Cryptoleaks

Razzia bei Crypto International

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Die Polizei hat den Firmensitz der Crypto International durchsucht und Geräte beschlagnahmt. Es geht um den Verdacht auf Verstoss gegen das Exportkontrollrecht.

(Source: TBIT / Pixabay.com)
(Source: TBIT / Pixabay.com)

Die Bundesanwaltschaft hat bei der Firma Crypto International eine Razzia durchgeführt. In der ersten Märzwoche habe die Polizei den Firmensitz in Steinhausen durchsucht und Geräte beschlagnahmt, berichtet die "Handelszeitung". Die Bundesanwaltschaft habe damit die "unaufschiebbaren sichernden Massnahmen getroffen", bevor allenfalls ein Strafverfahren eingeleitet werde.

Die Behörden reagierten auf eine Strafanzeige des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Nach den ersten Recherchen zur Spionageaffäre rund um die Firma Crypto AG hatte die Bundesanwaltschaft im Dezember die bestehenden Generalausfuhrbewilligungen in sichere Länder für die Nachfolgefirma Crypto International sistiert. Seither darf sie nur noch in zeitaufwendig geprüften Einzelfällen exportieren. Ferner reichte das Seco bei der Bundesanwaltschaft Anzeige gegen Unbekannt ein. Der Verdacht: mögliche Verstösse gegen das Exportkontrollrecht.

Die Bundesanwaltschaft habe beim Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) um die Ermächtigung zur Strafverfolgung ersucht. Bis zum Entscheid von Bundesrätin Karin Keller-Sutter (FDP) werde sie schweigen, teilt die Behörde der "Handelszeitung" mit. Ob tatsächlich Anhaltspunkte für einen Gesetzesverstoss vorliegen oder ob es sich um eine behördliche Hyperaktivität handelt, bleibt laut dem Bericht offen.

Angst vor dem Imageschaden

Für die Crypto International stehe Existenzielles auf dem Spiel, schreibt die "Handelszeitung" weiter. Eigentümer und geschäftsführender Verwaltungsratspräsident Dan Ove Andreas Linde gab sich Ende Februar, als er von der Anzeige des Seco offenbar noch nichts wusste, noch kämpferisch. In einem Interview mit der "NZZ" sagte er: "Wir werden die Firma umbenennen, wir werden den Markenauftritt verändern, wir werden neue Büros beziehen. (…) In einem Jahr werden wir den Sturm überwunden haben, wir werden eine frische, neue Firma sein. Ich freue mich darauf, wenn wir sagen können: Das alles ist jetzt vorbei."

Von der "Handelszeitung" auf die Razzia angesprochen, reagiert Linde nun aber defensiv. Wohl aus Angst und Sorge um weitere Reputationsrisiken habe er der Zeitung gesagt: Man befinde sich im Dialog mit dem Seco zu der Sistierung der Generalexport-Lizenzen und werde bis zum Abschluss der Gespräche keinerlei Kommentare abgeben.

Infoguard im Visier

Die CIA besass mutmasslich eine zweite Schweizer Firma, wie die "Aargauer Zeitung" berichtet: Der Baarer IT-Sicherheitsdienstleister Infoguard soll von 2002 bis 2018 zumindest indirekt in den Händen des US-Geheimdienstes gewesen sein. Das Unternehmen betonte zunächst, es sei von der Crypto AG "räumlich und personell" getrennt gewesen. Die Recherchen der Zeitung zeigen jedoch: Alle Verwaltungsratssitzungen von Infoguard fanden in den Büros der Crypto AG statt. Zuletzt am 10. Januar 2018.

Infoguard bestätigt zwar, dass das Unternehmen bis Januar 2018 derselben Unternehmensgruppe gehörte wie die Crypto AG. Doch von einer Verbindung zur CIA wisse Infoguard nichts, teilt das Unternehmen mit. "Infoguard hat und hatte keine Beziehungen zu Nachrichtendiensten. Es bestanden keine Abhängigkeiten und es gab nie eine Einflussnahme auf Personen des Managements oder auf Mitarbeiter."

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