Telko beharrt auf mündlichen Kündigungen

Update: K-Tipp reicht Klage gegen Sunrise ein

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von Leslie Haeny und Maximilian Schenner und cka, lha

Bei Sunrise kann die Kundschaft Abos nur telefonisch oder per Chat kündigen. Das ist mühsam und sorgt bei vielen für Ärger. Trotzdem darf der Telko weiter auf diese Praktik bestehen, wie das Bundesgericht entschieden hat. Das Konsumentenmagazin "K-Tipp" reicht nun Klage ein.

(Source: Tingey Injury Law Firm / Unsplash)
(Source: Tingey Injury Law Firm / Unsplash)

Update vom 06.11.2023: Der Knatsch um den Kündigungsprozess bei Sunrise geht weiter. Nachdem der Telko auf mündlichen Kündigungen beharrte und das Bundesgericht nicht auf eine entsprechende Beschwerde eintrat, schaltet sich nun auch "K-Tipp" ein. Das Magazin werde "als Konsumentenschutzorganisation mit einer Klage die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von Sunrise gerichtlich überprüfen lassen", schreibt die Redaktorin Mirjam Fonti in einem Linkedin-Beitrag. Die Klausel in den Sunrise-AGBs, die es dem Telko erlauben soll, schriftliche Kündigungen auszuschliessen, ist nach Einschätzung von "K-Tipp" nicht rechtsgültig. 

Geht es nach Rechtsanwalt Martin Steiger, dürfte "K-Tipp" mit der Klage gute Erfolgsaussichten haben. Dass das Bundesgericht laut "SRF"-Bericht auf die Beschwerde nicht eingetreten ist, bedeute, dass die Beschwerde nicht abgewiesen wurde, erklärt der Jurist gegenüber "PCTipp". Es sei damit in der Sache noch keine Entscheidung erfolgt. "Wir werden der Begründung entnehmen können, wieso ein Nichteintreten erfolgt ist. In jedem Fall sehe ich bei diesem Stand durchaus die Möglichkeit für weitere Klagen und schliesslich Beschwerden am Bundesgericht", wird Steiger zitiert.

Update vom 20.10.2023:

Sunrise darf weiterhin auf mündliche Kündigung bestehen

Sunrise darf auch weiterhin auf eine mündliche Kündigung bestehen. Wie "SRF" berichtet, ist das Bundesgericht nicht auf eine Beschwerde eines "verärgerten Kunden" eingegangen. Somit kann der Telko von seiner Kundschaft weiterhin verlangen, sich per Telefon oder Chat zu melden, um das Telefon- oder Internetabo zu kündigen.

Die gerichtlichen Vorinstanzen hätten argumentiert, dass Sunrise durch die mündliche Kündigungsvorschrift seine Machtposition zu wenig stark missbrauche, als dass von einem Verstoss gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb auszugehen wäre.

Für die Kundschaft ist das telefonische Kündigen oft mühsam und zeitaufwändig, da sie beispielsweise ewig in der Warteschleife hängt, wie "SRF" mit Bezug auf den Konsumentenschutz schreibt. Wer dann zu einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter durchdringe, müsse sich zudem erst ein besseres Angebot unterbreiten lassen, bis die Kündigung endlich vollzogen sei.  

"Das ist für beide Parteien von Vorteil - der weitaus grösste Teil der Kunden begrüsst diese Art der Kündigung", zitiert "SRF" Sunrise-Sprecher Rolf Ziebold. Zudem nehme Sunrise den grössten Anteil der Kündigungsanrufe innerhalb von 30 Sekunden entgegen.   

(Source: Netzmedien)

Marc Landis, Chefredaktor. (Source: Netzmedien)

Kommentar des Chefredaktors: 

Marc Landis: Sunrise besteht nach wie vor darauf, Kündigungen nur mündlich oder per Chat entgegenzunehmen. Seit 2018 ist es beim zweitgrössten Telko der Schweiz gängige Praxis, keine schriftlichen Kündigungen mehr zu akzeptieren. Das Bundesgericht stützt diese Vorgehensweise nun.

Auch wenn es absurd erscheint, den Kunden vorzuschreiben, wie sie kündigen sollen, nur damit man ihnen vielleicht doch noch ein Abo aufschwatzen kann, das sie eigentlich nicht mehr wollen.

Selbst wenn das Bundesgericht diese Vorgehensweise stützt, ist sie alles andere als kundenfreundlich und zeigt die Haltung von Sunrise gegenüber ihren Kundinnen und Kunden oder solchen die es eben nicht mehr sein möchten. Wahrlich eine pervertierte Interpretation von customer centricity.

Anstatt die Wünsche der Kunden zu berücksichtigen und ihnen die Freiheit zu lassen, auf die für sie passende Weise zu kündigen, zwingt Sunrise seine Kunden in endlose Warteschleifen und Chats.

Ich frage mich, wie viel Zeit und Geld der Gang bis vor Bundesgericht alle Beteiligten wohl gekostet hat, um Sunrise' Recht auf Kundenunfreundlichkeit gerichtlich bestätigen zu lassen. Ich denke, die Sunrise-Chefs dürfen auf dieses Prädikat zu Recht stolz sein.

Originalmeldung vom 21.05.2021:

UPC lässt Kundschaft nicht mehr schriftlich kündigen 

Ab dem 1. Juni können UPC-Kundinnen und -Kunden ihre Abos nicht mehr schriftlich kündigen. Wer den Anbieter wechseln will, muss UPC entweder telefonisch oder per Chat informieren. "Durch die teils komplexen Verknüpfungen der Dienstleistungen müssen bei schriftlichen Kündigungen oft Unklarheiten geklärt werden. Mit der Kommunikation per Telefon oder Chat können diese jedoch vermieden werden", begründet UPC die Umstellung laut "Espresso" in einem Informationsschreiben.

Bei der Kundschaft kommt dieser Schritt laut dem SRF-Konsumentenmagazin nicht gut an. Mehrere UPC-Abonnentinnen und -Abonnenten hätten sich bei "Espresso" gemeldet, weil sie dies nicht nachvollziehen könnten. Zudem, kritisiert das Magazin, sei es per Telefon einfacher, Kundinnen und Kunden davon zu überzeugen, doch nicht zu kündigen und stattdessen auf ein anderes UPC-Abo zu wechseln.

Konsumentenschutz kritisiert

Nicht nur die Kundschaft ärgert sich über den Schritt, auch die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) setzt sich dafür ein, dass die Einschränkung aufgehoben wird. "Die schriftliche Kündigung zu verbieten, ist völlig kundenunfreundlich", zitiert "Espresso" SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder.

Laut UPC Sunrise ist die Kundschaft durch die neue Regelung nicht im Nachteil. Es gebe keine rechtliche Vorschrift, wonach Kündigungen schriftlich erfolgen müssten, sagt der Telko gegenüber dem Konsumentenmagazin. Deshalb könnten Kundinnen und Kunden auch kein Recht daraus ableiten. Personen, die ihr UPC-Abo kündigen, erhielten zwei schriftliche Kündigungsbestätigungen: Eine per SMS gleich nach der Kündigung und eine etwas später per Brief. Auch der Chatverlauf könne als Beleg gelten.

Sunrise-Kundinnen und -Kunden können seit rund drei Jahren nicht mehr schriftlich kündigen. Andere Anbieter wie Swisscom oder Salt empfehlen der Kundschaft laut "Espresso" zwar telefonisch zu kündigen, akzeptieren eine schriftliche Kündigung aber nach wie vor.

Lesen Sie ausserdem:

  • Nicht nur UPC sorgt bei der Kundschaft für Unmut. Salt hat Ende 2020 ein Handy-Abo mit unlimitierter Datennutzung fürs Ausland beworben. Doch wer damit regelmässig mehr als 40 Gigabyte pro Monat surft, erhält möglicherweise die Kündigung. Mehr dazu erfahren Sie hier.

  • Wenn Sie zudem wissen möchten, warum Fust für Frust beim Küchenbau sorgt, dann lesen Sie den Beitrag: "Dipl. Ing. Frust: Wie Fust Kunden verärgert".

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