Die Schweiz will eine eigene Chipfabrik bauen
Ein Konsortium um die ETH Zürich will am Rande der Stadt Zürich ein Fabrikationslabor für Chips bauen und dafür bis zu 200 Millionen Franken investieren. Besonders im Fokus: die Rüstungsindustrie.

Die Pläne sind schon relativ weit gediehen. Vorgesehen für das "Chip FabLab" – ein Fabrikationslabor für Chips – ist ein sogenannter Reinraum auf 4000 Quadratmetern. Hier soll eine makellose Werkstattumgebung herrschen. Selbst kleinste Staubverunreinigungen dürfen nicht vorkommen, der Raum muss zu hundert Prozent rein sein, sonst werden die aufwendig produzierten Chips unbrauchbar. Erreicht wird dies mit speziellen Luftfiltersystemen, Temperaturkontrollen, Luftdruck, Feuchtigkeitskontrollen und strengen Verhaltensregeln für das Personal.
Es ist ein Schweizer Konsortium mit dem Namen "Swiss Chip Alliance", das diese Chipfabrik plant. Ihm gehören die ETH Zürich, die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa und Swissmem, der Verband der Unternehmen der Schweizer Tech-Industrie, an. Interesse zeigen auch Unternehmen wie Espros Protonics. Das Labor soll im Innovationspark Zürich gebaut werden und Chips für Highend-Nischenanwendungen entwickeln und herstellen: für Robotik, autonome Fahrzeuge, Satellitenkommunikation, Quantencomputing und Anwendungen von künstlicher Intelligenz direkt auf Geräten.
Bis Ende Jahr soll die Finanzierungsfrage geregelt sein
Swissmem-Ressortleiter Ivo Zimmermann bestätigt die Pläne, die "Swissinfo" publik gemacht hat. "Die Projektverantwortlichen gehen von Investitionen aus in der Höhe von 100 bis 200 Millionen Franken", hält er fest. Für die Finanzierung laufen zurzeit Gespräche mit Bundesstellen und Kantonsbehörden, wie etwa dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco, dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation und der Standortförderung des Kantons Zürich. Aber auch grosse Industrieunternehmen werden angegangen.
Die Finanzierung soll über eine Partnerschaft von öffentlichen und privaten Partnern erfolgen. Bis Ende Jahr möchte das Konsortium die Finanzierungsfrage geregelt haben – um die Anlage bis 2028 zu eröffnen.
Das neue Labor orientiert sich an ähnlichen Laboren, die bereits bestehen. So haben Finnland mit VTT Micronova und Belgien mit dem "Imec FabLab" ihre lokalen Halbleiterindustrien stark gefördert. Und zurzeit werden auch in Italien und den USA grosse Summen investiert. Italien steckt zwei Milliarden Euro in ein Werk von ST Microelectronics auf Sizilien, das insgesamt auf fünf Milliarden Euro zu stehen kommt. Und in den USA investiert der Chiphersteller Texas Instruments 60 Milliarden US-Dollar in den Ausbau seiner Produktionsstätten.
Das Interesse der Rüstungsindustrie
Das Schweizer Konsortium versuche auch, Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall und Thales SA für das Vorhaben der Chipfabrik zu gewinnen, hat die Nachrichtenagentur "Bloomberg" geschrieben. Diese könnten die hoch entwickelten Chips in Radarsystemen und Waffen einsetzen. Rheinmetall lehnte gegenüber "Bloomberg" eine Stellungnahme ab, und Thales in Paris sagte, es gebe keine Investitionspläne.
Zimmermann von Swissmem bestätigt aber gegenüber CH Media: "Das verantwortliche Konsortium ist auch im Gespräch mit Firmen aus der Verteidigungsindustrie – aber nicht nur." Namen will er keine nennen.
Klar ist: Das Bundesamt für Rüstung Armasuisse muss ein gewisses Interesse haben am Projekt "Chip FabLab". Verteidigungsminister Martin Pfister und Rüstungschef Urs Loher wollen nämlich eine neue Schweizer Rüstungsindustrie aufbauen und setzen dafür auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit Hochschulen, KMU und Start-ups aus der Schweiz. Das haben sie vor kurzem mit der neuen Rüstungsstrategie aufgezeigt.
Im Zentrum dieser neu aufzubauenden Industrie stehen für Armasuisse Zukunftsfelder, in denen die Schweizer Wissenschaft schon heute zur erweiterten Weltspitze gehört und die für die Armee zentral werden: Drohnen, künstliche Intelligenz, Quantensensorik und Satelliten.
Auch Chips dürften in diese Kategorie fallen, da ein Land mit einem starken Chip-Ökosystem sicherstellt, dass es in einer Lieferkette eine wichtige Funktion spielt und nicht einfach ausgeschlossen werden kann.
Zwar sagt eine Armasuisse-Sprecherin gegenüber CH Media, die Behörde sei nicht am "Chip FabLab"-Projekt beteiligt und "aktuell" nicht in die Pläne involviert. Doch Armasuisse hatte gegenüber "Bloomberg" auch festgehalten: "Aus Sicht von Armasuisse kann dieses Projekt zur Sicherheit der Schweiz beitragen."
Zudem bezeichnete es Armasuisse als "möglich", dass die Finanzierung des Labors über Offset-Beschaffungsvereinbarungen erfolgen könne. Beim Konsortium "Swiss Chip Alliance" denkt man laut "Bloomberg" über diese Möglichkeit nach. Diese Aussagen, betont die Armasuisse-Sprecherin, seien nach wie vor gültig.
Dieser Artikel ist zuerst bei "Watson" erschienen.

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