Asut beklagt strenge Grenzwerte

Arme Mobilfunkbranche?

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von George Sarpong

Ob Autobahnen oder Mobilfunkmasten: Jeder will sie, nur nicht vor der eigenen Türe. Entsprechende Baumassnahmen sind entsprechend streng reguliert. Für Mobilfunkanlagen seien diese Regeln aber strenger, als für andere Branchen, beklagt der Branchenverband Asut und will sich dagegen wehren.

Der Schweizerische Verband der Telekommunikation (Asut) beklagt in einer Mitteilung, dass die Grenzwerte für den Mobilfunk in der Schweiz strenger seien, als jene im Ausland. Und nicht nur das: Die Regulierungsdichte habe hierzulande im Vergleich mit anderen Umweltbereichen in der Schweiz wie Lärmschutz und Luftreinhaltung deutlich zugenommen. Dies habe gar zu einer schleichenden Verschärfung der Umweltauflagen für Mobilfunk geführt.

Asut befürchtet, dass der Ausbau der Mobilfunknetze deshalb nicht ausreichend und rasch genug fortschreiten wird, was negative Auswirkungen auf die Mobilfunkqualität in der Schweiz haben könnte.

Das Problem: Alleine im Juli dieses Jahres waren gemäss Asut über 11 Millionen SIM-Karten in Betrieb, was im Durchschnitt mehr als drei SIM-Karten je Haushalt entsprechen würde. Ausserdem seien über Dreiviertel aller Handybesitzer in der Schweiz mit ihren Geräten regelmässig mobil im Internet. Die Netze stossen allmählich an ihre Grenzen und müssen ausgebaut werden.

Studie soll Ungerechtigkeit belegen

Der Ausbau der Mobilfunknetze werde jedoch durch Umweltauflagen, langwierige Baubewilligungsverfahren und Anforderungen der Raumplanung verzögert oder gar verhindert, findet der Verband. Seine Behauptungen stützt der Asut durch eine Studie, die das Beratungshaus Ecosens im Auftrag des Telko-Verbands und Swisscom durchführte.

Gemäss der Studie kamen die strengen Auflagen aber kaum durch Gesetze oder Verordnungen zustande, sondern seien meist das Ergebnis verschiedener Bundesgerichtsurteile und Vollzugsempfehlungen der letzten 15 Jahre.

Konservative Messmethoden

So führten konservative Messmethoden zu einer systematischen Überschätzung der Mobilfunk-Emmissionen. Spitzenwerte würden etwa mehrfach kumuliert und auf eine theoretische Maximalleistung hochgerechnet, die in der Praxis nicht erreicht würde.

Beim Lärmschutz oder bei der Luftreinhaltung werden Grenzwerte über eine längere zeitliche Dauer beurteilt, etwa Tagesmittelwerte. Beim Mobilfunk hingegen würden immer Maximalwerte ohne zeitlichen oder räumlichen Durchschnittswert gemessen.

Bei der Luftreinhaltung oder im Lärmschutz würden meist einzelne Anlagen oder ein Betrieb beurteilt. Anders im Mobilfunk, wo alle Sendeanlagen aller Mobilfunkbetreiber in einem weiteren Umkreis bis zu 100 Meter und mehr kumuliert würden, was zu höheren Immissionsprognosen führe und den Ausbau einzelner Sender verhindern könne.

Detaillierte Standort-Datenblätter und flächendeckende Kontrollsysteme hätten wiederum zur Folge, dass betriebliche Anpassungen an bestehenden Mobilfunkanlagen oft zu neuen Bewilligungsverfahren führten.

Asut fordert Anpassungen

Der Asut will diese aus seiner Sicht schlechten Bedingungen ändern. Der Telko-Verband fordert in seinem Communiqué eine rasche Anpassung der Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (NISV), der Baubewilligungsverfahren und der Planungsgesetze, damit die Mobilfunknetze bedarfsgerecht ausgebaut werden können.