Focus: Accessibility

Herausforderungen bei der Umsetzung eines barrierefreien Webprojekts

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von Isabelle Haas, Fachverantwortliche Accessibility, Die Schweizerische Post CH

Vom Zeitdruck bis hin zu unlogischen Entwicklungsprozessen – beim Umsetzen eines barrierefreien Webprojekts treten bestimmte Schwierigkeiten immer wieder auf. Mit geeigneten Massnahmen können diese jedoch vermieden oder leichter bewältigt werden.

Isabelle Haas, Fachverantwortliche Accessibility, Die Schweizerische Post CH. (Source: zVg)
Isabelle Haas, Fachverantwortliche Accessibility, Die Schweizerische Post CH. (Source: zVg)

Accessibility bedeutet, dass Kundinnen und Kunden unabhängig von ihrer Behinderung oder den technischen Möglichkeiten physische und digitale Dienstleistungen und Einrichtungen nutzen können. Je nach Unternehmen stellt Accessibility eine regulatorische Anforderung dar. Unternehmen können sich aber auch in einer Corporate Responsibility Charta dazu bekennen, den barrierefreien Zugang zu ihren Dienstleistungen zu ermöglichen.

Herausforderungen und Accessibility-Mängel

Die Umsetzung eines barrierefreien Webprojektes bringt eine Reihe spezifischer Herausforderungen mit sich. Zu den häufigsten gehören: Zeitdruck bei der Umsetzung von Webprojekten; zu wenige geeignete barrierefreie Software­lösungen auf dem Markt, die für den Auftraggeber infrage kommen; fehlende Sensibilisierung der Projekt- und Beschaffungsverantwortlichen; fehlendes Know-how, besonders bei externen, ausländischen Entwicklungspartnern; Sprachbarriere bei externen Entwicklungspartnern; Design­patterns aus dem Designsystem des Unternehmens, die im Kontext oft nicht korrekt barrierefrei umgesetzt werden; neu eingeführte, nicht barrierefreie Templates, die wiederkehrend eingesetzt werden; unlogische Entwicklungsprozesse (Barrierefreiheit wird nicht von Beginn an berücksichtigt). Bleiben diese Herausforderungen ungelöst, führt dies zu Accessibility-Mängeln in den entwickelten Webprojekten. Die häufigsten Accessibility-Mängel sind:

  • Semantik: Überschriften oder Listen sind nicht korrekt als solche formatiert. 
  • Tastaturbedienbarkeit: Sprunglinks fehlen, interaktive Elemente sind nicht erreich- oder bedienbar, der Fokus ist nicht sichtbar, die Reihenfolge nicht sinnvoll und der Fokus geht verloren.
  • Textalternativen: Informative Grafiken oder Schalter haben keine Textalternativen, dekorative Grafiken haben dagegen störende Textalternativen oder die verlinkten Grafiken haben keinen das Linkziel bezeichnenden Alternativtext. 
  • Formularprobleme: Beschriftungen, Fehlermeldungen oder Zusatzinformationen sind nicht mit Feldern verknüpft, Pflichtfelder nicht ausgezeichnet, Formularfeld-Gruppen nicht korrekt formatiert.  
  • Formularprobleme: Beschriftungen, Fehlermeldungen oder Zusatzinformationen sind nicht mit Feldern verknüpft, Pflichtfelder nicht ausgezeichnet, Formularfeld-Gruppen nicht korrekt formatiert.
  • Beschriftungen und Links: Linktexte oder Überschriften sind nicht ohne visuellen Kontext erkennbar,­ Visuelles entspricht nicht dem zugänglichen Label.
  • HCM-Support: Informative Grafiken sind im Hoch-Kontrast Modus (HCM) nicht sichtbar.
  • Kontrastprobleme: Inhalte oder Bedienelemente haben zu geringe Kontraste.
  • Widgets: Dynamische Bedienelemente (Akkordeons, Dropdowns etc.) sind mit Screenreader nicht verständlich.

Die Herausforderungen meistern

Das Ausbilden und Sensibilisieren der Projektverantwortlichen ist eine der wichtigsten Massnahmen zur Verbesserung der Web-Accessibility. Besonders in grossen Konzernen mit einer Vielzahl an Projektverantwortlichen ist das ein kontinuierlicher Prozess. Wichtig ist es zudem, die Accessibility (AX) besser in den Entwicklungsprozess zu integrieren, damit sie und auch die User Experience (UX) möglichst von Anfang an in Projekten verankert werden. Weitere bewährte Massnahmen für bessere Accessibility sind: 

  • Entwicklern, Publishern und Projektleitern Hilfestellung anzubieten in dem Kanal, in dem alle relevanten Dokumente und Hilfsmittel abgelegt sind; 
  • interne Tests bereits in der Entwicklungsphase durchführen, um Fehler so früh wie möglich zu eliminieren;
  • das Führen der Accessibility als Compliance-Thema mit regelmässigen Reportings an Verwaltungsrat und Konzernleitung; 
  • ein kontinuierliches Monitoring von Inhalten, die live sind, um mittels spezieller Software den aktuellen Stand zu halten.
Webcode
d9kkt2mq