400'000 Dokumente zum Irak-Krieg

Wikileaks-Enthüllungen offenbaren Folter im Irak-Krieg

Uhr | Aktualisiert
von asc

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat ihren bisher grössten Coup gelandet: Derzeit stehen 391'832 geheime Akten der US-Armee auf der Plattform für die Öffentlichkeit zur Verfügung.

Auf der Internet-Plattform Wikileaks wurden mehrere hunderttausend Dokumente aus dem Irak-Krieg ins Netz gestellt. Die als geheim eingestuften Dokumente stammen aus den Jahren 2004 bis 2009 und schildern den Einsatz des Militärs im Irak. Gemäss den Akteneinträgen ist der Irak-Krieg fünfmal blutiger gewesen als der Kampfeinsatz in Afghanistan.

Nach den Feldberichten starben in den vergangenen sechs Jahren insgesamt 104'111 Menschen, darunter 66'081 Zivilisten. Nach der von der britischen Antikriesgruppe "Iraq Body Count" geführten Todesliste enthalten die Wikileaks-Dokumente 15'000 bisher unbekannte Todesfälle.

Die Zahlen allein sind grausam genug - doch das Informationsleck der US-Armee offenbart neben der Grausamkeit oftmals auch die Hilflosigkeit von US-Truppen, die auf Frauen und Kinder schossen. Allein an den Strassensperren wurden von den Amerikanern 681 irakische Zivilisten, oftmals nur durch Missverständnisse, getötet. Zudem liessen die Soldaten oft tatenlos irakische Schergen gewähren, die Aufständische folterten und exekutierten.

Nach der Veröffentlichung am Samstag, 23. Oktober, war der Ansturm auf die Wikileaks Webseite so gross, dass die Server zeitweise ausfielen. Mittlerweile ist die Plattform wieder erreichbar. Die US-Regierung reagierte erbost über die Veröffentlichungen. Ein Sprecher des Pentagon nannte sie eine Schande und warf Wikileaks vor erneut das Leben zahlreicher US-Soldaten zu gefährden.

Mit den neuen Veröffentlichungen feiert Wikileaks ein Comeback, denn die Plattform war seit Ende September wegen Wartungsarbeiten geschlossen und sorgte stattdessen mit internen Querelen für Schlagzeilen. So kündigte beispielsweise der deutsche Sprecher Daniel Domscheit-Berg seinen Job und warf dem Wikileaks-Gründer Julian Assange Allmachtsfantasien und einen autokratischen Führungsstil vor.

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