E-Signatures-Konferenz

Startschuss für digitale Unterschrift

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UBS, Swisssign und Cryptomathic wollen den digitalen Vertrag in den Alltag bringen. An einer gemeinsamen Konferenz mit weiteren Partnern präsentierten die Unternehmen eine Signaturlösung. Sie soll das Vertragswesen optimieren und Ressourcen sparen.

Einwohner der Schweiz können rechtsgültige Abmachungen nun ohne grossen Aufwand digital abwickeln. UBS, Swisssign und Cryptomathic haben an einer gemeinsamen Konferenz mit weiteren Partnern eine Lösung für qualifizierte elektronische Signaturen (QES) präsentiert. Diese ermögliche Kunden das digitale Unterschreiben von Dokumenten ohne zusätzliche Geräte wie etwa USB-Sticks.

Findet die Lösung Anklang, könnte sie ökonomische und ökologische Vorteile bringen. Rechtsgeschäfte vom Kreditkartenvertrag bis hin zur Hypothek kämen ohne Papier und Tinte zustande. Die Lösung soll zudem die Abwicklung von Verträgen wesentlich effizienter machen.

Swisssign entwickelte die Lösung in Zusammenarbeit mit der dänischen IT-Security-Firma Cryptomathic. Diese lieferte die Technologie hinter der Signaturlösung namens Signer.

Swisssign ist ein Anbieter von Sicherheitszertifikaten für Verschlüsselung im Internet. Im kommenden Herbst wird Swisssign ein Joint Venture der Schweizerischen Post und der SBB. Zwei der grössten Schweizer Unternehmen sind also bereits an Bord.

Das Marktpotenzial wächst

Die Unternehmen gewannen mit der UBS einen wichtigen Kunden. Die Grossbank stellt die QES ihren Retail- und Vermögensverwaltungskunden auf dem E-Banking-Portal bereit. Anwender könnten mit der Lösung rechtsverbindliche Dokumente auf jedem beliebigen Endgerät digital unterschreiben, verspricht die Bank.

Durch die grosse Kundenbasis von UBS, der Schweizerischen Post und der SBB könnte die Partnerschaft den Grundstein für ein digitales Vertragswesen legen. In einem ersten Schritt müssen sie allerdings ihre Kunden davon überzeugen, dass die Lösung einen Mehrwert gegenüber bestehenden Angeboten im Bereich der elektronischen Unterschrift bietet.

Suisse-ID gerät ins Hintertreffen

Lösungen für digitale Signaturen gibt es bereits seit einigen Jahren auf dem Markt. 2010 lancierte Suisse-ID den ersten elektronischen Identitätsnachweis in der Schweiz. Dieser erreichte jedoch keine weiten Kundenkreise.

Für Rechtsgeschäfte mit der Lösung von Suisse-ID benötigen Kunden einen USB-Stick oder eine Chipkarte. Das Unternehmen veranschlagt für das Angebot zudem Abonnementkosten. Diese betragen für Privatpersonen mindestens 147 Franken für eine Laufzeit von drei Jahren. Zudem haderten viele Anwender mit der Lösung, weil sie angeblich nicht benutzerfreundlich ist, kritisierte der Rechtsanwalt Martin Steiger im Interview mit dem Tagesanzeiger.

Signer macht Chipkarten überflüssig

"Chipkarten erzeugen mehr Probleme, als sie lösen", sagte Peter Landrock anlässlich der Konferenz. Landrock ist Executive Chairman und Gründer von Cryptomathic. Er gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Kryptographie und war federführend bei der Entwicklung von Signer. Seiner Meinung nach besteht ein grosser Nachteil von Chipkarten darin, dass die Anwender zusätzlich Kartenlesegeräte beschaffen müssten.

Landrocks Antwort auf dieses Problem heisst "Remote Sign-On". Er vergleicht die Lösung mit einer virtuellen Chipkarte. Diese soll Nutzern die Möglichkeit bieten, Transaktionen und Verträge direkt auf ihrem Smartphone, Tablet oder in einem Webbrowser abzuwickeln.

Die virtuelle Chipkarte ist gemäss Landrock nachhaltiger und günstiger als andere Signaturlösungen. Der entscheidende Vorteil der virtuellen Chipkarte sei, dass Anbieter die Lösung an ihre Bedürfnisse anpassen könnten. Sie könnten die Signaturlösung besonders benutzerfreundlich gestalten oder den Schwerpunkt auf Sicherheit legen und zu diesem Zweck die Vorsichtsmassnahmen für die Authentifizierung der Nutzer erhöhen.

Convenience für den Kunden, Effizienz für die Bank

Endkunden könnten Verträge mit der neuen Signaturlösung wesentlich schneller und mit weniger Aufwand versenden, sagte Rüdiger Lobrinus, Managing Director bei der UBS. Für die Bank bestehe der Vorteil darin, dass sie Rechtsgeschäfte effizienter abwickeln kann. Für Finanzberater entfalle etwa die Kontrolle der unterzeichneten Verträge.

Die Lösung beschleunige den Prozess der Einigung zwischen Bank und Kunden, erklärte Philipp Kuhn, Projekt Manager bei der UBS. Ihm zufolge zählt die Bank rund 2500 verschiedene Verträge, bei denen die Bank eine Unterschrift des Kunden verlangt. Unterschreiben die Kunden zunehmend elektronisch, sparte dies der Bank viel Zeit sowie Kosten für den Briefverkehr, erklärte er.

Vertrauen ist wertvoller als Transparenz

Für digitale Signaturlösungen ist Vertrauen die wichtigste Währung, sagte Urs Fischer, CEO von Swisssign. Als Anbieter von Zertifizierungen sei Swisssign dafür verantwortlich, dass die Signaturlösung in puncto Compliance auf der sicheren Seite ist. Die neue Signaturlösung erfülle alle relevanten regulatorischen Vorgaben, wie Fischer versicherte. Darunter fielen unter anderem das revidierte Bundesgesetz über die elektronische Signatur (ZertES) und die EU-Verordnung über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste (eIDAS).

"ZertES" und "eIDAS" seien aus rechtlicher Sicht zwar kompatibel, erklärte Urs Paul Holenstein, Leiter des Fachbereichs Rechtsinformatik beim Bundesamt für Justiz. Entscheidend sei jedoch die technische Umsetzung, wie der Jurist zu verstehen gab.

Die Rechtsrahmen bringen zwar Vertrauen für die Lösungen. Sie werden jedoch weiterhin Gegenstand von Diskussionen sein, zumal die Regulierung dem technologischen Fortschritt stets hinterherhinkt, wie Alistair Maughan, ein auf Technologien spezialisierter Rechtsanwalt von Morrison & Foerster, betonte.

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