E-ID als Katalysator für QES und den digitalen Wandel des Finanzwesens
Mit der Einführung der staatlich anerkannten Schweizer E-ID ab 2026 steht der Finanzsektor vor einem Umbruch: Die QES wird einfacher, sicherer und effizienter nutzbar – und ermöglicht erstmals durchgängige, digitale und rechtskonforme Prozesse.

Die Digitalisierung stellt das Schweizer Finanzwesen vor neue Herausforderungen – und eröffnet zugleich enorme Chancen. Im Zentrum dieser Entwicklung stehen die Qualifizierte Elektronische Signatur (QES) und die ab 2026 geplante staatlich anerkannte Schweizer E-ID. Mit ihrer Einführung werden sich die Bedingungen für digitale Identifikation und rechtssichere elektronische Signaturen grundlegend ändern. IT-Verantwortliche im Finanzsektor sollten sich deshalb heute damit auseinandersetzen, wie die E-ID als Katalysator für die QES wirkt, welche Auswirkungen dies auf Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister hat und welche Anforderungen und Chancen sich daraus ergeben.
QES im Finanzsektor
Die QES ist die höchste Stufe elektronischer Signaturen und im Schweizer Bundesgesetz über Zertifizierungsdienste im Bereich der elektronischen Signatur und anderer Anwendungen digitaler Zertifikate (ZertES) geregelt. In der EU folgt sie der eIDAS-Verordnung. Sie ist der handschriftlichen Unterschrift rechtlich gleichgestellt und erfüllt höchste Anforderungen an Authentizität und Integrität. Die QES basiert dazu auf asymmetrischer Kryptografie: Ein privater Signaturschlüssel, geschützt durch eine qualifizierte Signaturerstellungseinheit (SSEE), und ein öffentlicher Schlüssel garantieren die Echtheit und Unveränderbarkeit der Signatur. Nur zertifizierte Trust Service Provider (TSP) wie Swisscom Trust Services, Digicert, Swiss Sign und die Swiss Government PKI dürfen in der Schweiz QES-Zertifikate ausstellen. Deren Zertifizierung erfolgt durch akkreditierte Stellen wie etwa KPMG.
Die QES ist in zahlreichen Finanzprozessen ein zentraler Bestandteil und entweder gesetzlich vorgeschrieben oder ausdrücklich empfohlen. Sie findet Anwendung bei der digitalen Kontoeröffnung, dem Abschluss von Kredit- oder Hypothekarverträgen sowie im Rahmen des digitalen Onboardings neuer Kundinnen und Kunden. Darüber hinaus kommt sie bei der Unterzeichnung regulatorisch relevanter Dokumente zum Einsatz – etwa bei Formular A (Feststellung wirtschaftlicher Berechtigter), Kontrollinhabererklärungen oder sofort wirksamen Kreditrahmenverträgen. Die QES ermöglicht somit Finanzinstituten, sensible Prozesse vollständig digital, auditierbar und rechtssicher umzusetzen.
Dennoch ist die flächendeckende Nutzung der QES im Schweizer Finanzwesen aktuell noch nicht weit verbreitet. Viele Banken setzen nach wie vor auf einfachere Signaturformen oder verlangen weiterhin physische Unterschriften, was oft auf regulatorische Unsicherheiten, technische Hürden oder Komplexitäten bei der Integration zurückzuführen ist. Ausserdem sind viele Kunden mit der QES noch nicht vertraut oder bevorzugen weiterhin traditionelle Verfahren. In Verbindung mit der E-ID werden sich aber enorme Potenziale hinsichtlich Effizienz, Rechtssicherheit und Kundenerlebnis auftun. Mit der weiteren Digitalisierung der Branche und der Verbreitung der E-ID ist zu erwarten, dass die Nutzung der QES im Finanzwesen weiter zunehmen wird.
Die Schweizer E-ID – digitale Identität mit staatlicher Anerkennung
Voraussichtlich ab dem dritten Quartal 2026 wird die Schweizer E-ID als staatlich ausgestellte digitale Identität verfügbar sein. Sie bildet die Grundlage für eine sichere Online-Identifikation und wird für Banken, Versicherungen und Behörden zum neuen Standard. Die E-ID ermöglicht in erster Linie eine sichere Identifikation bei Onlinediensten. Mit ihr können sich Kundinnen und Kunden online eindeutig und rechtsgültig ausweisen. Die staatliche Identitätsverifikation ist darüber hinaus vertrauenswürdig und erfüllt höchste Datenschutzstandards. Vor allem aber ist die E-ID einfach in der Anwendung und wird durch ihre Nutzerzentriertheit für verschiedenste digitale Dienste des Finanzwesens anwendbar sein – von E-Banking bis hin zu Versicherungsprozessen. Die E-ID ist deshalb mehr als nur ein Identitätsnachweis. Sie wird zu einem zentralen Element für die digitale Transformation des Schweizer Finanzplatzes. Sie wird den Zugang zu digitalen Services vereinfachen, Medienbrüche eliminieren und so die Grundlage für innovative, vollständig digitale Geschäftsmodelle schaffen.
QES und E-ID im Zusammenspiel
Mit der Einführung der E-ID werden sich die Rahmenbedingungen für die Nutzung der QES im Finanzsektor grundlegend ändern. Die wichtigsten Auswirkungen im Überblick:
- Digitale Identifikation wird Standard: QES-Prozesse erforderten bislang oft umständliche, zumeist mehrfache Identifikationen durch teilweise langwierige Verfahren wie Videoident. Dies führte zu hohen Abbruchraten und Medienbrüchen. Nur wenige Anbieter arbeiten bereits mit modernen Kombinationen aus Auto-Ident und NFC-Verifikation, wodurch die Erstellung einer QES vereinfacht wird. Mit der E-ID wird die Identifikation aber nochmal einfacher und schneller erfolgen können. Banken werden die E-ID direkt als rechtsgültigen Identitätsnachweis für QES-Prozesse nutzen können – der Medienbruch entfällt. Die E-ID wird damit zum universellen Schlüssel für digitale Finanzdienstleistungen.
- Steigerung der Conversion bei digitalen Finanzprodukten: Verträge lassen sich mit der E-ID vollständig digital abschliessen – von der Identifikation bis zur Signatur. Das erhöht Abschlussraten, verkürzt Durchlaufzeiten und verbessert das Kundenerlebnis signifikant. Ein Hypothekarvertrag etwa wird in wenigen Minuten statt in Tagen abgeschlossen werden können.
- Regulatorische Compliance wird einfacher: Die E-ID wird die Anforderungen der Finma an KYC- und GwG-konforme Identifikation erfüllen. Damit kann die QES direkt auf Basis der E-ID ausgestellt werden, was manuelle Prüfungen und Medienbrüche eliminieren wird. Das erleichtert die Einhaltung regulatorischer Vorgaben und reduziert Compliance-Risiken.
- Effizienz und Kostenersparnis: Durch die Kombination aus E-ID, QES und Schnittstellenintegration in bestehende Systeme (z. B. E-Banking, CRM) werden papierbasierte Prozesse, Porto- und Personalaufwand drastisch reduziert. Automatisierte Workflows werden für zusätzliche Effizienzgewinne sorgen und die Kosten pro Kundenabschluss spürbar senken.
- Vertrauensbasis gegenüber Kunden wird gestärkt: Die staatlich geprüfte E-ID wird QES-Prozessen zusätzliche Glaubwürdigkeit verleihen. Banken und Versicherungen werden sich als Vorreiter der Digitalisierung positionieren, was besonders relevant im Private Banking und beim Onboarding von KMUs und juristischen Personen sein wird.
- Cross-Border-Fähigkeit und EU-Kompatibilität: Die Schweizer QES auf Basis der E-ID wird voraussichtlich eIDAS-kompatibel sein. Das erleichtert grenzüberschreitende Geschäfte, insbesondere mit Kunden in der EU, und fördert die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz aller Vorteile sind bis zur vollen Nutzenentfaltung noch einige Herausforderungen zu meistern. So etwa bei der technologischen Umsetzung. Denn die Integration von E-ID- und QES-Services in bestehende Prozesse erfordert Investitionen in IT-Infrastruktur und Know-how. So müssen etwa Schnittstellen zu bestehenden Kernbankensystemen geschaffen und gepflegt werden. Ausserdem gilt es, die Entwicklung der Schweizer E-ID-Gesetzgebung und deren Harmonisierung mit internationalen Standards zu beobachten. Insbesondere die Interoperabilität mit der EU und die Anerkennung der Schweizer E-ID und QES im Ausland sind zentrale Erfolgsfaktoren für die regulatorischen Rahmenbedingungen. Schliesslich wird die Akzeptanz von E-ID und QES bei Endkunden entscheidend sein. Banken und Versicherungen müssen deshalb gezielte Kommunikations- und Schulungsmassnahmen ergreifen, um Vertrauen und Verständnis für die neuen digitalen Identitäten und Signaturprozesse zu schaffen.
Fit für die digitale Zukunft
Die Finma erkennt die QES als gleichwertig zur eigenhändigen Unterschrift an – insbesondere für das digitale Onboarding, die Unterzeichnung regulatorisch relevanter Dokumente und überall dort, wo das Gesetz die Schriftform vorschreibt. Die E-ID kann somit zum Katalysator für den Durchbruch der QES im Schweizer Finanzsektor werden. Sie wird Hürden senken, die Rechtssicherheit erhöhen und durchgängige, medienbruchfreie Kundenerlebnisse ermöglichen – vom Onboarding bis zur Signatur komplexer Verträge. Für Banken, Versicherungen und Fintechs bedeutet dies schnellere und effizientere Prozesse, höhere Abschlussraten und verbesserte Kundenzufriedenheit und nicht zuletzt eine zukunftssichere Compliance und internationale Anschlussfähigkeit. Die Kombination aus E-ID und QES wird den Beginn einer neuen Ära markieren und einen entscheidenden Faktor für die Fitness des Schweizer Finanzplatzes für die digitale Zukunft darstellen.

Luzerner Stadtrat soll Open Source Software prüfen

Wie sich der CFO vom Zahlenhüter zum Zukunftsgestalter mausert

Mehrwert statt Mehraufwand – wie Multi-Cloud Business-Innovation ermöglicht

E-ID als Katalysator für QES und den digitalen Wandel des Finanzwesens

Graubünden lanciert OGD-Portal

Multi-Cloud beherrschen – KI bringt Ordnung ins Chaos

"Entscheider müssen sich überlegen, welches Cloud-Set-up sinnvoll ist"

Vertrauen und Wert schaffen mit kundenzentrierten Softwarelösungen

EU-Gesetze zwingen Schweizer Firmen zum Umdenken
