Christof Zogg im Interview

Der Jury-Chairman über seine Highlights von Best of Swiss Web

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Christof Zogg hat die Entwicklung von Best of Swiss Web miterlebt und mitgeprägt. Der heutige Jury-Chairman weiss auch aus Erfahrung, was es heisst, als Auftraggeber oder Auftragnehmer im Wettbewerb mitzufiebern. Er spricht darüber, was ihn an den jeweiligen Rollen reizt und was für eine Art von Projekt er heute einreichen würde.

Christof Zogg, Jury-Chairman, Best of Swiss Web. (Source: zVg)
Christof Zogg, Jury-Chairman, Best of Swiss Web. (Source: zVg)

Was sind Ihre Highlights der Geschichte von Best of Swiss Web?

Christof Zogg: Awards sind ein beliebtes Marketingins­trument, sodass ich in den letzten beiden Jahrzehnten etliche neue Awards habe kommen und dann auch wieder gehen sehen. Es ist also bereits ein Highlight, dass Best of Swiss Web heuer seine 25. Durchführung erleben darf.

Heute sind Sie der Jury-Chairman – früher waren Sie auch als Auftragnehmer und Auftraggeber in den Wettbewerb involviert. Welche dieser Rollen ist die schönste und welche ist die schwierigste?

All die verschiedenen Rollen haben ihren Reiz. Den grössten emotionalen Kick erlebt man aber natürlich schon, wenn das eigene Projekt für den Master nominiert ist und man am Schluss der Award-Night nach drei Stunden nervöser Anspannung die Masterboje in die Höhe stemmen kann – so wie wir damals mit dem Redesign von SBB.ch. Eine schwierige Aufgabe mit fast schon detektivischem Charakter ist es, als Jury-Chairman jedes Jahr wieder die Mailadressen der über hundert Jurymitglieder ausfindig zu machen, die im Laufe des Jahres ihren Job gewechselt haben.

Angenommen, Sie könnten als Auftraggeber ein Projekt Ihrer Wahl einreichen: Worum ginge es, und worauf würden Sie achten?

Ich möchte der Branche ja nicht zu nahe treten und weiss, dass die Banken in ein enges regulatorisches Korsett gezwängt werden, aber ich fände den Versuch schon sehr reizvoll, im Onlinebanking einen neuen Benchmark zu setzen. Das würde nur gelingen mit hervorragendem Handwerk in den Web-Grunddisziplinen Creativity, UX und Technology und einer oder zwei funktionalen oder gestalterischen Innovationen, welche die Schweiz noch nie gesehen hat.

Sie waren auch schon Jurymitglied in der Kategorie Business. Welche Diskussionen bieten den meisten Zündstoff?

Ich war Mitglied in der Jury von Professor Ralf Wölfe, in der es meist sehr professionell und gesittet zu- und herging. Legendär war das Herumschieben der Projekt-Flipcharts, die jeweils den gesamten Boden des Sitzungszimmers bedeckten. Hitzig werden konnte es dann, wenn ein Teil der Jurymitglieder ein Projektfeature als sehr innovativ einstufte, während andere der Meinung waren, so etwas Ähnliches schon einmal irgendwo gesehen zu haben. 

Wie wirkt sich KI auf die Branche und auf Best of Swiss Web aus?

Prognosen sind bekanntlich immer dann schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen. Aber von diesem Disclaimer abgesehen: Ich erwarte kurz- und mittelfristig, dass KI-Features stark in unsere Webprojekte einfliessen werden. Erste Beispiele konnten wir in den letzten beiden Austragungen bereits beobachten. Ob das dann so weit gehen wird, dass wir künftig über völlig andere digitale Touchpoints interagieren werden – Microsoft-CEO Satya Nadella hat provokativ vom Ende von SaaS gesprochen – werden wir sehen. Ich bin mir aber sicher, dass sich Best of Swiss Web auch in diesem Fall erfolgreich an die Veränderungen anpassen würde. Denn auch «Best of Swiss AI»-Projekte würden von einem Schweizer Gütesiegel profitieren.

In der Musik, im Film oder in der Mode kommen immer wieder alte Trends zurück. Was können Webdesigner von heute von ihren Kollegen von damals lernen?

Ich schliesse nicht aus, dass es auch in der Webbranche Muster gibt, die man zur richtigen Zeit wieder erfolgreich aus der Mottenkiste der Geschichte zaubern kann. Aber erstens schauen wir auf eine vergleichsweise kurze, erst rund 30-jährige Geschichte zurück und zweitens wird unsere Branche viel stärker durch technologische Innovationen vorangetrieben, sodass ich bisher noch wenig Ideen-Recycling erlebt habe. 

Was braucht es, damit ein Projekt zum Sieger wird?

Um Master zu werden, muss ein Projekt ganzheitlich überzeugen – vom Back-End bis zum Front-End, vom Business-Case bis zur liebevollen Umsetzung der Details – und entsprechend in mehreren Kategorien eingereicht werden. Dann haben natürlich Projekte mit einem starken Brand und grosser Reichweite einen gewissen Vorteil. Doch neben den üblichen Verdächtigen gab es immer wieder überraschende Gewinner mit einer disruptiven Idee wie Ticketfrog oder die Live-Video-Beratung der Migros-Fachmärkte, die während Corona mit goldrichtigem Timing überzeugt haben. 
 

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