Digital Health im Gesundheitswesen

Strategische Handlungsoptionen im digitalen Gesundheitswesen

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von Alfred Angerer, Dozent und Leiter des Fachbereichs "Management im Gesundheitswesen", und Sabine Ultsch, Trainee des Fachbereichs «Management im Gesundheitswesen» des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie, ZHAW

Bei vielen Schweizer Akteuren besteht eine grosse Unsicherheit, was die richtige Reaktion auf den Digital-Health-Wandel ist. Um eine kluge Strategie zu entwickeln, sollten Entscheidungsträger die wichtigsten Systemveränderungen durch Digital Health verstehen.

Sabine Ultsch, Trainee, und Alfred Angerer, Dozent und Leiter des Fachbereichs "Management im Gesundheitswesen des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie, ZHAW (Source: zVg)
Sabine Ultsch, Trainee, und Alfred Angerer, Dozent und Leiter des Fachbereichs "Management im Gesundheitswesen des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie, ZHAW (Source: zVg)

Unzählige Unternehmen im Gesundheitswesen arbeiten auf Hochtouren an innovativen Technologien wie "Machine Learning" oder "Blockchain". Diese haben das Potenzial, das Gesundheitswesen zu revolutionieren. Die heutige Health Value Chain wird unseren Analysen nach dadurch in drei Bereichen bedeutend verändert werden (siehe Grafik): Information & Prävention (I.), Kontaktpunkte & Patientenfluss (II.) und Diagnose & Therapie (III).

Das Veränderungsfeld Information & Prävention betrifft vor allem die Hausmedizin. Beispielsweise erhalten Patienten die Möglichkeit, ausserhalb einer Gesundheitsorganisation persönliche Gesundheitsdaten mithilfe von Wearables zu erheben und anschliessend von Apps auswerten zu lassen. Das Veränderungsfeld Kontaktpunkte & Patientenfluss ist zwischen Gesundheitsanbietern und dem Patienten angesiedelt. Es zielt darauf ab, die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure zu optimieren. Das dritte Veränderungsfeld Diagnose & Therapie verändert jeden Leistungserbringer intern. Durch Digital Health können sie ihre Dienstleistungen und Produkte radikal verändern und optimieren.

Digitaler Wandel in vier Schritten

Was kann man nun tun, um sein Unternehmen für diese Veränderungen zu wappnen? Der Digital-Health-Wandel kann in vier Schritten angegangen werden: Als erster Schritt soll systematisch eine integrierte Strategie für den Digital-Health-Wandel ausgearbeitet werden. Zunächst kann man sich an einer der drei Grundstrategien orientieren:

  • Produktführerschaft: Das Produkt beziehungsweise die Dienstleistung ist qualitativ so überlegen, dass die Konkurrenzprodukte obsolet werden.

  • Operative Exzellenz: Die Produktherstellung beziehungsweise die Erbringung der Dienstleistung ist im Vergleich zur Konkurrenz günstiger, unkomplizierter und zuverlässiger.

  • Kundennähe: Für jeden Kunden werden individuelle Produkte/Dienstleistungen über die gesamte Customer Journey hinweg angeboten.

In einem nächsten Schritt müssen interne Strukturen und die Kultur geschaffen werden, die einen solchen Wandel überhaupt ermöglichen. So empfiehlt es sich zu beobachten, was auf dem Markt passiert, und sich mit anderen Unternehmen zu verbinden. Zudem sollte die Innovationsenergie der eigenen Mitarbeitenden mobilisiert und katalysiert werden.

Nun müssen die Daten und Prozesse für die Digitalisierung vorbereitet werden. Neben der digitalen Verfügbarkeit der Daten ist es ebenso wichtig, dass die Daten strukturiert und standardisiert sind. Es muss geklärt werden, wo die verschiedenen Daten abgespeichert sind und ob die einzelnen technologischen Systeme mit dem neuen System kompatibel sind.

In einem letzten Schritt kann der digitale Reifegrad iterativ erhöht werden. Mithilfe eines Reifegradmodells kann bestimmt werden, wie weit die Digitalisierung des Unternehmens fortgeschritten ist und was die nächsten Schritte zur Erreichung des nächsten Digitalisierungsgrades sind.

Abschliessend ist festzuhalten, dass die exakte Auswirkung der Health-Value-Chain-Veränderung noch unbekannt ist. Dementsprechend ist ein strategisch strukturiertes, aber dennoch flexibles Vorgehen wichtig und erhöht die eigenen Erfolgswahrscheinlichkeiten.

Weitere Informationen zu diesem Thema sind in der neuen Digital-­Health-Studie zu finden.

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