Editorial

"Home, smart Home"

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(Source: Netzmedien)
(Source: Netzmedien)

In der Werbung ist das Smarthome allgegenwärtig. Fast alle grossen Techfirmen, ob nun Amazon, Google oder auch Apple, haben zahlreiche Produkte im Angebot, die das Heim vernetzen sollen. Auch meine neu eingerichtete Wohnung wollte ich ein bisschen smarter machen. Den Anfang machten Hue-Lampen von Philips, die nun die Haupt­beleuchtung in meiner Wohnung sind.

Das Versprechen war gross. Mittels Smartphone-App könnte ich dann alle Lampen im Haus steuern. Nie wieder, hoffte ich, müsste ich abends vom Sofa aufstehen, um die Lampe in der Küche zu löschen. Ein technischer Sieg für die Bequemlichkeit also.

Leider erwies sich schon die Installation als schwierig. Die Lampen konnten nicht ohne Weiteres mit dem WLAN kommunizieren. Für rund 50 Franken musste ich noch eine Extra-Hardwarebox anschaffen. Danach aber funktionierte die Installation in der Apple-Home-App nicht reibungslos. Die Lampen wurden nicht erkannt, und jede einzelne Lampe musste erst "zurückgesetzt" werden, bevor ich sie hinzufügen konnte. Wie dieser Workaround funktioniert, fand ich erst nach einiger Recherche im Web heraus; in der recht dürftigen Gebrauchsanweisung stand kein Wort davon.

Danach funktionierte mein smartes Licht wie gewünscht. Befehle ich meinem iPhone: "Hey Siri, dimme das Licht in der Stube auf 75 Prozent!", kann ich jetzt das Licht mit meiner Stimme verändern. Bei Gästen konnte ich damit auch schon mächtig Eindruck schinden. Anfangs machte es noch recht Spass. Mit der Zeit war die Sprachsteuerung für mich aber nur ein schönes Feature. Ich kann mich einfach nicht damit anfreunden, mit einem Gerät zu sprechen. Mittlerweile bevorzuge ich es, die Lampen über die App und nicht über Siri zu steuern. Ich habe mich sogar dabei erwischt, wieder vom Sofa aufzustehen und das Licht zu löschen. Denn bis ich das Smartphone gegriffen, entsperrt, die App geöffnet, das richtige Licht gefunden und dann ausgestellt habe, bin ich auf dem klassischen Weg schon lange am Ziel. Und habe sogar etwas für meine Gesundheit getan.

Mein Hauptproblem ist, dass es immer noch zahlreiche Lampen in der Wohnung gibt, die nicht smart sind. Und es sind gerade diese Lampen – unter der Dunstabzugshaube oder am Badspiegel –, die ich so häufig vergesse, auszumachen. Die so viel zitierten Medienbrüche haben mich also voll erwischt, was mir etwas den Spass an der Technologie genommen hat. Daher sehe ich smarte Lampen als ein ganz witziges "Nice to have", aber als kein Muss für den Haushalt von heute. Zumindest nicht solange das smarte Steuern so um­ständlich ist.

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