Wild Card von Daniel Liebhart

Die Zukunft der Motorfahrzeugkontrolle

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Sie steht vor dem Aus. Bald wird die MFK überflüssig, da jedes Fahrzeug jederzeit Auskunft über seine Mängel geben kann. Ein neues Betätigungsfeld für die Prüfstationen tut sich jedoch auf: die Informatikmittelkontrolle (IMK).

(Source: MicrovOne / iStock)
(Source: MicrovOne / iStock)

Die Hälfte von uns besitzt ein Auto und dieses muss regelmässig zur sogenannten "periodischen Fahrzeugprüfung". Auto Schweiz zählt in seinem Jahresbericht 2020-2021 etwas mehr als 4,7 Millionen Fahrzeuge, die wir im Schnitt neun Jahre lang nutzen. Jeder Personenwagen wird demnach gemäss VTS (Verordnung über die technische Zulassung von Fahrzeugen) im Minimum zwei Mal geprüft. Dabei gehen die Experten in der Schweiz 170 Prüfpunkte durch, um Verkehrssicherheit, Vorschriftskonformität und Umweltverträglichkeit sicherzustellen. Rund 15 Prozent der Fahrzeuge werden beanstandet und müssen zur Nachprüfung. Der Personal- und Zeitaufwand ist erheblich. Gemäss dem Amt für Strassenverkehr und Schifffahrt des Kantons Freiburg dauert eine Prüfung 15 Minuten und kostet 50 Franken. Gemäss der MFPBB (Motorfahrzeug-Prüfstation beider Basel) sind 65 Mitarbeitende notwendig, um 104 889 Fahrzeuge in einem Jahr zu prüfen. Und es sind im Minimum noch einmal so viele Menschen damit beschäftigt, die Prüfung vorzubereiten oder Mängel zu beheben.

Bald wird diese Geld- und Zeitverschwendung ein Ende haben. Was bereits am 1. Februar 2017 mit einer Verlängerung der Prüfperiode begann (aufgrund der markant höheren technischen Standards der Fahrzeuge), wird in naher Zukunft dazu führen, dass Fahrzeugprüfungen gänzlich überflüssig werden. Nicht nur die Qualität der Fahrzeuge wird besser, sie werden auch einfacher und sind auskunftsfreudiger.

Auch wenn die Hersteller keine konkreten Zahlen nennen, so wird in der Fachpresse seit knapp zehn Jahren von einem Durchschnittswert von 10 000 Teilen für ein Auto ausgegangen. Moderne Fahrzeuge haben wesentlich weniger Bestandteile, wodurch weniger Ressourcen verbraucht werden und die Fertigung stark vereinfacht werden kann. Ein Tesla Model 3 etwa besteht aus zirka 3000 Teilen. Ein typischer Elektromotor hat gemäss "NZZ" lediglich noch ein Sechstel der mindestens 1200 Teile eines Verbrennungsmotors. Weniger mechanische Teile bedeutet weniger Verschleiss und damit weniger Prüfnotwendigkeit.

Trotzdem können moderne Fahrzeuge wesentlich mehr, da der Einsatz von Software ganz neue und vernetzte Funktionen erlaubt. Wie etwa die schnelle und umfassende Überwachung des Zustands sämtlicher Bestandteile des Fahrzeugs. Diese Informationen können dank der Vernetzung der Fahrzeuge jederzeit von überall ausgelesen werden. Die VTS-Verordnung 741.41 schreibt unter amtlicher, periodischer Nachprüfung vor, dass die Identifikation des Fahrzeugs, die Bremsanlagen, die Lenkvorrichtung, die Sichtverhältnisse, die Beleuchtungseinrichtungen und die elektrische Anlage, die Fahrgestelle, Achsen, Räder, Reifen und Aufhängungen, übrige Ein- und Vorrichtungen und das Emissionsverhalten geprüft werden müssen. All das kann jederzeit ausgelesen werden und erfordert keine Prüfung mehr vor Ort. Es braucht überhaupt keine Prüfung mehr, da das Fahrzeug selbst die entsprechenden Tests vornimmt und damit jederzeit die Verkehrssicherheit des Autos gewährleisten kann.

Informatikmittelkontrolle

Es wäre sinnvoller, die Software zu überprüfen, die das Fahrzeug ständig überwacht, als das Fahrzeug selbst. Damit ergibt sich das zukünftige Betätigungsfeld der MFK. Eine Neuausrichtung liesse sich über die Fahrzeugprüfungen hinaus ausweiten zur Informatikmittelkontrolle (IMK). Eine entsprechende Verordnung über die technischen Anforderungen gilt es noch zu erarbeiten, würde uns allen aber sehr viel mehr helfen als veraltete Kontrollmethoden.

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