Interview mit Michael Schütz von der EZV

Grenzübergänge, Papierkrieg und die beste App des Jahres

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Der diesjährige Master of Swiss Apps heisst "Via Strassenabgaben". TI&M entwickelte die Gewinner-App im Auftrag der Eidgenössischen Zollverwaltung. Michael Schütz, Projektleiter "Via" bei der Zollverwaltung, spricht im Interview darüber, wie die App funktioniert, wie viel sie gekostet hat und wie die Zusammenarbeit mit TI&M lief.

Michael Schütz, Projektleiter "Via", Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) (Source: zVg)
Michael Schütz, Projektleiter "Via", Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) (Source: zVg)

Herzliche Gratulation zum Gewinn des Master of Swiss Apps 2019. Was bedeutet der Award für die Eidgenössische Zollverwaltung?

Michael Schütz: Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung und die Anerkennung. Wir sehen den Titel als Bestätigung und Ansporn, unseren Weg zur Vereinfachung und Digitalisierung der Eidgenössischen Zollverwaltung konsequent weiterzuverfolgen. Denn: «Via» ist keine Einzelmassnahme, sondern ein Zwischenergebnis unseres umfangreichen Digitalisierungs- und Transformationsprogramms DaziT, an dem wir seit Anfang 2018 mit Hochdruck arbeiten.

Bitte erklären Sie unseren Lesern kurz, wie "Via Strassen­abgaben" genau funktioniert.

In aller Kürze: Fahrzeugkennzeichen eintippen, Land auswählen, Fahrzeugkategorie auswählen, bezahlen – und losfahren.

Wie ist "Via Strassenabgaben" angelaufen?

Wir sind sehr zufrieden mit dem Start. Die Nutzung der App ist noch freiwillig, dennoch wählt bereits jeder fünfte Nutzer den digitalen Weg – Tendenz steigend.

Für wen ist die App gedacht?

Die App richtet sich in erster Linie an Fahrer von Bussen und/oder Wohnmobilen, die ausserhalb der Schweiz immatrikuliert sind. Diese müssen bei der Einreise in die Schweiz die sogenannte pauschale Schwerverkehrsabgabe, kurz PSVA, entrichten – neu ist dies eben auch digital möglich.

Wie viele Nutzer hat die App bislang?

Seit der Lancierung im Mai 2019 wurde "Via" rund 13'000 Mal heruntergeladen.

Was hat die App gekostet?

Die externen Kosten für die Entwicklung der Via-App inklusive den nötigen Back-End-Services und Schnittstellen belaufen sich auf rund 230'000 Franken.

Das Anmelden von Fahrzeugen zur Maut am Schweizer Zoll sei ein mühsamer Prozess, hiess es in der Beurteilung der Jury. Warum ist das so?

Bis heute erfolgte die Anmeldung von Hand auf Papier. Die Fahrer mussten an der Grenze zwingend anhalten und sich am Schalter melden. Die PSVA wird auch nicht an jedem Grenzübergang einkassiert, sodass die Fahrer ihre Reiseroute auch danach ausrichten mussten.

Wie hilft Ihre App nun, diesen Prozess schneller abzuwickeln?

Die Fahrer können nun die PSVA von überall aus und zu jeder Zeit bezahlen – ob beim Kaffeetrinken auf der Autobahnraststätte oder gemütlich auf dem Sofa des Wohnmobils. Sie fahren anschliessend ohne Zwischenstopp direkt in die Schweiz – ausser wir führen eine risikoorientierte Kontrolle durch.

Wie verändert die App die Arbeitsabläufe bei der Zollverwaltung?

Die Unterstützung der Kunden beim Ausfüllen des Papierformulars, die manuelle Bezahlung der PSVA an der Kasse und die nachträgliche Datenerfassung in die IT-Systeme entfallen. Wir vereinfachen damit in erster Linie den Prozess für unsere Kunden und entlasten gleichzeitig unsere Mitarbeitenden von administrativen Tätigkeiten und können sie vermehrt für den Kernauftrag einsetzen, zum Beispiel für gezielte Kontrollen.

Was war die Herausforderung bei der Entwicklung der App?

Der Spagat zwischen der Einhaltung der rechtlichen Grundlagen einerseits sowie die erhöhte Functionality und Usability andererseits. Wir wollten nicht einfach ein Papierformular digitalisieren, sondern auch den Gesamtprozess vereinfachen und so einen Mehrwert für die Kunden generieren.

Welche Features wollen Sie noch in die App einbauen?

In einem nächsten Schritt werden Betreiber von Fernbuslinien die Möglichkeit haben, in einem Tool ihre Flotten zentral zu verwalten. Ebenso werden wir Rückmeldungen unserer Nutzer aufnehmen.

Warum hat die Zollverwaltung für die Umsetzung der App auf TI&M gesetzt?

TI&M wurde im Rahmen des öffentlichen Beschaffungsverfahrens ausgewählt und überzeugte uns mit seiner technischen und methodischen Fachkompetenz.

Wie verlief die Zusammenarbeit mit TI&M?

Innerhalb kürzester Zeit hatten wir ein Projektteam zusammengestellt, das extrem gut zusammen harmonierte. Wir hatten sehr rasch einen Design-Prototyp entwickelt, mit dem wir laufend Usability-Tests durchführten. Die Feedbacks waren sehr nützlich für die Entwicklung und letztlich auch der Schlüssel zum Erfolg.

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