Eugene Kaspersky präsentiert in Vaduz seine Idee einer immunen IT
Der vierte Digital Summit Liechtenstein hat sich ganz dem Thema Cybersecurity gewidmet. So präsentierte etwa CEO und Unternehmensgründer Eugene Kaspersky seine Vorstellung einer cyber-immunen Industrie. Zudem hatte Catrin Hinkel in Vaduz ihren ersten Auftritt als Chefin von Microsoft Schweiz.
Der Digital Summit Liechtenstein 2021 hat am 19. Oktober die digitalen Entscheiderinnen und Entscheider des Fürstentums zusammengebracht - vor Ort und virtuell. Der Event ist das Aushängeschild der Standortinitiative "Digital-Liechtenstein.li", der über 50 Unternehmen und Organisationen angehören.
Für die aktuelle Ausgabe, die vierte überhaupt, brachte die Initiative hochkarätige Referenten und Referentinnen nach Vaduz. Darunter etwa Eugene Kaspersky, den Gründer und CEO des russischen Cybersecurity-Anbieters Kaspersky.
Cybersecurity ist zurzeit ein wichtiges Thema für Liechtenstein. So überreichte etwa die Initiative vor rund einem Jahr ihre digitale Roadmap an die Regierung sowie an den Erbprinzen Alois von und zu Liechtenstein. Ein klarer Fokus dieser Roadmap ist das Thema Cybersecurity.
Niemand darf bei der Digitalisierung vergessen werden
Die Regierung selbst ist ebenfalls aktiv. Das Fürstentum sucht derzeit seinen Mr. oder Mrs. Cyber. Ein entsprechendes Stelleninserat für die Leitung der neuen "Stabsstelle Cyber-Sicherheit" wurde im Sommer veröffentlicht. Diese Stellenanzeige ist unterdessen abgelaufen. Wer die Position übernimmt, steht allerdings noch nicht fest.
Sabine Monauni, Wirtschaftsministerin des Fürstentums Liechtenstein, hielt die Eröffnungsrede am Digital Summit Liechtenstein 2021. (Source: Screenshot)
"Eine erfolgreiche Digitalisierung muss mit verstärkten Massnahmen im Bereich Cybersecurity einhergehen", sagte Sabine Monauni, Wirtschaftsministerin des Fürstentums Liechtenstein, bei der Eröffnungsrede. Die neue "Stabstelle Cyber-Sicherheit" ist ein Schritt in diese Richtung.
Die Sensibilisierung für die Risiken und Gefahren im Cyberraum muss aber viel früher ansetzen. In der Primarschule, sagte Monauni. Aber: "Die Vorteile einer digitalen Gesellschaft können nur dann voll ausgeschöpft werden, wenn sie der gesamten Bevölkerung barrierefrei zur Verfügung stehen." Das bedinge, dass neben der Förderung der Digital Skills der jungen auch alle anderen Bevölkerungsgruppen auf diese Reise mitgenommen werden.
Die Regierung stelle zwar die Infrastruktur zur Verfügung. Bis 2022 soll beispielsweise jedes Haus im Land mit Glasfaser erschlossen sein. "Liechtenstein darf sich deshalb als schnellstes Land der Welt bezeichnen", sagte die Wirtschaftsministerin.
Die Verantwortung zur Förderung der Digitalisierung liege aber nicht alleine beim Staat. "Die Digitalisierung im täglichen Leben und in jedem Unternehmen zu fördern, liegt auch bei jedem einzelnen und bei jedem Unternehmen selbst", sagte Monauni.
Kaspersky will die Industrie vor Cyberangriffen immunisieren
Der Weg zu dieser komplett digitalisierten Welt wird aktuell erschwert durch drei Barrieren, griff Eugene Kaspersky das Thema in seiner Keynote auf. Diese Barrieren sind: massenhafte Cyberkriminalität, zielgerichtete Cyberattacken (APTs) sowie Angriffe auf industrielle und kritische Infrastrukturen.
"Wir entdecken jeden Tag fast 400'000 neue, einzigartige Malware-Proben, die wir noch nie zuvor gesehen haben", sagte Kaspersky. Viele dieser Schadprogramme werden durch automatische Systeme kreiert. Es würde ihn also nicht überraschen, wenn dahinter nur etwa 100'000 Hacker stecken, sagte der CEO.
Eugene Kaspersky, Gründer und CEO von Kaspersky, sprach in Vaduz über Cyber-Immunität. (Source: Screenshot)
Manche Probleme könne Cybersecurity nicht lösen. Denn bei der Sicherheit gehe es immer um Risikomanagement. Bei Einzelpersonen, KMUs und auch bei gewissen Grossunternehmen lässt sich das Risiko eines Angriffs abschätzen: Wie gross ist etwa der (finanzielle) Verlust, wenn man gehackt wird? Bei kritischen Infrastrukturen sei der mögliche Schaden hingegen unvorhersehbar. Cybersecurity könne dieses Risiko also auch nicht kompensieren. "Deshalb ist es an der Zeit, über Cyber-Immunität zu sprechen", sagte Kaspersky.
Ein neues OS für immune Systeme
Wann ist etwas immun? Für Kaspersky ist ein System immun, wenn die Kosten eines Cyberangriffs höher sind als der mögliche Schaden, der daraus entstehen könnte. Eine Idee, über die er bereits an den Swiss Cyber Security Days 2019 gesprochen hatte. Lesen Sie hier mehr zu der Premiere der SCSD. Damals hatte Kaspersky allerdings noch nicht, was der Gründer in Liechtenstein präsentierte: eine Lösung.
Der russische Cybersecurity-Anbieter entwickelte zu diesem Zweck das Betriebssystem KasperskyOS. Es ist spezifisch für industrielle Anwendungen gedacht - Windows soll es also nicht ersetzen, wie Kaspersky sagte.
Kaspersky verspricht mit KasperskyOS ein immunes Betriebssystem. (Source: Screenshot)
Die Mikro-Kernel-Architektur verfügt über eine Security-Schicht, die alle Module isoliert. Zudem kann jedes Modul nur auf die Funktionen zugreifen, für die es berechtigt ist. "Das macht es ein bisschen schwieriger, Applikationen dafür zu entwickeln", sagte Kaspersky. Denn dabei müsse man alle diese Befugnisse beachten. Auch lässt sich ein bestehendes System nicht einfach 1:1 darauf migrieren. "Aber dafür ist es immun", sagte der CEO.
Daten alleine bringen nichts
Für den Abschluss der Veranstaltung kam Catrin Hinkel auf die Bühne. Sie übernahm per Ende Mai die Leitung von Microsoft Schweiz. In Vaduz hatte sie ihren ersten öffentlichen Auftritt als als Country-Managerin der Schweizer Länderorganisation. Zudem war es auch ihre "erste grosse Auslandreise", scherzte Hinkel.
Catrin Hinkel übernahm per Ende Mai die Führung von Microsoft Schweiz. (Source: Screenshot)
In ihrer Rede ging Hinkel weniger auf Cybersecurity und dafür mehr auf die datenbasierte Wertschöpfung ein. Bis 2025 wird das globale Datenvolumen auf 175 Zetabyte anwachsen, zitierte sie eine IDC-Studie. Das Sind 175 Trillionen - also 175'000'000'000'000'000'000 Gigabyte.
Diese Daten alleine bringen aber nichts. "Man muss auch die nötige Rechenleistung aufbringen können, um intelligente Schlüsse daraus ziehen zu können", sagte Hinkel. Ein wertvolles Tool dafür sei die Cloud. Denn so könne man die benötigte Rechenleistung dorthin bringen, wo man sie braucht - und zudem auch noch in einer skalierbaren Form.
"Bisher haben wir uns im Wesentlichen mit der Digitalisierung des Bestehenden beschäftigt", sagte Hinkel. Nun gehe es darum, neue Geschäftsmodelle für diese neue, digitalisierte Welt zu entwickeln.
Moderiert wurde die Veranstaltung wieder von der Unternehmerin Sunnie Groeneveld. (Source: Screenshot)