10. Technology Forum von Studerus

Frauenkloster und Bergbahnen: Studerus prämiert Lieblingsprojekte mit Awards

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von Coen Kaat

Das zehnte Studerus Technology Forum ist vorbei. Am Nachmittag sprach ein ETH-Professor über die Gefahr, die Quantencomputer für heutige Verschlüsselungen darstellen. Zudem kämpften vier Unternehmen um zwei Preise an den Studerus-Projekt-Awards.

Andrea Dörig, Systemspezialist und Teamleiter ICT bei Parcom, Frank Studerus, Gründer und CEO von Studerus, und Robert Rohner, Team- und Projektleiter ICT bei Swisspro (v.l). (Source: Netzmedien)
Andrea Dörig, Systemspezialist und Teamleiter ICT bei Parcom, Frank Studerus, Gründer und CEO von Studerus, und Robert Rohner, Team- und Projektleiter ICT bei Swisspro (v.l). (Source: Netzmedien)

Am 21. November hat die 10. Ausgabe des Studerus Technology Forum (Tefo) stattgefunden. Zum Jubiläum gab es eine Lasershow sowie Einblicke in den Hackerangriff auf die ukrainische Stromversorgung und was die Schweiz dagegen unternimmt. Lesen Sie hier mehr dazu im ersten Teil der Berichterstattung zum Tefo 19. Rund 400 Personen kamen zum Anlass im Mövenpick-Hotel Zürich-Regensdorf.

Am Nachmittag stand ein weiteres Keynote-Referat auf dem Programm: Wie bedrohlich sind Quantencomputer für heutige Datenverschlüsselungsverfahren. Für diesen Vortrag holte Studerus Renato Renner, Professor für theoretische Physik an der ETH Zürich auf die Bühne.

Welche Auswirkungen Quantencomputer auf die Blockchain haben werden, sei derzeit noch zu wenig erforscht. Aber was kryptographische Verfahren betrifft, sei die Lage viel klarer. Verschlüsselungssysteme, die auf dem Faktorisieren von Primzahlprodukten beruhen (wie etwa RSA) oder auch der Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch und die Elliptische-Kurven-Kryptografie lassen sich mit Quantencomputern knacken. In gewissen Fällen ist die dafür nötige Software bereits vorhanden.

Renato Renner, Professor für theoretische Physik an der ETH Zürich. (Source: Netzmedien)

Bei der sogenannten Lattice-based-Kryptography, die auf Gitter-Probleme beruht, gibt es laut dem Professor derzeit noch keine bekannten Attacken mit Quantencomputern. "Aber das liegt wohl eher daran, dass es derzeit auch noch nicht so viele Softwareentwickler für Quantencomputer gibt", sagte Renner.

Asymmetrische Verfahren könnten fortbestehen

Eines der wenigen heute gängigen Verfahren, das auch im Quanten-Zeitalter noch funktionieren könnte, ist die AES-Verschlüsselung. Für derartige symmetrische Kryptographieverfahren gebe es noch keine Algorithmen. Noch.

Bei Brute-Force-Attacken auf mittels AES verschlüsselte Inhalte könnten Quantencomputer jedoch den benötigten Aufwand um ein vielfaches reduzieren. Dem könne man zwar entgegenwirken, indem man den Schlüssel verlängere. Allerdings vergrössere sich dadurch auch der Aufwand, diese Inhalte zu verschlüsseln.

Der Professor relativiert die Bedrohung allerdings auch: "Die heutigen Quantencomputer mit einer Leistung von 53 Qubits stellen noch keine Bedrohung dar für heutige Verschlüsselungen", sagte er. Auch eine Maschine mit 10'000 Qubits wäre noch kein Problem – dafür bräuchte der Rechner Millionen von Qubits.

"Bis wir solche Maschinen haben, wird es noch sehr lange gehen", sagte Renner. Denn heutige Quantencomputer seien etwa auf dem Stand, wo herkömmliche Computer in den 40er-Jahren waren, als Bits noch mit Röhren realisiert wurden. Bevor die Transistoren erfunden wurden.

Rund 400 Teilnehmer waren am Tefo 19 dabei. (Source: Netzmedien)

"Wir können zwar ein Quantenbit realisieren, aber die Technologie ist nicht klar skalierbar", sagte Renner. So sei etwa nicht gewiss, dass man die Rechenleistung im nächsten Jahr werde verdoppeln können. "Wir brauchen diesen Durchbruch", sagte der Professor. Darum seien Maschinen, welche die Kryptographie in Bedrängnis bringen könnten, sicherlich noch 10 bis 20 Jahre entfernt.

Kein Problem von Morgen

Trotzdem müsse man sich bereits jetzt mit dem Thema auseinandersetzen. Einerseits, weil die Änderung derartiger Verschlüsselungsverfahren viel Zeit bräuchten. Aber auch, weil man sonst heute keine Nachricht verschlüsseln könnte, die auch in 10 bis 20 Jahren noch verschlüsselt ist. Denkbar wäre es etwa, dass Unbefugte verschlüsselte Nachrichten abfangen, und einfach warten, bis sie diese entschlüsseln können.

Darum wird heute auch viel in die Quantenkryptographie und in die Quantenkommunikation investiert. Statt wie bisher die Verschlüsselung auf mathematische Probleme zu basieren, soll die IT-Security der Zukunft auf physikalischen Prinzipien beruhen.

Die Idee dahinter ist, das Quantenteilchen nur zu nutzen, um den Schlüssel zu teilen. Da man Quanteninformationen nicht lesen kann, ohne sie zu verändern, weiss der Empfänger auch immer, ob die Nachricht abgefangen wurde. Erste Produkte, die auf diesem Prinzip beruhen, seien bereits auf dem Markt. Jedoch sei sie sehr teuer, da man dafür spezialisierte Hardware benötige sowie eine direkte optische Verbindung zwischen Sender und Empfänger.

Frauenkloster und Bergbahnen ergattern Awards

Nach dem Exkurs in die Quantenphysik kehrte das Tefo zurück in die Welt der Netzwerke. Mit der Verleihung der Studerus-Projekt-Awards würdigte der VAD wie jedes Jahr zwei besondere Projekte.

Der Publikumspreis ging dieses Jahr an Parcom und das Projekt "70 Zyxel-Access-Points für ein Halleluja". Der IT-Dienstleister aus Emmen installierte eine Voice-over-WLAN-Lösung im Frauenkloster Sarnen.

Frank Studerus, CEO und Gründer von Studerus. (Source: Netzmedien)

Die Fachjury entschied sich für das Projekt "In Arosa dreht sich alles um Zyxel" von Swisspro. Das national tätige Unternehmen mit 19 Standorten in der Schweiz realisierte eine kreisförmige Switch-Core-Infrastruktur für die Bergbahnen Arosa. Dies erhöhe die Verfügbarkeit.

CEO Frank Studerus über Highlights, Ausblicke und Managed Services

Im Gespräch mit der Redaktion sprach Frank Studerus während dem Tefo 19 über die vergangenen und über das aktuelle Technology Forum. Ausserdem gab er Einblicke darüber, was seiner Meinung nach der grosse Trend für Studerus-Partner im Jahr 2020 sein wird.

Die Highlights aus den bisherigen 10 Ausgaben des Technology Forums?

Natürlich gibt es jedes Jahr wieder Highlights! Aber so spontan kommt mir da etwa der Vortrag von Ivan Bütler von Compass Security in den Sinn. Er führte am Tefo 17 einen Livehack vor. Ein weiteres Highlight war Rinspeed. Das Unternehmen zeigte am allerersten Tefo ein Konzeptauto, das auch tauchen kann. Ich bin auch stolz darauf, dass wir den Prototyp des Vogelflugsimulators Birdly am Tefo hatten. Das ehemalige Designprojekt der ZHdK ist unterdessen ein eigenes Spinoff.

Wie lief das diesjährige Technology Forum?

Das Tefo 19 lief rund! Wir hatten sehr viele unterschiedliche Themen dieses Jahr. Darum erweiterten wir das Programm auch auf 5 Tracks. So können die Besucher sich ihr Programm individuell zusammenstellen – ganz nach den eigenen Interessen. Das ist aus meiner Sicht auch die grösste Stärke des Technology Forums. Abgesehen davon blieb das Konzept unverändert. Es hat sich in den Vorjahren ja auch gut bewährt und wir sahen keinen Grund, etwas daran zu ändern.

Was macht das Tefo anders, als andere IT-Events?

Das Tefo ist natürlich eine Konferenz mit einem Messeteil und nicht eine Messe mit einem Konferenzteil. Unser Fokus ist, was dies betrifft, ganz klar. Zudem haben wir am Tefo keine der klassischen gekauften Vorträge. Denn diese arten oft in reine Produktvorstellungen aus. So können wir Systemintegratoren viel mehr wertvolle Informationen bieten.

Welches Thema wird die Studerus-Partner 2020 am meisten beschäftigen?

Managed Services. Niemand sollte einfach eine Firewall aufstellen, sich von seinem Kunden verabschieden und darauf warten, dass dieser anruft, weil er gehackt wurde. Bei Firewalls – idealerweise auch bei Netzwerken - sollte man immer einen Managed Service mit dazu anbieten. Unsere Firewalls lassen sich prima in solche Dienstleistungen einbinden. Und Mit der Cloud-Managment-Plattform Nebula können Reseller das gesamte Netzwerk überwachen. So können sie ihre Kunden auf Probleme hinweisen, noch ehe dieser davon etwas bemerkt.
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