Wie sich der CFO vom Zahlenhüter zum Zukunftsgestalter mausert
Moderne CFOs sind gefordert, weit mehr als nur Zahlen zu liefern: Sie müssen strategisch denken, technologische Innovationen vorantreiben und bereichsübergreifend zusammenarbeiten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in hochwertiger Datenqualität und einer engen Verzahnung von Finance und IT, wie Gregory Strasser, Regional Director von Workday, im Fachbeitrag betont. Demnach weichen starre Budgets flexiblen, integrierten Planungsansätzen, die finanzielle und operative Ziele verbinden. Weiterbildung und ein Kulturwandel seien allerdings entscheidend, um Mitarbeitende fit für digitale Tools zu machen und Vertrauen in KI aufzubauen.
Was es braucht, damit CFOs den Wandel aktiv gestalten und ihr Unternehmen zukunftsfähig machen können, erläutert Strasser im Interview. Er spricht darüber, wie natürliche Sprachverarbeitung Finanzdaten für alle im Unternehmen zugänglich macht und so bessere Entscheidungen ermöglicht. Zudem unterstreicht er die Verantwortung der CFOs für Datenschutz und ethischen Umgang mit KI, um Vertrauen bei Mitarbeitenden aufzubauen.

Fachbeitrag von Gregory Strasser, Regional Director, Workday:
Wie KI, Cloud und integrierte Planung die Finanzwelt prägen
Finanzplanung neu denken: Moderne CFOs müssen mehr leisten, als Zahlen zu liefern. Gefragt sind strategische Weitsicht, technologische Offenheit und bereichsübergreifende Zusammenarbeit. Wer jetzt auf KI, Datenqualität und Cloud-Plattformen setzt, gestaltet die Zukunft aktiv mit.
Die neue Ära der Finanzplanung ist da. Die Anforderungen an CFOs steigen: Sie müssen nicht nur auf Effizienz achten, sondern aktiv zur Unternehmensstrategie beitragen. Drei Faktoren sind dafür entscheidend: die strategische Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI), die konsequente Weiterqualifizierung der Teams und der Einsatz cloudbasierter Technologien. Die gute Nachricht: Der Wandel steckt noch in den Anfängen – es ist also nicht zu spät, die Weichen richtig zu stellen.
1. KI bleibt oberste Priorität
Künstliche Intelligenz verändert die Finanzplanung und -analyse (FP&A) grundlegend. Laut der AI-IQ-Studie von Workday sehen 99 Prozent der Finanzverantwortlichen konkrete Vorteile durch den KI-Einsatz. Doch paradoxerweise halten 75 Prozent der CFOs ihre Unternehmen noch nicht für ausreichend vorbereitet, dieses Potenzial voll zu nutzen. Die Weiterbildung der Mitarbeitenden wird damit zur zentralen Voraussetzung für die Transformation.
Zwei Massnahmen sind besonders wirksam: erstens breit angelegte Schulungen zur Förderung digitaler und analytischer Kompetenzen im Team und zweitens die Demokratisierung finanzieller Erkenntnisse durch Natural Language Processing – also die Möglichkeit, Finanzdaten in Alltagssprache abzufragen. So wird Wissen zugänglich – weit über die Finanzabteilung hinaus.
2. Datenqualität als Erfolgsfaktor
KI funktioniert nur mit hochwertigen, strukturierten Daten. Deshalb wird Data Governance zur zentralen Aufgabe für CFOs. Fragmentierte Systeme, uneinheitliche Datenstrukturen und eine unzureichende Abstimmung zwischen den Abteilungen stehen einer erfolgreichen Transformation oftmals im Weg.
Ein Schlüssel zum Erfolg: die enge Partnerschaft zwischen CFOs und CIOs. Nur gemeinsam lassen sich robuste, automatisierte Prozesse etablieren, die eine zuverlässige Datengrundlage für Entscheidungen schaffen. Von CFOs wird heute mehr erwartet, als nur Finanzkennzahlen zu liefern. Sie müssen operative Veränderungen vorantreiben und langfristigen Wert schaffen.
3. CFOs müssen strategische Partner werden
Die Rolle der CFOs entwickelt sich weiter – weg vom reinen Zahlenverwalter, hin zum Impulsgeber für alle Bereiche. Moderne FP&A-Teams liefern heute entscheidungsrelevante Daten für Vertrieb, Marketing, Personalwesen, Produktentwicklung und das C-Level-Gremium.
Ob Umsatzprognosen, Investitionsentscheidungen oder Szenarioanalysen – Finanzdaten werden zur gemeinsamen Grundlage für unternehmerisches Handeln. Wer diesen Wandel proaktiv mitgestaltet, stärkt nicht nur die Finanzfunktion, sondern das gesamte Unternehmen.
4. Integrierte Finanzplanung setzt sich durch
Statische Jahresbudgets haben ausgedient. Gefragt sind flexible, dynamische Planungsansätze, die Forecasting, Modellierung und Finanzstrategie nahtlos verbinden. Der Vorteil: Finanzentscheidungen lassen sich direkt mit operativen Zielen verknüpfen – das verbessert die Steuerung und erhöht die Agilität.
Eine Erkenntnis aus dem Workday CFO Indicator Report: Über die Hälfte der CFOs stützt Entscheidungen zunehmend auf nicht-finanzbezogene Daten – etwa Kundenverhalten, Lieferkettenkennzahlen oder ESG-Indikatoren. Damit das gelingt, braucht es Systeme, die diese Informationen integriert erfassen, analysieren und darstellen können.
5. Cloud-Technologien sind der Standard
Die Transformation von FP&A ist ohne cloudbasierte Systeme nicht denkbar. Sie bilden das Rückgrat für moderne Finanzprozesse – von automatisierten Monatsabschlüssen bis hin zur Szenariomodellierung. Cloud-Lösungen ermöglichen den sicheren Zugriff auf Echtzeitdaten, fördern die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen und reduzieren manuelle Aufwände drastisch.
Die drei grössten Herausforderungen – und wie CFOs sie meistern
Die Transformation von FP&A ist jedoch kein Selbstläufer. CFOs stehen vor der Aufgabe, Qualifikationslücken zu schliessen, eine robuste Daten-Governance zu etablieren und die gesamte Organisation auf einen neuen, datengetriebenen Ansatz einzuschwören. Drei Herausforderungen sind dabei besonders drängend:
- Die Kluft zwischen Technologie und menschlicher Expertise überwinden: Dass neue Technologien wie KI die Arbeit von FP&A-Teams verändern, ist unbestritten. Doch damit dieser Wandel gelingt, braucht es mehr als nur Tools – es braucht neue Fähigkeiten. Die zentrale Herausforderung ist, Mitarbeitende gezielt weiterzubilden und Vertrauen in neue Technologien aufzubauen. Laut einer Studie glauben nur 52 Prozent der Beschäftigten, dass ihr Unternehmen KI verantwortungsvoll einführen wird. Das zeigt: Technologische Innovation und kultureller Wandel müssen Hand in Hand gehen. CFOs sollten deshalb offen kommunizieren, warum neue Systeme eingeführt werden und wie sie die tägliche Arbeit verbessern – und, dass KI menschliche Expertise ergänzt statt ersetzt.
- Verlässliche Daten-Governance sicherstellen: KI-gestützte Analysen sind nur so gut wie die zugrunde liegenden Daten. In vielen Unternehmen verhindern fragmentierte IT-Landschaften, Datensilos und unklare Zuständigkeiten eine konsistente, belastbare Datenbasis. CFOs müssen gemeinsam mit CIOs Strategien für Datenqualität und Governance entwickeln. Ziel ist es, Datenquellen zu harmonisieren, Prozesse zu automatisieren und so die Grundlage für eine durchgängige, dynamische Finanzplanung zu schaffen. Ohne saubere Daten entsteht ein Teufelskreis aus ungenauen Prognosen, Fehlentscheidungen – und weiter sinkendem Vertrauen in datengestützte Methoden.
- Akzeptanz in der gesamten Organisation schaffen: Integrierte Finanzplanung entfaltet ihr Potenzial nur, wenn sie über die Finanzabteilung hinausgedacht wird. Doch bereichsübergreifende Zusammenarbeit und die aktive Einbindung anderer Teams entstehen nicht von selbst. CFOs müssen gezielt daran arbeiten, Planung als gemeinsames Projekt zu verankern – mit klar erkennbaren Vorteilen für alle Beteiligten. Moderne Software-Tools helfen, Daten zugänglich zu machen, Fortschritte zu visualisieren und die Zusammenarbeit zu erleichtern. Besonders wirksam: FP&A-Expertinnen und -Experten in strategisch relevante Projekte anderer Abteilungen einbinden. So entstehen Vertrauen, Verständnis und ein gemeinsames Verantwortungsgefühl für datenbasierte Entscheidungen.
Blick nach vorn: FP&A als strategischer Gamechanger
Die Rolle der Finanzleitung wird sich weiterentwickeln – weg von einer rein bilanziellen Steuerung, hin zu einer Schaltzentrale für datengetriebene Entscheidungen und unternehmensweite Verantwortlichkeit. Was es dafür braucht?
- FP&A-Teams auf den Wandel vorbereiten: Weiterbildung und Befähigung sind der Schlüssel, damit Finanzexpertinnen und -experten ihre neuen, erweiterten Rollen annehmen können.
- Bereichsübergreifende Akzeptanz gewinnen: Mehr FP&A-Präsenz in Unternehmensprojekten hilft, den Wert dieser Disziplin greifbar zu machen.
- KI und Big Data strategisch priorisieren: Ohne die richtigen Technologien bleibt das Potenzial von FP&A ungenutzt.
CFOs, die diese drei Hebel gezielt einsetzen, werden nicht nur ihre Teams für nachhaltigen Erfolg positionieren, sondern auch die strategische Richtung ihrer gesamten Organisation mitgestalten.
Besonders relevant für CFOs sind:
- Intuitive Visualisierungen: Rohdaten werden in klare Diagramme, Grafiken und Infografiken umgewandelt.
- Zentrale Dashboards: alle wichtigen KPIs in Echtzeit überwachen und Entwicklungen auf einen Blick erfassen.
- Nahtlose Datenintegration: finanz- und operative Daten aus verschiedensten Quellen in einer Plattform vereint.
- Kollaborationsfunktionen: Gemeinsame Arbeitsbereiche und Echtzeit-Updates erleichtern die bereichsübergreifende Zusammenarbeit.
- Automatisierte Berichte: Standardisierte Templates und dynamische Berichtsoptionen reduzieren manuelle Prozesse und liefern konsistente, zeitnahe Analysen.
- Szenariomodellierung: Mehrere Finanzszenarien lassen sich simulieren und miteinander vergleichen, um fundierte strategische Entscheidungen zu treffen.
"CFOs müssen Technologie und menschliche Expertise verbinden"
CFOs sind an der Schnittstelle zwischen Technologie und Strategie. Wie diese Brückenfunktion gelingt und wie CFOs sicherstellen können, dass Datenschutz und Datensouveränität auch in der Cloud gewährleistet sind, erklärt Gregory Strasser, Regional Director, Workday. Interview: Joël Orizet
Was können CFOs tun, um die Kluft zwischen technologischer Innovation und menschlicher Expertise in ihren Teams zu überbrücken? Gibt es Best Practices für Weiterbildungen und Change-Management?
Gregory Strasser: CFOs müssen Technologie und menschliche Expertise gezielt verbinden – durch Weiterbildung, Kulturwandel und intelligente Tools. Aus Beispielen vieler unserer Kunden, die diesen Wandel erfolgreich gestalten, sehen wir: Besonders wirksam sind Schulungsprogramme für digitale, analytische und KI-bezogene Kompetenzen – kombiniert mit benutzerfreundlichen KI-Technologien, die Finanzdaten intuitiv und proaktiv zugänglich machen. So werden auch Nicht-Experten eingebunden. Wichtig dabei ist ein transparenter Change-Ansatz: Warum wird Technologie eingeführt? Wie verändert sie den Alltag? Wer das offen kommuniziert, baut Vertrauen auf.
Sie bezeichnen die Partnerschaft zwischen CFOs und CIOs als Schlüssel zum Erfolg. Wie sieht diese Partnerschaft in der Praxis idealerweise aus?
Wo Finance und IT eng kooperieren, gelingt die digitale Transformation schneller. CFOs und CIOs sollten technologische Entscheidungen gemeinsam treffen und Teams bereichsübergreifend aufstellen. So entstehen Lösungen mit echtem Mehrwert – etwa durch automatisierte Abschlüsse, bessere Datenqualität oder integrierte Planung. CIOs benötigen Basiswissen über Finanzprozesse, CFOs technisches Verständnis. Nur wenn beide Seiten die Sprache der anderen verstehen, funktioniert die Zusammenarbeit. Dabei wird IT idealerweise zum strategischen Sparringspartner.
Natürliche Sprachverarbeitung soll zur "Demokratisierung finanzieller Erkenntnisse" führen. Wie soll das funktionieren?
Natürliche Sprachverarbeitung erlaubt es, Finanzdaten in Alltagssprache abzufragen, etwa: "Wie war unser Umsatz im letzten Quartal?" Das System liefert die Antwort sofort, visuell aufbereitet. So wird Wissen nicht nur für Fachabteilungen zugänglich, sondern für das ganze Unternehmen. Entscheidungen basieren nicht mehr nur auf einem Bauchgefühl, sondern auf Echtzeitdaten, die für jeden nutzbar sind.
Finanzdaten zählen zu den sensibelsten Unternehmensinformationen. Wie stellen CFOs sicher, dass beim Einsatz von Cloud-Lösungen Datenschutz und Datensouveränität gewährleistet sind?
CFOs tragen Verantwortung für höchste Standards bei Datenschutz und Datensouveränität – besonders im europäischen Regulierungsumfeld. Entscheidend ist die Wahl eines Technologiepartners, der nicht nur technisch führend ist, sondern auch in puncto Compliance, Datenhaltung und Transparenz klare Prioritäten setzt. Dazu gehören die volle Kontrolle über Datenzugriffe, die Möglichkeit zur Konfiguration individueller Sicherheitsmassnahmen sowie der Ausschluss unkontrollierter Zugriffe durch Dritte.
Mit welchen Massnahmen können Unternehmen das Vertrauen der Mitarbeitenden gegenüber KI fördern und gleichzeitig ethische Standards etablieren?
Vertrauen entsteht durch Transparenz, klare Regeln und Beteiligung. Mitarbeitende müssen wissen, wie KI eingesetzt wird – und wo der Mensch entscheidet. Führungskräfte sollten ethische Prüfungen vor dem Einsatz neuer Systeme durchführen und interne Kontrollmechanismen schaffen. Mitarbeitende müssen das Gefühl haben: KI unterstützt sie – sie ersetzt sie nicht.

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