Papierlos unterwegs

Das iPad erobert die Transportbranche

Uhr | Aktualisiert
von Hélène Lelièvre

Ob im Zug oder im Flugzeug, das iPad hat Einzug in Führerstände und Cockpits gehalten. Es ersetzt Lösungen, die als zu schwerfällig, und Papierdokumente, die als zu sperrig gelten. Noch sind aber nicht alle rechtlichen Hürden aus dem Weg geräumt.

Der Hype um die Touchscreen-Tablets, allen voran das iPad, kursiert nicht nur unter Privatpersonen. Immer mehr Unternehmen setzen diese kleinen Geräte für spezielle Aufgaben ein, insbesondere auch die Transportbranche. So hat beispielsweise die SBB begonnen, einen Teil ihres Personals mit iPads der dritten Generation auszurüsten, darunter vor allem die Zugführer im Rahmen des Firmenprojekts "Touchscreen-Tablet".

Bislang verwendeten diese die Endgeräte Lifebook T1010 von Fujitsu, genannt "Lea II" (für Lokführer Electronic Assistant). Um diese veraltete Lösung zu ersetzen, hat sich die Bahn für die leichteren (das Gewicht der alten Modelle betrug mehr als ein Kilogramm), kompakteren und gleichzeitig mit helleren Bildschirmen ausgestatteten Tablets entschieden. Die Zugführer der SBB Cargo arbeiten bereits seit Oktober vergangenen Jahres mit dem neuen Gerät. Im Personenverkehr soll es ab Mai 2013 eingesetzt werden.

Von der Entmaterialisierung der Vorschriften…

Die Tablets halten zudem Einzug im Luftverkehr. Dem Beispiel von American Airlines folgend war Air France die erste europäische Luftfahrtgesellschaft, die den künftigen Einsatz von iPads in den Cockpits ihrer Flugzeuge ankündigte. Zunächst werden die 1400 Piloten der Boeing 777 mit einem persönlichen iPad ausgestattet; bis Sommer 2013 sollen alle Piloten des Unternehmens mit einem eigenen Tablet ausgestattet werden.

Der wichtigste Grund für die Einführung des iPads in den Cockpits liegt in der Menge der für die Steuerung von Flugzeugen und Zügen notwendigen Dokumentation. Bei den SBB können Papierdokumente wie Sicherheitsvorschriften und -dokumentationen und Zuginformationen direkt auf dem Tablet eingesehen werden. In der Luftfahrt wird das Gewicht der im traditionellen Pilotenkoffer aus schwarzem Leder transportierten Handbücher auf rund 15 Kilogramm geschätzt.

Diese Dokumente müssen während des Fluges, am Boden, bei Zwischenlandungen und am Heimatflughafen zugänglich sein. Bisher basierten alle von den Flugzeugbauern gestützten Electronic Flight Bags (EFB) auf PC-Systemen. Im Juli vergangenen Jahres gab Airbus jedoch bekannt, auch Apple-Tablets unterstützen zu wollen. Bereits 1997 hat der europäische Flugzeugbauer ein Projekt namens Less Paper Cockpit ins Leben gerufen, um den Piloten und Kopiloten eine komfortablere Arbeitsumgebung zu bieten und das Gepäckgewicht zu reduzieren.

…zur Pilotenhilfe

Und Airbus geht sogar noch weiter. "Vor fünfzehn Jahren hatte sich Airbus, das Vorreiter-Unternehmen bei der Verbreitung der ersten EFB-Anwendungen, zum Ziel gesetzt, die Papierdokumentation aus den Cockpits verschwinden zu lassen. Heute erleben wir den Beginn einer neuen Ära.

Dank der Verknüpfung des Inhalts unseres EFB mit dem vielfältigsten mobilen elektronischen Gerät der Welt, nämlich dem iPad von Apple, können die Linienpiloten die Leistung ihrer Maschine kinderleicht und mit den Fingerspitzen optimieren und dabei Zeit, Gewicht und Kosten einsparen", erklärt Didier Lux, EVP Customer Services bei Airbus.

Der Flugzeugbauer hat also in enger Zusammenarbeit mit den Technologie- und Luftfahrtexperten branchenbezogene Anwendungen unter dem Namen "FlySmart with Airbus" entwickelt. Sie sind im App Store erhältlich und helfen den Piloten bei der Berechnung von notwendigen Daten für den reibungslosen Ablauf ihres Fluges.

Vorbehalte der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA)

Dieses neue Tool zielt zudem darauf ab, den Zugang zu den technischen Informationen über die Flugzeuge zu verbessern und damit die Flugsicherheit zu erhöhen. Sobald sich das Tablet in Reichweite eines Wi-Fi-Anschlusses befindet, erfolgt eine umgehende Aktualisierung. Die Piloten haben damit in Echtzeit Zugriff auf die neuen Pilotenvorschriften, die meistens nach Unfällen oder Zwischenfällen auf anderen Flügen erlassen werden.

In Europa jedoch hat die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA), im Gegensatz zu ihrem amerikanischen Gegenstück, noch Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von iPads im Cockpit und hat ihre Zustimmung zu deren Verwendung noch nicht gegeben.

Solange diese Genehmigung nicht erfolgt, müssen Tablets im Cockpit weiterhin ausgeschaltet bleiben. Auch in den Zügen ist das iPad ein Tool, das die Steuerung des Fahrzeugs unterstützt. Das Gerät zeigt laufend die wichtigsten Informationen über die Strecke (Fahrplan, Langsamfahrstellen und Streckentabellen) an. Angesichts dieses Hypes ist es sehr wahrscheinlich, dass das iPad bald auch Einzug in unsere Autos halten könnte.