FTTH Council Europe

"FTTH-Schwellenland" Schweiz

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Die Schweiz hat es erstmals auf die FTTH-Weltrangliste geschafft. 2 Prozent aller Schweizer Haushalte sind mit Glasfaser vernetzt. Im weltweiten Vergleich gibt es aber noch viel zu tun.

Die Schweiz hat es auf die Glasfaser-Weltrangliste geschafft. Wie das FTTH Council Europe mitteilt, sind mittlerweile 2 Prozent aller Schweizer Haushalte mit Glasfaser vernetzt. Für die Aufnahme in die FTTH-Rangliste braucht es eine Abdeckung von mindestens einem Prozent.

Insgesamt erreichten 34 Länder diesen Schwellenwert, darunter 23 aus Europa. Vergangenes Jahr stieg die Fiber-to-the-Home- und Fiber-to-Building-Verbreitung (FTTH und FTTB) um 29 Prozent.

Unter den 73'816 Schweizer FTTH-/FTTB-Nutzern waren im vergangenen Jahr 70 Prozent Neuanschlüsse. Das entspricht einem Europarekord. Hinter der Schweiz landeten Länder wie die Türkei, Spanien und Polen mit niedrigeren Zuwächsen bei weit grösserer Bevölkerung.

In der Schweiz waren im vergangenen Jahr 870'608 der Haushalte anschlussbereit. Erst 8,5 Prozent der bereitgestellten Breitbandverbindungen wurden also tatsächlich in einen Nutzungsvertrag überführt. Das FTTH Council erklärt, dass die Schweizer Übernahmerate relativ niedrig ausfällt, weil der Rollout erst vor kurzem stattfand und der Vertragswechsel eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt.

Die ersten Player auf dem Schweizer Markt seien Versorgungsunternehmen gewesen, die oft mit der marktbeherrschenden Swisscom zusammenarbeiteten. Obwohl es an Konkurrenz fehlt, trieb Swisscom eine aggressive FTTH-Kampagne voran und brachte Ende 2013 ein 1-GBit/s-Angebot auf den Markt . Dies sei in Europa immer noch eine ausgesprochene Seltenheit.

Am besten vernetzt in Europa sind Länder wie Frankreich und Schweden mit mehr als 1,2 Millionen FTTH- und FTTB-Nutzern. Russland ist ein Schwergewicht mit nahezu 9 Millionen FTTH-/FTTB-Anschlüssen, dort gab es 2013 einen Zuwachs von 1,4 Millionen. In der Ukraine sind 1,3 Millionen Abonnenten auf dem aktuellsten technischen Stand, in der Türkei sind es 1,1 Millionen. Ausserhalb Europas zeigen sich China mit 37 Millionen und Japan mit 24,7 Millionen FTTH-/FTTB-Nutzern mit Abstand am fortschrittlichsten.

Trotz des Ausbaus mahnt das FTTH Council Europe, dass es noch viel zu tun gebe. Die "Fibre Maturity" hat ein Land nach Ansicht des Analysten Heavy Reading erst erreicht, wenn 20 Prozent aller Haushalte eine direkte Glasfaser-Verbindung bis in die Wohnung oder bis zum Gebäude besitzen. Diese Reifeprüfung haben bislang aber weltweit nur neun Länder erreicht, und lediglich drei davon liegen in Europa.

"Es besteht dringender Handlungsbedarf – und ich werde das Gefühl nicht los, dass einige politische Entscheidungsträger die Gefahren eines verzögerten Breitbandausbaus unterschätzen", betonte Karin Ahl, Präsidentin des FTTH Councils Europe auf ihrer Eröffnungsrede zur FTTH Conference 2014. "In den nächsten 30 Jahren wird wahrscheinlich 70 Prozent der Wirtschaftsleistung von Unternehmen erbracht werden, von denen wir heute noch gar nichts wissen."

Mit 85 Prozent FTTH-/FTTB-Vernetzung führen die Vereinigten Arabischen Emirate das globale FTTH-Ranking an, gefolgt von Südkorea, Hongkong, Japan, Singapur und Taiwan. Hier reichen die Vernetzungsgrade von 63 bis 37 Prozent. Führend in Europa und Siebter im weltweiten Vergleich ist Litauen mit 34 Prozent an Glasfaser angeschlossenen Haushalten, gefolgt von Schweden (26,5 Prozent) und Lettland (23,3 Prozent). Alle anderen europäischen Volkswirtschaften bleiben unter der 20-Prozent-Schwelle.

Die umfangreichsten Rollouts gab es 2013 in Spanien, mit 2,4 Millionen mehr anschlussbereiten Haushalten, in Frankreich waren es 710'000, in Portugal und Schweden jeweils 550'000. Das FTTH Council erkennt deshalb auch in Ländern mit bestandener Glasfaser-Reifprüfung durchaus noch Luft nach oben, wie auch das Beispiel Schweden zeigt.

England und Deutschland schafften auch 2013 nicht einmal die Minimalschwelle von einem Prozent der Haushalte, die einen Glasfaseranschluss nutzen.