Privacy Sandbox

Google will Werbetracking in Android-Apps einschränken

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von René Jaun und slk

Nachdem Apple das Sammeln von Nutzerdaten für App-Entwickler eingeschränkt hat, will Google jetzt nachziehen. Die neue Android-Werbelösung des Konzerns soll ohne App-übergreifende Identifier auskommen und die Weitergabe von Nutzerdaten an Dritte beschränken.

(Source: gerarlt/pixabay)
(Source: gerarlt/pixabay)

Tech-Gigant Google unternimmt einen weiteren Versuch, personalisierte Werbung und Datenschutz möglichst zu vereinen und stellt Privacy Sandbox für Android vor. Dabei handle es sich um eine mehrjährige Initiative, um datenschutzfreundliche Werbelösungen für das hauseigene Betriebssystem Android zu entwickeln, erklärt das Unternehmen in seinem Blog.

Die Lösungen sollen demnach ohne App-übergreifende Identifier auskommen und die Weitergabe von Nutzerdaten an Dritte beschränken. Zudem forscht Google an Technologien, mit denen sich die Wahrscheinlichkeit unbemerkter Datenerhebung reduzieren lassen soll. Unter anderem gehöre die sichere Einbindung von Apps in Werbe-SDKs.

Seitenhieb an Apple

"Mit der Privacy Sandbox für Android wollen wir effektive und datenschutzfreundliche Werbelösungen entwickeln, bei denen sich die Nutzer:innen sicher sein können, dass ihre Daten geschützt sind", schreibt Anthony Chavez, VP, Product Management, Android Security & Privacy, im Google-Blog. Entwicklerinnen und Entwickler sollen die nötigen Tools erhalten, um auf mobilen Plattformen erfolgreich zu sein. Chavez schreibt weiter: "Während wir diese neuen Lösungen entwerfen, entwickeln und testen, werden wir die bestehenden Funktionen der Anzeigenplattform mindestens zwei Jahre lang weiter fördern. Wir beabsichtigen, künftige Änderungen frühzeitig anzukündigen."

Google nutzt den Blogbeitrag auch für einen Seitenhieb an Apple, ohne jedoch den Namen des Rivalen zu nennen. "Wir wissen, dass andere Plattformen einen anderen Ansatz für Ads Privacy gewählt haben, beispielsweise dadurch, dass sie vorhandene Tools, die von Entwicklern und Werbetreibenden verwendet werden, unverblümt einschränken", schreibt Chavez. Solche Strategien können ineffektiv sein, den Datenschutz beeinträchtigen und zu schlechteren Ergebnissen für Entwicklerinnen und Entwickler führen, wenn nicht zuerst eine alternative Technologie angeboten werde.

Apple führte vergangenes Jahr das Apple Tracking Transparency (ATT) Feature ein in seinen Betriebssystemen iOS und iPadOS ein. Seither müssen Unternehmen die User um Erlaubnis Fragen, um Kundendaten über Anwendungen oder Webseiten hinweg zu sammeln. Unternehmen, die mit Werbung Geld verdienen, hatten Apple dafür heftig kritisiert. Und tatsächlich zeigt sich, dass vor allem Social-Media-Plattformen die Anti-Tracking-Massnahmen zu spüren bekommen, wie Sie hier lesen können.

Mit den neuen Datenregeln versetzte Apple insbesondere Meta (ehemals Facebook) einen Schlag. Der Aktienkurs des Unternehmens stürzte nach dieser Meldung an einem Tag um 26 Prozent ab – und hat sich seither nicht wieder erholt, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Und auch das nun von Google angekündigte Vorgehen gegen Werbetracking bekommt Meta zu spüren: Die Aktien der Facebook-Mutter sind zeitweise um vier Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 212,36 US-Dollar gefallen.

Erste Beta Ende Jahr

Noch ist Googles Privacy Sandbox für Android nicht reif für die Praxis. Für Entwicklerinnen und Entwickler hält Google online erste Design-Vorschläge bereit. Erste Vorversionen sollen im Laufe des Jahres, eine erste Beta Ende Jahr erscheinen.

Im Blog betont Google, die Initiative gemeinsam mit der Branche angehen zu wollen. Man sei auf Feedback angewiesen und arbeite mit zahlreichen Partnern zusammen.

Vergangenes Jahr reichte der österreichische Jurist Max Schrems, bekannt durch diverse, teils auch erfolgreiche Gerichtsprozesse gegen Meta, eine Klage gegen Googles Betriebssystem Android ein. Der Vorwurf: das tief in Android integrierte Nutzertracking soll gegen die EU-Datenschutzrichtlinien verstossen. Mehr dazu erfahren Sie hier.

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