FTTH Conference 2013

Visionen der FTTH-Zukunft

Uhr | Aktualisiert

Werden uns in Zukunft elektronische Assistenten zu unserer Kleiderwahl beraten? Das ist eine der Fragen, die sich an der gestrigen Openaxs FTTH Conference stellte.

Paolo Sebben vom FTTH Council Europe sprach über Smart Cities.
Paolo Sebben vom FTTH Council Europe sprach über Smart Cities.

Gestern traf sich die Schweizer Glasfaserbranche an der ganztägigen FTTH Conference des Openaxs-Verbands zum Motto "Gemeinden auf dem Sprung in die Zukunft" in der Umweltarena in Spreitenbach. Über 350 Teilnehmende waren anwesend und diskutierten oder referierten über die Zukunft des Gasfasernetzes.

So zeigte zum Beispiel Roger Michlig vom Projekt Glasfasernetz Oberwallis auf, wie bevölkerungsarme Gemeinden den Glasfaserausbau vorantreiben können, indem sie Synergien nutzen, die sich durch Unterhaltsarbeiten in anderen Infrastrukturbereichen ergeben.

Elektronische Assistenten der Zukunft

Denn dass wir ein möglichst grossflächiges Glasfasernetz benötigen, zeichnet sich immer mehr ab, je mehr der Datenverkehr zunimmt. Stellt sich nur die Frage, wie stark er sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten steigern wird. Ginge es nach dem Trendforscher Sven Gábor Jánszky, nehmen uns sogenannte elektronische Assistenten in Zukunft viele unserer Entscheidungen ab.

Der Badezimmerspiegel würde den Männern künftig eine Note für die Wahl ihrer Krawatte liefern, die TV-Software unsere Gewohnheiten beobachten und uns nur noch Inhalte zeigen, die uns interessieren und beim Einkaufen erhielten wir ein Feedback zur Wahl unseres Toilettenpapiers – denn: ist es wirklich das Papier, das wir aufgrund unseres Lebensstils kaufen wollen oder haben wir uns vom Hersteller in die Irre führen lassen?

Ist das wirklich die Zukunft?

Sein Vortrag dürfte bei manchem Zuhörer ein mulmiges Gefühl ausgelöst haben. Zumindest in der Kaffeepause äusserten sich einige Besucher dementsprechend. Ähnlich erging es wohl auch Stephan Klapproth, der als Moderator durch den Anlass führte. Nach dem Referat von Jánszky suchte er kurz nach Worten, ohne seine Skepsis zu sehr zum Ausdruck zu bringen. Ob denn nicht die Gefahr da sei, fragte er schliesslich, dass uns diese persönlichen Assistenten zu viele Entscheidungen abnehmen? Natürlich sei diese Gefahr da, antwortete Jánszky. Aber man müsse sich mal Folgendes vorstellen: Stehe ein Kunde im Supermarkt vor einem Regal mit zehn Joghurts stehe, treffe er dann immer die für ihn beste Wahl? Wahrscheinlich nicht. Denn "ohne diese Geräte kommen wir in dieser Welt gar nicht mehr klar", zeigte er sich überzeugt.

Damit gab sich Klapproth aber noch nicht zufrieden. Gerade in Bezug auf den TV könne es doch nicht ok sein, wenn sich ein Nutzer nur noch auf dem Sofa fläze und sich berieseln lasse, gab er zu bedenken. "Nun, wir brauchen zwei Dinge: die Infrastruktur und die Kompetenz, um mit diesen Geräten umzugehen und sie auch mal abzuschalten", lautete Jánszkys Antwort. Zumindest das ist etwas, das wir bereits aus unserem eigenen Leben kennen.

Vernetzte Städte

Einen etwas anderen Blickwinkel bot Paolo Sebben vom FTTH Council Europe mit seinem Referat über Smart Cities. Auch er betonte, wie wichtig es sei, mit der Zeit zu gehen und sich nicht gegen die Entwicklung Richtung Cloud Computing und Co. zu wehren. Denn wer sich dagegen wehre, werde ganz einfach nicht im Markt mitmischen können. Wer die zunehmend vernetzte Welt für sich nutzen wolle, müsse auch lernen, vernetzt zu denken und die Dinge als Ganzes zu erfassen. So hätten wir die Gelegenheit, neue Ideen zu entwickeln und besser mit der Informationsflut zurechtzukommen.

Damit dies möglich sei, müsste man aber auch gewisse Aspekte des Datenschutzes überdenken, so Sebben. "Elektrizitätswerke diskutieren darüber, ob es gut ist, Smart Metering zu nutzen, weil man dann beispielsweise immer sieht, wann jemand zuhause ist". Man müsse sich die Frage stellen, ob das in der heutigen Zeit von Facebook und Co wirklich so schlimm sei. Es gehe ihm keineswegs darum, alle persönlichen Daten offenzulegen, betonte er. "Aber wenn wir in der Schweiz innovativ sein wollen, müsse wir gewisse Barrieren niederreissen." Sonst würden solche Märkte nach Singapur abwandern, wo der Datenschutz weniger restriktiv sei.