Schwerpunkt Entwicklung

Die Perspektive hat gewechselt

Uhr | Aktualisiert
von Andreas Heer

Die Trends hin zu Tablets, Smartphones und Webanwendungen haben die Ansätze für die Softwareentwicklung grundlegend verändert. Das hat Folgen für die Arbeit der Entwickler.

Kommentar:

Vor 30 Jahren stellte Apple mit dem Macintosh den ersten massentrauglichen Rechner mit grafischer Benutzeroberfläche vor. Und in den 90er-Jahren zog Microsoft mit Windows nach. Bis vor wenigen Jahren hielt sich das Paradigma "grafische Oberfläche, lokal installierte Software". Dann kamen mit Smartphone und Tablet mit Touch-Bedienung zwei neue Ansätze auf, die die klassische Computernutzung innerhalb weniger Jahre auf den Kopf stellten. Begünstigt wurde die Entwicklung durch die fast permanent verfügbare schnelle Internetverbindung und den zunehmenden Reifegrad des World Wide Web.

Entwickelte Entwicklung

Praktisch parallel zur Umwälzung in der Computerbedienung veränderte sich die Arbeit der Softwareentwickler. Fast zwei Dutzend Jahre waren Optik und grundlegende Techniken von Anwendungen praktisch vorgegeben. Im Zentrum standen Funktionalität und sauberer Code.

Das Aufkommen von Webanwendungen und Apps veränderte die Prioritäten. Plötzlich verschwanden die mehr oder weniger strikten Vorgaben fürs Design der die Benutzeroberflächen. Statt des Codes rücken die Nutzer in den Mittelpunkt. Fragen der Benutzerführung, des optimalen Designs und eine gut gewählte Auswahl an Funktionen bilden heute zentrale Fragestellungen bei der Softwareentwicklung. Dies gilt für Webapplikationen genauso wie für Apps auf dem Smartphone und Tablet. Statt über Methoden der objektorientierten Programmierung diskutieren Mitarbeiter in Softwareprojekten heute über User-Centered Design und Customer Journeys.

Die Fokussierung auf den Benutzer zieht sich idealerweise durch den gesamten Lebenszyklus einer Software, vom ersten Prototypen übers Testen bis hin zur oftmals kontinuierlichen Weiterentwicklung. Natürlich sind althergebrachte Qualitäten wie sauber geschriebener Code nach wie vor wichtig. Doch die Palette an Anforderungen ist breiter geworden. Smartphone- und tabletverwöhnte Anwender verlangen heute auch bei Unternehmensanwendungen denselben Komfort, den sie von ihren privaten Apps gewohnt sind. Für Software-Entwickler bedeutet dies einen tiefgreifenden Wandel, der ihnen ein grosses Mass an Anpassungsfähigkeit abverlangen wird.