Deutscher Markt im Visier

Cebit: Die Stimmung unter den Schweizer Ausstellern

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Die Schweizer Aussteller auf der diesjährigen Cebit waren mit dem B2B-Ansatz grösstenteils zufrieden. Viele kamen zum ersten Mal auf die ICT-Leitmesse. Mit Swissness wollen sie den deutschen Markt erobern.

Über 30 Schweizer Aussteller waren in diesem Jahr auf der Cebit präsent. Den grössten Einzelstand hatte Digitalstrom. Die restlichen Aussteller waren zumeist in Schweizer Pavillons über die Messe verteilt. Diese fanden sich in den Themen-Hallen "Digital Business Solution", "Research and Innovation" und "Business Security". Die Redaktion hatte die Gelegenheit mit einigen Ausstellern über ihre Eindrücke zu sprechen.

Neuausrichtung begrüsst

Die überwiegende Zahl der Schweizer Aussteller zeigte sich mit dem neuen B2B-Konzept der Messe zufrieden. Beispielsweise Frank Harzheim, CEO des Rechenzentrumsbetreiber Deltalis, war vor mehreren Jahren bereits mit einem anderen Unternehmen auf der Cebit vertreten. Er fand, dass die Neuausrichtung der Cebit gut getan habe.

Die meisten Aussteller sagten, dass sie zwar vergleichsweise wenige Gespräche geführt hätten, diese dafür aber qualitativ hochwertig gewesen seien. Die Gesprächspartner hätten über grosses technisches Wissen verfügt und vielversprechende Kontakte hätten sich ergeben. Entsprechend äusserten sich Stanislav Vrzhesen, Support Department Engineer von Mobile Trust Telecommunications, Frank Harzheim von Deltalis oder auch Jan Sedlacek von Radiar. Christine Dingler, Corporate Communications Manager bei Digitalstrom, hatte aber den persönlichen Eindruck, dass weniger Besucher zur Messe kamen.

Die Gründe für die Teilnahme

Viele der Schweizer Aussteller kamen zum ersten Mal auf die Cebit. Darunter beispielsweise Adnovum, Dentalis und auch die Schweizer Start-ups im Pavillon "Research and Innovation". Die Unternehmen aus dem zuletzt genannten Pavillon kamen entweder mit der Unterstützung der Hochschulen ETH, EPFL und Universität Zürich oder durch die Schweizer Informatik Gesellschaft zur Cebit. Andere Aussteller wurden durch Switzerland Global Enterprises unterstützt.

Als wichtigsten Grund für den Gang zur Cebit nannten die meisten Aussteller, dass sie in den deutschen Markt vordingen, beziehungsweise ihre Präsenz dort ausbauen wollen. Europaweite oder gar globale Expansion standen weit im Hintergrund. Sie versprachen sich, Kontakte mit anderen Ausstellern zu knüpfen und neue Partnerschaften angehen zu können.

Mit Swissness auf den Deutschen Markt

Dabei wollten sie mit Schweizer Werten wie Zuverlässigkeit und Gründlichkeit, aber auch mit politischer Stabilität, Sicherheit und Neutralität punkten. Um den Faktor Swissness zu unterstreichen hatten auch fast alle Aussteller Schweizer Schoggi als Werbegeschenk vorrätig, welche anscheinend auch gut ankam.

Vor allem im Sicherheitsbereich sei Swissness ein entscheidendes Verkaufsargument, sagte Bruno Affolter, Senior Sales Cyber Security Ruag Defence. In dieser Meinung pflichte ihm auch Stephan Schweizer, Executive Master Information Technology von Adnovum, bei. Für Schweizer Sicherheitsanbieter ist die Cebit der richtige Ort, um mit möglichen Partnern ins Gespräch zu kommen, sagte Schweizer weiter.

Die Expansionsschritte wollten alle Befragten aber langsam angehen. Amerikanischer Gründer- und Expansionsgeist war kaum zu spüren. Auf der Basis eines soliden Schweizer Geschäfts sollen die Expansionsschritte vorsichtig angegangen werden, war häufig zu hören.

Schweiz zeigt seine Innovationen

Petri Tanskanen, Doktorand an der ETH Zürich, zeigt die Erfolge seiner Forschungsgruppe im Bereich 3-D-Scanning. Mittels einer App kann ein normales Smartphone in einem 3-D-Scanner ungewandelt werden. Durch das Umfahren des zu scannenden Objekts mit der Smartphonekamera werden immer mehr Punkte zu einem 3-D-Bild hinzugefügt. Die Entwickler denken auch schon über einen kommerziellen Einstieg mit dem Produkt nach und ein Spin-off sei in Planung, kündigte Tanskanen an.

Zudem  präsentierten sich die EPFL-Spin-offs Ukeepit, Makesends und Visosafe. Ukeepit hat eine Lösung für sichereres Speichern von Daten in der Cloud entwickelt. Dabei werden Informationen aufgespalten und über mehre Clouds verteilt, sodass ein Angreifer nicht den vollen Datensatz erbeuten kann. Das Unternehmen Makesends beruht auf der gleichen Technologie und ermöglicht das sichere Versenden von Dateien über einen digitalen Tresor.

Visiosafe analysierte mittels Kameras Bewegungsmuster von Menschen und Fahrzeugen, beispielsweise an vielfrequentierten Orten. Auch für die Analyse in Geschäften eignet sich die Lösung, sagten die Macher. Erste Pilotinstallationen wurden bereits bei den SBB in Lausanne und Basel eingerichtet. Momentan arbeite das Unternehmen an einem Projekt in Korea, sagte Luigi Bagnato, COO von Visiosafe.

Fazit

Bei den Schweizer Ausstellern herrschte fast durchweg eine positive Stimmung vor. Sie berichteten von guten Gesprächen und neuen Kontakten, die für die weitere Entwicklung der Unternehmen wertvoll sein könnten. Da die meisten Gesprächspartner zum ersten Mal an die Cebit kamen, zeigten sie sich von den Ausmassen der Messe beeindruckt.

Bei über 6000 Ausstellern gingen die Schweizer Vertreter aber fast unter, auch wenn sie an viel frequentierten Orten positioniert waren. Die Stände waren eher unscheinbar und sachlich mit Schweizer Sujets gestaltet. Laut ICTSwitzerland sollte der diesjährige Auftritt die Ambitionen der Schweiz auf den Gastlandstatus unterstreichen.

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