Canon diversifiziert sich

Mehr als nur Kameras und Drucker

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Auf seiner Expo in Paris hat Canon zahlreiche Neuheiten gezeigt. Ausser fertigen Produkten waren darunter auch viele Projekte aus der Forschungsabteilung. Der japanische Hersteller setzt dabei nicht mehr nur auf Kameras und Drucker.

In Paris hat Canon vom 13. bis zum 15. Oktober seine Neuentwicklungen und Zukunftsprojekte vorgestellt. Darunter waren etwa der Prototyp einer 250-Megapixel-Kamera mit CMOS-Sensor, der nach eigenen Angaben weltweit kleinste 4k-Projektor XEED 4K500ST, die 4-Millionen-ISO-Kamera ME20F-SH und erste 8K-Kameras, -Displays und -Projektoren. Auf einem Rundgang über das Gelände in der "Grande halle de la Villette" nahm die Redaktion die neuesten Entwicklungen in Augenschein.

Neue Geschäftsbereiche prominent präsentiert

Die meiste Ausstellungsfläche nahmen die Kamera- und Drucker-Technologien ein. Den Reaktionen der anwesenden Fachpresse war jedoch zu entnehmen, dass diese Bereiche im Vergleich zu vorangegangenen Ausstellungen deutlich geschrumpft sind. Grob geschätzt war ein Drittel der Fläche den Druckern und ein weiteres Drittel den Kameras gewidmet. Die restliche Fläche nahmen Technologien ein, die nicht direkt zum Kerngeschäft von Canon zählen.

Besonders auffallend war die grosse Präsenz des Healthcare-Segments - im Herz der Ausstellung. Neben Anwendungen für die Mammographie waren auch Diagnostik-Anwendungen im Augenheilkunde- oder Röntgenbereich zu bestaunen.

Viel Ausstellungsfläche wurde auch dem Geschäftsfeld der Überwachungskameras eingeräumt. Diese waren durch den kürzlich zugekauften Überwachungskamerahersteller Axis und durch Milestone Systems vertreten. Mit neuen Technologien sei die Aufnahme bei Nacht deutlich verbessert worden. Zusätzlich zeigte Canon Anwendungen zur Gesichtserkennung und Authentifizierung.

Virtual Reality und 3-D-Druck

Das Feld der Virtual Reality entdeckte nun auch Canon für sich. An mehreren Stationen konnten die Besucher die Datenbrille von Canon ausprobieren. Mit der noch in einem frühen Stadium befindlichen VR-Brille können die Nutzer in eine 3-D-Welt eintauchen, die eine sogenannte Mixed-Reality bietet. Dazu erfasst die Kamera den bestehenden Raum und bildet ihn in der 3-D-Projektion ab. Auch wenn die Hand des Betrachters in das Bild kommt, wird sie angezeigt.

Ein grosses Publikumsinteresse gab es am Stand mit den ersten 3-D-Druckern von Canon. Diesen Bereich erschloss das Unternehmen ebenfalls erst kürzlich. Zu bestaunen waren zwei Modelle. Nach den Ankündigungen von EMEA-Chef Rokus van Iperen werde sich hier aber in der nächsten Zeit noch viel tun.

Bilderwelt der Zukunft

In einem gut besuchten Raum gleich am Anfang des Messegeländes zeigte Canon seine Vision von der Zukunft des Bildermanagements. Diese trägt den Arbeitstitel "Intelligent Imaging for Life". Präsentiert wurde diese Vision auf einem normalen Tisch, über dem ein Projektor angebracht war.

In einer Präsentation zeigte eine Canon-Mitarbeiterin, wie Canon das Bildermanagement gestalten will. Mit einer Handbewegung liess sie sich ihre neuesten Bilder auf den Tisch projizieren. Durch Wischen und andere Gesten konnten Anwender die Bilder vergrössern sowie auch hin- und herschieben. So weit der weniger spektakuläre Teil der Präsentation. Als die Mitarbeiterin jedoch eine Öllaterne auf den Tisch stellte, gruppierten sich automatisch alle Bilder um das Gerät, auf denen die Laterne abgebildet ist.

Als die Dame ein ausgedrucktes Bild ihres Neffen auf den Tisch legte, wurden alle in der Zeit aufgenommenen Bilder um dieses herum gruppiert. Das Auswählen und Ausdrucken eines Bildes erfolgte über einen einfachen Bilderrahmen, der auf den Tisch gelegt wurde. Das Bild konnte daraufhin in den Rahmen positioniert und zugeschnitten werden. Mit einem einfachen Klick auf dem Tisch wurde es an den Drucker im gleichen Raum gesandt. Bis wann und ob diese Vision jedoch jemals Realität werden wird, steht jedoch noch in den Sternen. Einen kleinen Einblick bietet dieses Youtube-Video:

Allgemein liess sich feststellen, dass sich Canon breiter aufstellen will. Zwar war das Kerngeschäft mit Druckern und Kameras auf der Expo prominent vertreten, die meiste Aufmerksamkeit gab es aber bei den weniger Canon-typischen Technologien, etwa im 3-D-Druck, dem Healthcare-Bereich oder dem "Intelligent Imaging for Life". Das Unternehmen scheint sich nach weiteren Standbeinen umzusehen, um das schwächelnde Geschäft bei den Kameras und Druckern zu kompensieren und um neue Wachstumsimpulse setzen zu können.

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