Focus: SAP & KI

Anwender fordern KI-Innovationen für alle SAP-S/4-Hana-Kunden

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von Jean-Claude Flury, Fachvorstand Schweiz der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG)

Mit der Wartungsverlängerung bis 2040 für die ERP-Lösung S/4 Hana hatte SAP zugesichert, Innovationen konsequent und langfristig bereitzustellen. Im Juli kündigte der Softwarehersteller allerdings an, die neuesten Innovationen – auch künstliche Intelligenz (KI) – nur in der Cloud zur Verfügung zu stellen.

Jean-Claude Flury, Fachvorstand Schweiz der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG). (Source: zVg)
Jean-Claude Flury, Fachvorstand Schweiz der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG). (Source: zVg)

Damit KI zuverlässig funktionieren kann, braucht es laut SAP ein hohes Mass an Standardisierung. Für die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) greift diese Begründung zu kurz. Kunden, die zu einem Hyperscaler auf S/4 Hana gewechselt und sich dabei an alle Standards gehalten haben, dürfen nicht ausgeschlossen werden. Die DSAG fordert, dass SAP alle KI-Innovationen für die S/4 Hana Private Cloud auch für S/4 Hana On-Premises mit identischem Leistungsumfang zur Verfügung stellt. Das ist notwendig, um die Verfügbarkeit von Technologien wie Machine Learning (ML) und KI in S/4-Hana-Systemen ebenso zu gewährleisten, wie die aus den zahlreichen neuen KI-Funktionen resultierenden Funktions- und Integrationsszenarien.

Innovationsgeschwindigkeit erhöhen

Die SAP-Roadmap beinhaltet bereits die schrittweise Integration von KI-Funktionen, um den sich wandelnden Geschäftsanforderungen gerecht werden zu können. In Bezug auf die Bereitstellung einer KI-Plattform bleibt der Hersteller jedoch offen. Anstatt eine eigene Plattform zu entwickeln, wird vorrangig auf Partnerschaften mit führenden Unternehmen gesetzt. Dadurch können die fortschrittlichen Algorithmen und KI-Modelle von den Partnern bereitgestellt werden, während SAP als Anbieter der unternehmensspezifischen Geschäftsdaten fungiert. Diese strategische Herangehensweise ermöglicht es SAP, die Innovationsgeschwindigkeit zu erhöhen und von den Entwicklungen sowie Erfahrungen der Partner zu profitieren. Und Kunden müssen sich nicht auf einen Partner festlegen.

Automatisierung von Routineaufgaben

SAP integriert einzelne Lösungen in die jeweiligen Geschäftsprozesse und hat insbesondere in S/4 Hana einige Funktionalitäten eingebettet, um die Automatisierung von Routineaufgaben zu unterstützen – unter anderem mit der Auslieferung vordefinierter Szenarien, die anhand historischer Daten des Anwendungsunternehmens trainiert werden müssen. Prominente Beispiele sind Genehmigungs-Workflows im Einkauf, das Anlegen von Bestellungen oder das Ausziffern von Forderungen sowie die Zuordnung von Zahlungseingängen zu offenen Rechnungen.

Einheitliche Rahmenbedingungen

Benötigt wird nicht nur tragfähige KI-Technologie. Es braucht auch einheitliche und standardisierte Rahmenbedingungen sowie ein umfassendes Monitoring. So sollte SAP bei der Integration grosser Sprachmodelle (LLM) in SAP-Business-Prozesse ein zentrales Monitoring der Integration und der abgewickelten Transaktionen ermöglichen. Gleichzeitig muss das Preismodell je nach Reifegrad und Umfang den KI-Funktionen angepasst sein. Zudem braucht es neben Referenzarchitekturen Best-Practice-Guides und Standards für die Integrationsszenarien und -technologien – insbesondere, um sicherzustellen, dass der erforderliche Datenschutz bei der Verarbeitung von personenbezogenen und sensiblen Unternehmensdaten eingehalten wird. Generische Architekturen und SAP-Absichtserklärungen mit Partnerunternehmen sind nicht ausreichend. Vielmehr werden konkrete Use Cases mit und innerhalb von SAP-Prozessen benötigt. Deren Mehrwert sollte für die Anwenderunternehmen so transparent gemacht werden, dass hieraus Business-Cases gerechnet werden können. Denn wenn Anwender das KI-Angebot von SAP nutzen sollen, muss sich das für sie auch finanziell rechnen.

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