Crowdfunding-Projekt

Im Touch mit der Zukunft

Uhr | Aktualisiert
von Andreas Heer

Das Zürcher Start-up Dizmo ist anfangs Februar mit der gleichnamigen interaktiven Benutzeroberfläche aufgetaucht. Hinter dem einleuchtenden Konzept steckt jahrelange Entwicklungsarbeit - und ein Team mit viel Start-up-Erfahrung.

Montagmorgen um 9 Uhr im Sitzungszimmer: Alle Teilnehmer sind schon rund um den Multitouch-Konferenztisch versammelt, der Sitzungsleiter zieht die Traktandenliste in die Mitte des Tisches und vergrössert sie, so dass alle sie lesen können. In diesem Moment schaltet die digital angesteuerte LED der Stehlampe im Raum auf Grün, und auf dem Tisch erscheint in einem neuen Fenster der per Videokonferenz zugeschaltete Leiter der Filiale im Nachbarland.

Touch-Oberflächen weiter gedacht

Was nach Zukunftsmusik tönt, könnte dank einer Schweizer Software in absehbarer Zeit Realität werden. Das Zürcher Start-up Dizmo ist anfangs Februar mit der gleichnamigen interaktiven Benutzeroberfläche aufgetaucht. Von den bekannten Touch-Oberflächen wie iOS, Android oder Windows 8 unterscheidet sich Dizmo. Zwar setzt auch dieses auf Apps, die zudem in Standard-Webtechnologien geschrieben werden können. Doch diese Dizmos lassen sich frei bewegen, zoomen, drehen und aneinander andocken. Dadurch können diese Apps miteinander kommunizieren, so dass beispielsweise eine Videokonferenz-App eine Lampe steuern kann – willkommen in der Welt des Internets der Dinge.

Hinter dem so einleuchtenden wie einfach zu bedienenden Konzept steckt jahrelange Entwicklungsarbeit und ein Team mit Erfahrung im Start-up-Umfeld. So hat Dizmo auch einen für Schweizer Verhältnisse ungewohnten Weg gewählt, seine Software öffentlich anzukündigen, nämlich als Crowdfunding-Projekt auf der US-amerikanischen Plattform Kickstarter. Dabei geht es vor allem darum, eine Community rund um das Basissystem von Dizmo aufzubauen, wie CEO Matthias Aebi erklärt: «Um Dizmo zu etablieren, benötigen wir möglichst schnell viele Entwickler, die Apps beisteuern.» Und weil der US-Markt aufgrund seiner Grösse zentral sei, habe man sich für Kickstarter als Crowdfunding-Plattform entschieden.

Anwendungen zeigen den Weg

Wie sich die Dizmo-Oberfläche am besten nutzen lasse, müssten gemäss Aebi die Ideen der Entwickler zeigen: «Deshalb ist der Dialog mit den Entwicklern extrem wichtig. Sie setzen die Schwerpunkte und zeigen damit auch die Bedürfnisse der Anwender auf.» Die Entwicklerpakete, welche Unterstützer auf Kickstarter als Gegenleistung erhalten können, stiessen auf Anklang. Rund 160 Entwickler hätten Dizmo bis jetzt unterstützt. «Da sind einige spannende Ideen darunter», schmunzelt Aebi.

Das ursprüngliche Ziel der Kickstarter-Kampagne von 25'000 US-Dollar wurde nach etwa zwei Wochen bereits erreicht. «Wir sind erst das zweite erfolgreiche Schweizer IT-Projekt auf Kickstarter», freut sich Aebi. Die Macher sammeln nun weiter, um zusätzliche Entwickler anzusprechen. Im Gegenzug baut Dizmo den Support für diese Community aus.

Ende März sollen Entwickler die Betaversion von Dizmo erhalten. «Unsere Herausforderung ist es, dann schnell weiterzukommen und exponentiell zu wachsen», beschreibt Aebi das nächste Ziel. Doch Aebi, der mit dem damaligen Provider Internet Access und mit Futurelab bereits erfolgreich zwei Firmen gegründet und geführt hat, wäre nicht der neugierige Unternehmer, der er ist, hätte er nicht noch weitergehende Visionen. Und wer weiss, vielleicht sitzen eines Tages ja Vertreter eines grossen IT-Anbieters am Dizmo-gesteuerten Konferenztisch.