Social Distancing am Arbeitsplatz

Das Armband klingelt, die Kamera schlägt Alarm

Uhr | Aktualisiert
von Yannick Chavanne und Übersetzung: Oliver Schneider

Verschiedene Technologien sollen dafür sorgen, dass Social Distancing auch am Arbeitsplatz respektiert wird. Das kalifornische Start-Up Landing AI entwickelt eine Lösung für die Echtzeit-Überwachung von Mitarbeitenden mittels Videokameras. Im Hafen von Antwerpen setzt man derweil auf ein elektronisches Armband.

Der Hafen von Antwerpen setzt auf ein neues Modell eines elektronischen Armbandes, um Social Distancing sicherzustellen. (Quelle: Hafen von Antwerpen)
Der Hafen von Antwerpen setzt auf ein neues Modell eines elektronischen Armbandes, um Social Distancing sicherzustellen. (Quelle: Hafen von Antwerpen)

Während die Welt auf einen Impfstoff gegen Covid-19 und wirksame Behandlungsmethoden wartet, wird der Kampf gegen die Pandemie vor allem mit Barrieremassnahmen geführt. Dies umfasst unter anderem die Einhaltung eines ausreichenden Abstands zwischen Personen. Social Distancing herrscht besonders auf der Strasse oder im Supermarkt. Es muss aber auch innerhalb von Arbeitsräumen gewährleistet werden. Verschiedene Technologien gehen aktuell an den Start, um die Abstandsregeln zu kontrollieren.

Kameras berechnen den Abstand in Echtzeit

Das von Andrew Ng, einem der einflussreichsten Forscher auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI), gegründete Start-up Landing AI stellte eine Software vor, die berechnen kann, wie viele Zentimeter zwei Personen voneinander getrennt sind. Das Tool könne den Abstand in Echtzeit per Video-Stream überwachen. Grüne oder rote Rahmen zeigten dabei Personen an, die weit genug voneinander entfernt oder zu nahe beieinander sind.

Landing AI gibt an, dass sich sein Detektor durch einige wenige Kalibrierungen in die Software von Überwachungskameras integrieren lasse. Es sei auch möglich, ein Alarmsystem einzurichten, das signalisiere, wenn die Mitarbeiter besser auf den Abstand achten sollten. Das kalifornische Start-up sei sich bewusst, dass diese Art der Nutzung von Videotechnik Fragen des Datenschutzes aufwerfe. Es weist deshalb darauf hin, dass sein System Einzelpersonen nicht erkenne. Landing AI fordere Kunden ausserdem dazu auf, die Lösung transparent und nur mit informierter Zustimmung der Mitarbeitenden zu nutzen.

Die Abstands-Kontrolllösung von Landing AI lässt sich in Überwachungskameras integrieren und erfordert ein Kalibrierungsverfahren, um das Videobild in die "Vogelperspektive" zu übertragen. (Quelle: Landing AI)

Armbänder klingeln, wenn sich zwei Angestellte zu nahe kommen

Ein anderes Konzept wird gerade im Hafen von Antwerpen, einem der grössten in Europa, getestet. Mit ihm soll die Entfernung zwischen den Mitarbeitenden vor Ort kontrolliert werden. Die Betreiber des belgischen Hafens verlassen sich dabei auf ein neues Modell eines elektronischen Armbandes, den "Romware Covid Radius". Die Lösung stammt vom lokalen Hersteller Rombit. Einige der Angestellten des Antwerper Hafens sind die ersten, die den "Romware Covid Radius" benutzen. Das Armband sorge für Social Distancing, indem es ein Signal abgebe, wenn sich Menschen zu nahe kommen.

Wie die verschiedenen Projekte zur Ermittlung von Kontaktpersonen (Contact Tracing) ermögliche das Armband ausserdem die Verfolgung von Kontakten. "Wenn ein Mitarbeiter infiziert ist, kann ein Präventionsberater oder eine autorisierte Vertrauensperson überprüfen, mit welchen Kollegen diese Person in Kontakt gekommen ist, um die Verbreitung des Virus einzudämmen", heisst es in einer Pressemitteilung des Hafens. Um zu unterstreichen, dass hierbei die Achtung der Privatsphäre gewährleistet bleibt, sende das Gerät dem Arbeitgeber keine Informationen über den Standort des Trägers oder andere sensible Daten, schreiben die Betreiber.

"Wer Social Distancing in Zukunft auch am Arbeitsplatz gewährleisten muss, sollte sich auf verlässliche Tools stützen. Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um dieses neue Armband schnell und in grossen Mengen herzustellen. Unsere Erfindung stösst im Ausland bereits auf grosses Interesse", lässt sich John Baekelmans, CEO von Rombit, zitieren.

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