuell eine Bevölkerungsabdeckung von rund 50 Prozent. Bis Ende 2013 werde Orange die Abdeckung auf 71 Prozent ausbauen. Damit werde Orange schon bald auf dem Niveau der Konkurrenz sein, versprach Andsjö.

Im zweiten Quartal 2013 wolle Orange die Investitionen in 4G um 25 Prozent auf rund 100 Millionen Franken erhöhen. Ein Grossteil dieses Geldes dürfte in neue Technologien vom Partner Nokia Siemens fliessen.

Abos nach Datenvolumen

Alle Orange-Kunden (auch Prepay) sollen theoretisch auf die vollen 4G-Speeds zugreifen können. Bei Swisscom sei dies nicht der Fall, betonte Andsjö. In der Tat: Wer bei Swisscom mit 100 Mbit/s im Web unterwegs sein will, muss das Abo "Natel Infinity XL" für monatlich 169 Franken lösen. Swisscom kennt aber dafür keine Volumenbegrenzungen. Diese wird es bei Orange weiterhin geben. Kunden von Orange bezahlen also je nach Datenvolumen unterschiedlich viel für ihre Mobil-Abos.

Die Downloadgeschwindigkeit von Orange werde bis Ende 2013 auf 150 Mbit/s erhöht, versprach Andsjö. Auch Swisscom ist gerade dabei, sein LTE-Netz von 100 auf 150 Mbit/s auszubauen.

Gefährdung der Netzneutralität

Orange hat zudem Partnerschaften mit den Multimedia-Anbietern Zattoo und Spotify geschlossen. Für sei gelten die Volumenbegrenzungen bei den Orange-Abos nicht: Wer über Zattoo fern sieht oder mit Spotify Musik hört, darf laut Orange unbeschränkte Datenvolumen generieren.

Auf den Einwand der Netzwoche, dass die Sonderrechte für Zattoo und Spotify die Netzneutralität verletzten, widersprach Andsjö: Da Orange ja allen Kunden die maximale Geschwindigkeit im LTE-Netz biete, sei die Netzneutralität nicht gefährdet. Auch Zattoo-CEO Nick Brambring äusserte sich auf Anfrage der Redaktion zu dem Thema. Die Netzneutralität sei in keinster Weise beeinträchtigt, so Brambring.

Mehr Service und neue IT

Orange arbeite zudem daran, den Kundenservice zu verbessern und seine Angebote weiter zu vereinfachen. Für den Umgang mit Kunden habe das Unternehmen nun mehr Ressourcen zur Verfügung und die Abwicklung von Anrufen sei einfacher geworden. Orange habe seine Ausgaben in diesem Bereich um einige Millionen Franken gesteigert, so Andsjö.

Übrigens: Die interne Informatik von Orange ist gerade im Umbau, wie Andsjö auf Anfrage der Redaktion bestätigt. Die Reorganisation soll bis Anfang 2014 abgeschlossen sein. Betroffen seien unter anderem die CRM- und ERP-Systeme und die Bereiche Verkauf und Kundenservice. Ein Ziel sei es, die Time-to-market von neuen Angeboten zu verbessern.