Persönlicher Finanzassistent

UBS setzt auf Personal Finance Management - folgen bald andere Banken?

Uhr | Aktualisiert
von Rodolphe Koller

Die UBS hat ihrem E-Banking einen persönlichen Finanzassistenten hinzugefügt. Andere Schweizer Finanzinstitute könnten dem Beispiel folgen und ebenfalls PFM-Software implementieren, wie jene des Zürcher Start-ups Contovista.

Mit dem persönlichen Finanzassistenten der UBS lassen sich unter anderem Sparziele festlegen. (Quelle: UBS)
Mit dem persönlichen Finanzassistenten der UBS lassen sich unter anderem Sparziele festlegen. (Quelle: UBS)

Im Frühjahr 2012 unterhielt sich unsere Redaktion mit Postfinance über ihre Pläne, ihren Kunden ein Onlinetool zur Verwaltung ihrer persönlichen Finanzen unter dem Namen E-cockpit zur Verfügung zu stellen. Postfinance nahm mit ihrer auf dem Software Strands basierenden PFM-Lösung (Personal Finance Management) eine Vorreiterrolle unter den Schweizer Banken ein. "In der Schweiz sind wir die Nummer eins im Bereich Zahlungsverkehr. Diese Position konnten wir durch das Angebot neuer, an den neuen Gebrauch angepasster Dienstleistungen stärken", erklärte uns damals Armin Brun, Leiter der Verkaufs- und Vertriebsabteilung bei Postfinance.

Trotz der offensichtlichen Vorteile für die E-Banking-Kunden und der aktiven Bewerbung der Meniga-Lösung durch den Zürcher Anbieter Crealogix blieb der Vorstoss der Postfinance über ein Jahr lang einzigartig auf dem Schweizer Bankenmarkt. Man musste sich schon fragen, ob sich solche Lösungen überhaupt durchsetzen können, bis die UBS Ende 2013 ihre eigene PFM-Lösung entwickelte und sie im Rahmen ihrer klassischen und mobilen E-Banking-Lösung anbot.

PFM: ein benutzerfreundliches Tool zur Budgetverwaltung

Die von UBS angebotene Lösung vereint die typischen Funktionen der PFM-Tools in sich. Die Kunden können ihre Transaktionen (Einnahmen und Ausgaben) manuell oder automatisch in Kategorien einteilen und sie über verschiedene benutzerfreundliche Grafiken anzeigen lassen. Sie können auch ganz einfach prüfen, wie viel sie insgesamt für ihr Fahrzeug ausgeben oder wie viel sie von ihrem Jahresbudget für Freizeitbeschäftigungen ausgeben. PFM-Lösungen können auf der Grundlage vom Transaktionsverlauf auch Voraussagen zu künftigen Ausgaben und Kontoständen liefern.

UBS setzt auf PFM, um einen Vorsprung gegenüber ihren Konkurrenten zu haben und um ihre Position zu festigen. Für Andreas Kubli, Head Multichannel Management & Digitization bei UBS, müsste der persönliche Assistent die Kundenbeziehungen stärken, Querverkäufe anregen und den Anteil der verwalteten Vermögen pro Kunde (share of wallet) erhöhen. Tatsächlich lohnt es sich für die Kunden, um eine Gesamtübersicht über ihre Finanzen anhand des Assistenten zu haben, alle ihre Konten bei derselben Bank zu führen.

Ein vielversprechender Markt für das Start-up Contovista

Zwar haben die die Konkurrenten der UBS noch kein PFM eingeführt, sie verfolgen die Entwicklungen des Marktes aber zeitnah. „Wenn wir Bankenvertretern unser Tool zeigen, sind wir überrascht, wie gut sie das Konzept und seine Vorzüge bereits kennen“, erläutert Gian Reto à Porta, CEO bei Contovista. Das Zürcher Start-up, das er zusammen mit Nicolas Cepeda gründete, hat eine komplette PFM-Lösung als White-Label-Version entwickelt. Die beiden Gründer stammen aus dem Bankensektor und hoffen, die Kantonalbanken, die Privatkundenbanken und die Ausgeber von Kreditkarten davon überzeugen zu können, sich für ihr Tool und nicht für eine Software der Konkurrenz zu entscheiden. Sie betonen dabei die Schnelligkeit der Einführung – vier bis sechs Monate, so Gian Reto à Porta.

Ein weiterer Trumpf liegt darin, dass die Lösung sowohl im installierten als auch im SaaS-Modus verfügbar ist und in der Schweiz gehostet wird – eine Bedingung der FINMA. Der Gründer hebt auch die Sicherheit und Vertraulichkeit der Cloud-Plattform hervor, die die zuvor anonymisierten Transaktionsdaten empfängt und analysiert. Da sind Argumente, die ins Schwarze treffen, da derzeit drei Proof-of-concept mit Schweizer Finanzinstituten laufen. Neben den Banken steht das junge Unternehmen auch mit den Schweizer Anbieter für Bankensoftware, Finnova und Avaloq, in Kontakt. "Sie wissen, dass PFM Teil ihres strategischen Fahrplans werden muss", meint Gian Reto à Porta. Angesichts des Impuls, der von der UBS ausging, der Verfügbarkeit von Lösungen wie Contovista und der Bewerbung des PFM durch Crealogix deutet eigentlich alles darauf hin, dass sich andere Schweizer Banken noch dieses Jahr entscheiden werden. "Heute ist PFM-Funktionalität im Finanzportal ein Wettbewerbsvorteil, morgen erwarten es die Kunden im Basisangebot bei der Wahl des Finanzinstituts", schliesst der CEO von Contovista.